Tut sich jetzt etwas an Schulen und Kindergärten? Zuletzt waren die Forderungen nach Luftfiltergeräten lauter geworden – auch am Bodensee. Carmen Heritier beispielsweise, Mutter eines Kindergartenkindes, will im Kampf gegen Corona mehr tun als lüften. Sie hat dem Kindergartenträger – in diesem Fall der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde – und der Stadt Friedrichshafen vorgeschlagen, mit Spendengeldern entsprechende Geräte zu organisieren.

Carmen Heritier
Carmen Heritier | Bild: Heritier

Das wurde bislang abgelehnt, trotzdem macht sie sich weiter für eine Lösung stark. Robert Algner, Kirchenpfleger der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Friedrichshafen, erklärt dazu: „Nach einer Sitzung haben wir uns darauf verständigt, nunmehr noch mal mit der Stadt Friedrichshafen zu diesem Thema in engen Kontakt zu treten, um Möglichkeiten zu prüfen.“

Das könnte Sie auch interessieren

Auch in Fischbach hatten sich Eltern für den Einbau von Lüftungsanlagen ausgesprochen, um Schulen und Kindergärten langfristig offen halten zu können. Ein Vorschlag darunter: Forscher des Max-Planck-Instituts für Chemie haben eine Lüftungsanlage konstruiert, die sich mit Materialien aus dem Baumarkt nachbauen lässt. Kostenpunkt für das Material: rund 200 Euro.

Könnten solche Anlagen nicht von Eltern zusammen mit Hausmeistern und städtischen Mitarbeitern auch in Friedrichshafen gebaut werden? Nach der Abwägung der Vor- und Nachteile wurde vonseiten der Stadtverwaltung auch dieser Idee eine Absage erteilt.

Kommt jetzt trotzdem Bewegung in die Sache?

„Raumlufthygiene hat in der Corona-Pandemie natürlich einen besonders hohen Stellenwert und steht im Fokus und in der Diskussion“, wird Bürgermeister Andreas Köster, in dessen Dezernat die Verantwortung für Schulen und Kitas liegt, in einer Mitteilung zitiert. Man nehme die Rückmeldungen aus Schulen und Kitas sowie von Eltern ernst. Gleichzeitig folge die Stadt den Vorgaben und Empfehlungen des Landes und des Bundes, die das regelmäßige und richtige Lüften als zentrale Maßnahme bewerten.

CO2-Melder zeigen zwar keine Virenbelastung an, zeigen aber, wann die Luft verbraucht ist.
CO2-Melder zeigen zwar keine Virenbelastung an, zeigen aber, wann die Luft verbraucht ist. | Bild: Stadt Friedrichshafen

Je ein CO2-Melder für Kitas und Schulen

Dennoch hat die Stadt nun eigenen Angaben zufolge für alle städtischen Kitas und Schulen sogenannte CO2-Melder beschafft: Schulen und Kitas erhalten je einen CO2-Melder, der in unterschiedlichen Räumen eingesetzt werden kann. Die kleinen Geräte zeigen zwar nicht die Virenbelastung in der Luft an, aber sie seien ein guter Zeiger für „verbrauchte“ Luft. „Wir wollen nun an Schulen und Kitas sehen, ob die Geräte hilfreich sind – und ermuntern die Nutzer ausdrücklich, die Geräte in verschiedenen Räumen zu testen und uns Rückmeldung zu geben, ob sie sinnvoll sind“, so Köster.

Jetzt auch Luftfilteranlagen für einige Räume

Für bestimmte Räume werden nach Angaben der Stadt außerdem Luftfilteranlagen eingesetzt. An den Schulen insbesondere in den Mensen. „Hier nutzen täglich viele Schüler die Räume in sehr kurzer Zeit, die Möglichkeiten zum schnellen Luftaustausch sind unterschiedlich gut“, teilt die Stadt mit. Daher habe man für elf Schulen jeweils zwei Luftreinigungsgeräte bestellt.

Dazu zählen die Merianschule, das Karl-Maybach- und das Graf-Zeppelin-Gymnasium, das Schulzentrum Ailingen, die Albert-Merglen- sowie Pestalozzi-Schule, Ludwig-Dürr-Schule, Grundschule Kluftern, Schule Schnetzenhausen, Bildungshaus Berg und Don-Bosco-Schule Ettenkirch.

