Kaum waren sie da, waren sie auch schon wieder weg. Das „Momo“ und „Karls“ wurden in der Corona-Krise eröffnet und überlebten die Krisenzeit nicht. Geschlossen hat auch die „Alte Feuerwache“ in der Nordstadt, die aktuell von der Stadt zur Verpachtung ausgeschrieben ist. Auch das Restaurant Credo in der Nähe des Friedhofs gibt es nicht mehr. Dafür ist nun an derselben Stelle seit Juli das griechische Restaurant Mythos zu finden.

Im Restaurant Mythos in Friedrichshafen gibt es original griechische Küche.
Im Restaurant Mythos in Friedrichshafen gibt es original griechische Küche. | Bild: Lena Reiner

Betreiber Vangjel Kosta führt das Lokal gemeinsam mit seiner Familie – Bruder und Schwiegermama – und seinen Freunden. Auf den Tisch kommt Essen, das es auch tatsächlich in Griechenland gibt, abseits der typischen Touristenorte.

Kosta ist seit fünf Jahren in Deutschland, hat zuvor 15 Jahre in der Gastronomie in Griechenland gearbeitet. Das Restaurant laufe gut, mittags kämen die Mitarbeiter der umliegenden Firmen, um sich etwas abzuholen, später am Tag sei vor allem das Restaurant gut besucht.

Wenn das Geschäft unberechenbar wird

In der Allmandstraße neben der Backstube Knor ist nun nach Jahren wieder ein Café zu finden. Wie läuft das Geschäft? Nicole Knor schildert es als unberechenbar: „Wir haben Tage, da wissen wir nicht, wie wir es schaffen sollen, jeder Tisch besetzt. Dann ist es leer. Egal, ob das Wetter schlecht ist, gut ist, wir können es an nichts festmachen.“ Hinzu kämen die gestiegenen Energiepreise und der Mangel an Personal. Die Heizung im Café könnten sie nicht einfach herunterdrehen: „Wenn man hier im Anorak sitzen muss, kommt doch keiner.“ Durch die Zwischentür nach draußen und die LED-Lampen sparten sie Energie, so weit es eben möglich sei.

„CaféZeit“ Knor in der Allmandstraße.
„CaféZeit“ Knor in der Allmandstraße. | Bild: Lena Reiner

Pizzabäcker Manuel Gjergjaj hat keine Angst

Auch in der Werastraße tut sich was. Statt einer Bäckerei beherbergt die Hausnummer 36 nun „L‘Arte della Pizza“. Das kleine Lokal mit exakt zehn Sitzplätzen hat als reiner Lieferdienst begonnen; erst kürzlich folgte der Umbau. Betreiber Manuel Gjergjaj hat drei Jahre lang professionelles Pizzabacken in seiner Heimat Kroatien gelernt, bevor er nach Deutschland kam. Ein Lokal zwischen Corona-Krise und Personalmangel aufzumachen? Er zuckt lachend die Schultern: „Ich habe keine Angst, ich vertraue darauf, dass man es schaffen kann, wenn man wirklich will.“

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Der Personalmangel sei die größte Hürde gewesen, auch die Mehlpreise hätten sich verdoppelt. Inzwischen beschäftigt er zehn Mitarbeiter; das Liefergeschäft laufe gut und während des Gesprächs wechseln die Gäste auf den wenigen Sitzplätzen nach dem Genuss ihrer frischen neapolitanischen Pizza zügig durch. Seit Kurzem hat Gjergjaj die Öffnungszeiten deutlich erweitert: von 11.30 bis 13.30 Uhr gibt es jetzt Mittagstisch; bislang öffnete er erst am späten Nachmittag.

Bei den Kunden sitzt das Geld nicht mehr so locker

Auch Vilma Camishi gibt sich optimistisch: „Ich habe mir gedacht, ich will nicht stehen bleiben; auch mit den ganzen Krisen. Es ist wichtig, weiterzumachen, das macht auch anderen Mut.“ Natürlich gebe es Risiken, wenn man in einer Krise eine Bar eröffne und sie merke auch, dass die Leute zweimal nachdenken, bevor sie hier Geld ausgeben. Seit dem Frühsommer betreibt sie im Erdgeschoss des Stadthotels Kleiner Berg ‚Vilmas – Die Bar‘ und steht dort sechs Tage die Woche selbst hinterm Tresen.

Vilma Camishi wollte schon immer etwas Eigenes eröffnen.
Vilma Camishi wollte schon immer etwas Eigenes eröffnen. | Bild: Lena Reiner/Archivbild

Seit Kurzem bietet sie auch Flammkuchen an und plant, weitere kleine Speisen ins Sortiment aufzunehmen. Mit einer Happy Hour, die sie montags bis samstags zwischen 18 und 20 Uhr eingeführt hat, möchte sie weitere Gäste anlocken. Denn es sei nicht ganz einfach, in der etwas abgeschiedenen Lage die Aufmerksamkeit der Leute zu erregen. „Man muss durchhalten“, sagt sie und dass das Geschäft grundsätzlich gut angelaufen sei.

Stadtmarketing spricht von einem besonderen Jahr

Thomas Goldschmidt vom Stadtmarketing resümiert nach einer Zusammenstellung der Neueröffnungen ohne Anspruch auf Vollständigkeit: „Es ist also 2022 so viel Neues entstanden wie schon lange nicht mehr – eine durchaus positive Dynamik. Ich denke die Beispiele zeigen, dass es in Friedrichshafen junge Leute mit Lust und tollen Ideen gibt, sich in der Gastronomie ihren Traum von der Selbstständigkeit zu verwirklichen. Und das, obwohl gerade besonders die Gastronomie durch den extremen Personalmangel, die steigenden Energiepreise sowie steigende Preise für Lebensmittel ausgebremst wird.“

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Dehoga-Pressesprecher Daniel Ohl klingt da etwas verhaltener: „Umsatz und Beschäftigtenzahlen im baden-württembergischen Gastgewerbe sind im Jahresverlauf 2022 wieder gestiegen, allerdings wurde in vielen Betrieben das Niveau von 2019 noch nicht wieder erreicht.“ Zur Zahl der Betriebe liege ihm nur eine Zahl von 2020 für den Bodenseekreis vor. Von 2019 auf 2020 sei die Zahl um 12 Prozent gesunken, was im Landestrend liege.