Auf 90 Folien bekamen die VfBler bei der Hauptversammlung am Montag einen überaus umfassenden Überblick, wie sich ihr Verein in den vergangenen beiden Jahren entwickelt hat. An das Dilemma, in dem man vor zweieinhalb Jahren steckte, erinnert sich kaum noch jemand. Im Sommer 2022 veröffentlichte der VfB: „Präsident dringend gesucht“. Zu diesem Zeitpunkt stand der größte Verein in der Stadt bereits zwei Jahre ohne Vereinschef da. Noch im selben Jahr wurde Jochen Benz einstimmig als Präsident gewählt, der mit einer ambitionierten Agenda antrat: „Wir wollen wachsen und attraktiver werden.“

Hohes Tempo bei Veränderungen

Doch das von ihm vorgelegte Tempo bei nötigen Veränderungen kommt nicht bei jedem in der VfB-Familie gut an. Zehn von rund 35 Delegierten aus den Abteilungen versagten ihm die Entlastung – nicht mehr als ein Zeichen der Unzufriedenheit. Dabei hat Jochen Benz etwas geschafft, was vor seiner Zeit ein riesiges Problem war. Bis auf die Position Marketing ist das VfB-Präsidium wieder komplett und mit 13 Aktiven offensichtlich voller Tatendrang. Mit der Wahl von Christian Sonders als Vize-Präsident Finanzen und Marian Friedrich für die Infrastruktur sind zwei neue Leute an Bord. Die langjährige Finanzchefin Alexandra Moosherr bleibt dem Präsidium als Beisitzerin erhalten.

Das neue Präsidium des VfB Friedrichshafen (von links): Jochen Benz (Präsident), Christian Sonders (Stellvertretender Präsident und ...
Das neue Präsidium des VfB Friedrichshafen (von links): Jochen Benz (Präsident), Christian Sonders (Stellvertretender Präsident und Vize-Präsident Finanzen), Lars Drießen (Beisitzer Recht), Alexandra Moosherr (Beisitzerin Finanzen), Oliver Wagner (Beisitzer IT/Digitalisierung/Prozesse), Aaron Haußmann (Beisitzer Marketing), Marian Friedrich (Vize-Präsident Infrastruktur), Onur Acikgöz (Beisitzer Sport), Lea Dederichs (Vize-Präsidentin Sport), Dirk Fissl (Beisitzer Recht), Caroline Steinbach (Vereinsmanagerin). Es fehlen: Francesca Brugger(Beisitzerin Organisation), Peter Stojanoff (Beisitzer Politik). | Bild: Vfb

Über 400 neue Mitglieder

Der Erfolg dieser Bemühungen schlägt sich auch in den Mitgliederzahlen nieder. Zum Jahresende wird der Verein die 4000er-Marke geknackt haben. Das sind über 400 Mitglieder mehr als Ende 2021. „Dass wir dieses Ziel ein Jahr früher als angepeilt erreichen, spricht für die Attraktivität des VfB“, freut sich der Präsident. Das verpflichte aber auch dazu, weiter an einer Verbesserung des Sportangebots in Friedrichshafen zu arbeiten.

Genau das ist alles andere als einfach. In der Stadt mangelt es nach wie vor an Hallenkapazitäten. Mehrere Abteilungen, darunter Basketball und Volleyball, haben deshalb einen Aufnahmestopp verfügt. Aber auch Übungsleiter fehlen, um noch mehr anbieten zu können.

Was machen die Pläne für eine Multifunktionsarena?

Vor gut einem Jahr stellte VfB-Präsident Jochen Benz eigene Pläne für den Bau einer Sportstätte öffentlich vor, und zwar für den Schul-, Vereins- und Spitzensport in Friedrichshafen. „Wenn nicht gewollt ist, dass wir unser Sportangebot massiv reduzieren, ist eine eigene Multifunktionsarena alternativlos“, erklärte er im Januar dieses Jahres und verwies auf eine Grobplanung. Für das Vorhaben versammelte der VfB über eine öffentliche Petition 2075 Unterstützer hinter sich. Auch OB Simon Blümcke machte sich in seinem Wahlkampf für dieses Projekt stark.

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Doch der Standort auf dem VfB-Gelände an der Teuringer Straße sei aus verschiedenen Gründen „nicht die Wunschlösung des VfB“, verdeutlichte Benz bei der Hauptversammlung nochmals. Dass dieser Neubau zunächst hier verortet wurde, lag an den Präferenzen der Stadt. Der VfB habe erstmals bereits im März 2023 der Verwaltung fünf Szenarien zur Standortentwicklung vorgestellt, die auch die Hallensituation einbeziehen. Das Rathaus habe danach signalisiert, dass lediglich ein Neubau auf dem VfB-Areal Teuringer Straße begleitet und unterstützt werden könne.

Wie es mit dem Projekt nun weitergeht, bleibt abzuwarten. Der VfB möchte laut Benz die Gespräche zum Thema Multifunktionsarena im nächsten Jahr wieder aufnehmen. Anfang Dezember erhielt die Stadt die Nachricht, dass die ZF-Arena abgerissen werden darf. An der Stelle plant die Stadt nach Ratsbeschluss im Februar 2024 eine neue Großsporthalle. Am 11. Dezember habe die Stadt informiert, dass der VfB als wichtiger Beteiligter eingeladen wird, wenn es um die Bedarfsplanung geht.

Der VfB Friedrichshafen hat ein neues Ehremitglied. VfB-Präsident Jochen Benz überreicht die Urkunde an Siegfried Janischek von der ...
Der VfB Friedrichshafen hat ein neues Ehremitglied. VfB-Präsident Jochen Benz überreicht die Urkunde an Siegfried Janischek von der Leichtathletik-Abteilung, der seit über 60 Jahren im Verein ist. | Bild: Cuko, Katy

Mitglieder spenden ihre Pauschalen

Durch die Corona-Pandemie sind dem Verein in den vergangenen Jahren die Erlöse aus Spenden und Sponsoring eingebrochen. Von 2020 bis 2023 gingen insgesamt rund 220.000 Euro weniger ein als noch 2019. Ohne die aktive Hilfe der eigenen Mitglieder sähe das Finanzergebnis noch ganz anders aus. Nach VfB-Angaben spenden viele der 100 Übungsleiter und 800 Ehrenamtlichen die ihnen zustehenden Pauschalen zurück an den Verein. Von den rund 345.000 Euro, die ausbezahlt wurden, landeten 2022 insgesamt 210.000 Euro als Spende wieder in der VfB-Kasse.

Ansonsten steht der Verein finanziell solide da, hat das Geschäftsjahr 2023 mit einer schwarzen Null abgeschlossen, lässt man die Profi-Volleyballer außen vor.

Jetzt LED-Flutlicht auf den Rasenplätzen

Erste große Baustellen hat der VfB in diesem Jahr abgeschlossen. Mit einer neuen LED-Fluchtlichtanlage auf den Plätzen am Stadion wird nicht nur Energie, sondern langfristig auch Geld gespart. Bei Kosten von gut 200.000 Euro muss der Verein selbst 30.000 Euro finanzieren. Der Parkplatz an der Teuringer Straße wurde instand gesetzt. In der Sporthalle laufen die Renovierungen vor allem der Sanitäranlagen noch, aber Duschen und Toiletten funktionieren wieder. Ob und wie man die Heizung tauschen kann, bleibt offen. Nicht weniger herausfordernd war die Beseitigung der Sturmschäden am Bootshaus der Kanuten am Seemooser Horn.