Mund-Nasen-Schutz und Abstand halten – an den Schulen wird auf die AHA-Regeln aufmerksam gemacht.
Mund-Nasen-Schutz und Abstand halten – an den Schulen wird auf die AHA-Regeln aufmerksam gemacht. | Bild: Fabiane Wieland

Bei der Wahl der Modelle seien Raumgröße, Belüftungsmöglichkeiten, Geräuschentwicklung und Nutzung des Raums berücksichtigt worden. Die Geräte seien kein Ersatz, sondern allenfalls als Ergänzung zum Lüften geeignet.

An den meisten Kitas sieht die Stadt keinen Handlungsbedarf

In den Kitas habe sich laut der Stadtverwaltung hingegen gezeigt, „dass in der Regel in allen 45 Kitas im Stadtgebiet die Lüftungsempfehlung von Land und Umweltbundesamt gut umgesetzt werden kann“. In der Schule und im Kindergarten Kluftern seien für die Mensa und den Werk- und Technikraum zusätzlich mobile Luftreinigungsgeräte bestellt worden. Für einzelne Räume des Familienzentrums Noajda sowie einen Raum im Kindergarten St. Petrus Canisius wurden den jeweiligen Trägern der Einsatz von Luftreinigern empfohlen. Ob die Geräte vom Träger beschafft werden, ist nach Angaben der Stadt dessen Entscheidung.

Auch an den Kindergärten gibt es große Hinweisschilder.
Auch an den Kindergärten gibt es große Hinweisschilder. | Bild: Fabiane Wieland

Begutachtung vor Ort nur bei Bedarf oder Unsicherheiten

Doch hätten die Räume in allen Schulen und Kindergärten nicht schon früher überprüft und spätestens im Sommer Vorkehrungen getroffen werden müssen? Die Stadt sieht hier keine Versäumnisse: „Aus den Einrichtungen wurden uns dazu seit Frühjahr keine Probleme gemeldet. Aufgrund der aktuell verstärkten und bundesweiten Diskussion zum Lüften in Schulen und Kitas haben wir die Frage der Belüftung aber vonseiten der Stadtverwaltung aufgegriffen und bei Schulen und Kitas abgefragt.“ Mitarbeiter des Stadtbauamts haben die Situation vor Ort nur „bei Bedarf oder Unsicherheit“ begutachtet.

Das könnte Sie auch interessieren

„Aufgrund der bisher nur vereinzelt aufgetretenen Infektionen in Kitas gehen wir davon aus, dass die Vorgaben des Landes, die bisherigen Maßnahmen und unsere Hygienekonzepte greifen: Kitas haben sich bisher nicht als besonders auffällig im Pandemiegeschehen dargestellt – auch wenn das natürlich Infektionen in Kitas nicht ausschließt“, betont Bürgermeister Köster. Die Stadt werde die Entwicklung und die Empfehlung der Experten weiter verfolgen und entsprechend reagieren.

Nach Angaben des Gesundheitsamts gab es im gesamten Landkreis bislang zehn Corona-Fälle an Kindergärten und 52 Fälle an Schulen, wobei auch Erwachsene – Lehrer, Erzieher etwa – eingerechnet werden.

Belüftungssituation hat Auswirkungen
auf Quarantänemaßnahmen

Entscheidet das Gesundheitsamt bei der Anordnung von Quarantänemaßnahmen an Schulen und Kindergärten auch danach, wie die Belüftungssituation vor Ort ist? „Ja, das spielt eine Rolle“, sagt Kreissprecher Schwarz, „soweit wir zum Zeitpunkt der Entscheidung hierüber belastbare Informationen haben“. Grundsätzlich müssten bei einem Fall in einer Kindergartengruppe alle Angehörigen der Gruppe in Quarantäne und in einer Schulklasse die direkten Sitznachbarn. Zusätzlich in beiden Umfeldern die ermittelten weiteren engen Kontaktpersonen.

Robert Schwarz, Pressesprecher des Landratsamts
Robert Schwarz, Pressesprecher des Landratsamts | Bild: Landratsamt Bodenseekreis

„Wenn es jedoch Hinweise gibt, dass die Hygienekonzepte gravierend durchbrochen wurden oder es aus Sicht des Infektionsschutzes andere heikle Situationen gegeben haben könnte, muss der Personenkreis entsprechend erweitert werden“, erläutert Schwarz. Die üblichen Konstellationen seien hier Durchmischungen der Klassen, Sportunterricht mit diffusen Kontakten und schlecht belüftete Räume.