Aktuell sind die Öffnungszeiten in einigen Häfler Kindergärten eingeschränkt. Das bestätigen die Träger auf Nachfrage. Grund sind personalbedingte Engpässe, zum einen wegen der Grippewelle, zum anderen wegen Corona. So können einige Erzieher nach Aussage der Träger beispielsweise nicht arbeiten, weil sie zur Risikogruppe gehören oder weil sie in coronabedingter Quarantäne sind.
„Kindergärten sind bisher keine Infektionsschwerpunkte„
Nachweislich positiv auf Covid-19 getestet wurden seit Beginn der Pandemie fünf Erzieher in der Zeppelinstadt (Stand: Montag). Das gibt Robert Schwarz, Pressesprecher des Landratsamtes Bodenseekreis, bekannt. Insgesamt gab es in den Häfler Kindergärten bisher nur neun Corona-Fälle, sieben davon in den vergangenen drei Wochen. Neben den Erziehern wurden außerdem vier Kinder mit dem Virus infiziert. „Kindergärten sind bisher keine Infektionsschwerpunkte, in der Regel kommt das Virus von außen“, betont Schwarz.
Eltern wünschen sich klare Kommunikation und Transparenz
Diese Zahlen seien den Eltern bislang verschwiegen worden, sagt Nicole Dathe. Die Gesamtelternbeirätin der Häfler Kindergärten erzählt, dass sie mehrfach beim Gesundheitsamt nachgefragt und keine Auskunft bekommen habe. „Wir brauchen Kenntnis, ganz klare Kommunikation und Transparenz“, fordert sie. „Nicht nur für uns Eltern und die Kinder, sondern auch für die pädagogischen Fachkräfte.“

Neben wenig Kenntnis und Transparenz sieht Nicole Dathe auch die verschiedenen Quarantäneanordnungen des Gesundheitsamtes kritisch. Für sie sei es unverständlich, dass manche Kita-Gruppen eine Woche in coronabedingte Quarantäne müssen, andere dagegen 14 Tage.
„Warum reicht eine Woche denn manchmal nicht aus? Wenn zwei negative Corona-Tests vorliegen, sollte es eigentlich reichen“, findet die Mutter. Zum einen sei es für die Kinder nicht schön, so lange zu Hause zu bleiben. Zum anderen sei es für die Eltern ohnehin schwer, sich in solchen Zeiten beruflich zu organisieren.
Gesundheitsamt berücksichtigt Umstände des Einzelfalls
Robert Schwarz betont, dass das Gesundheitsamt „so gut es geht die Umstände des Einzelfalls berücksichtigt“. Deswegen könne es zu abweichenden Entscheidungen kommen. Von den Quarantänemaßnahmen im Kindergartenumfeld seien seit Beginn der Pandemie in Friedrichshafen etwa 200 Kinder und Erzieher betroffen gewesen.
Die Quarantäneregeln bestimmt das Gesundheitsamt. Doch viele weitere Maßnahmen werden von Kita-Träger zu Kita-Träger und von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich gehandhabt. „Mit den verschiedenen Regeln kommen einige Eltern auf Dauer nicht klar“, erzählt Nicole Dathe, die regelmäßig Kontakt zu zahlreichen Müttern und Vätern hat. „Die Lage in den Kindergärten ist sehr unterschiedlich.“
Zum Beispiel dürften Eltern in manchen Kitas die Sprösslinge nur noch am Eingang abgeben und abholen. In anderen Einrichtungen gebe es diesbezüglich keine Einschränkungen. „Gerade die Bring- und Holzeiten sind wichtig für den Austausch von Erziehern und Eltern. Hier kann man sich über aktuelle Umstände des Kindes austauschen“, sagt Nicole Dathe. Sie und einige Eltern finden die Regel verzichtbar. „Wer eine Maske trägt, wird ja wohl in den Kindergarten gehen dürfen.“
Auch bei der erlaubten Gruppengröße gebe es Unterschiede: „In einigen Kitas werden die Kinder weiterhin zusammen in zwei Gruppen betreut, in anderen nicht.“ Diese Regel sei für die Eltern nicht nachvollziehbar. „Es ist doch nachweislich so, dass Kitas keine Infektionsherde sind. Sollen lieber Öffnungszeiten gekürzt statt Gruppen zusammengelegt werden?“, fragt sich Nicole Dathe.
Corona-Verordnung besagt: Zwei Gruppen dürfen gemischt werden
Seitens der Stadt heißt es dazu, dass jede Einrichtung in Abstimmung mit ihrer Trägerschaft Hygienekonzepte aufstellt. Monika Blank, Pressesprecherin der Stadt Friedrichshafen, bekräftigt, dass es aktuell laut Corona-Verordnung des Landes die Möglichkeit gibt, bis zu zwei Kindergartengruppen zu mischen. Von dieser Möglichkeit machen die städtischen Kitas ihren Angaben zufolge Gebrauch.
Auch die Kitas der Katholischen Kirche legen Gruppen zusammen. Doch das löse das Problem nur bedingt, wie Ulrike Weiß erklärt. Die Leiterin des Katholischen Verwaltungszentrums Friedrichshafen nennt ein Beispiel: „Es kann sein, dass in Allmannsweiler früh am Morgen nur fünf Kinder da sind, aber jedes stammt aus einer anderen Gruppe. Dann muss ich trotzdem drei Gruppen öffnen anstatt bislang nur einer.“
Regelung der Öffnungszeiten in den Häfler Kindergärten im Überblick:
- Städtische Kitas: In den städtischen Kindergärten, die momentan von Personalmangel betroffen sind, seien die Öffnungszeiten „zumeist ein bis zwei Stunden verkürzt“. Das gibt Monika Blank bekannt. Dass es von dieser Regel Abweichungen in beide Richtungen geben kann, sei nicht ausgeschlossen. Blank ergänzt: „Vereinzelt entfallen bei Regelgruppen die Betreuungszeiten am Nachmittag.“
So war es beispielsweise an einigen Tagen im Oktober im Kindergarten Kluftern. „Aufgrund fehlenden Personals musste kurzfristig die Betreuung um drei Stunden verkürzt werden.“ Die Kita-Gebühren werden entsprechend der gekürzten Stundenzahl jedoch nicht verringert – zumindest nicht, wenn sich die Betreuungszeit von neun auf acht Stunden verkürzt. Laut Satzung der Stadt zähle in diesem Fall weiterhin die Gebühr für eine Betreuung von „maximal neun Stunden“.

Ob in nächster Zeit weitere Stunden reduziert werden müssen, sei laut Monika Blank nicht vorauszusehen. Sie betont: Die Situation in den Kindergärten könne sich täglich ändern. „Pandemiebedingt können wir Einschränkungen in der Betreuung, Schließungen von Gruppen oder einer Kita grundsätzlich nicht ausschließen – auch wenn diese im Moment nicht absehbar sind.“ Das Ziel der Stadt sei eine enge Abstimmung mit den Eltern und eine verlässliche Betreuung.
- Katholische Kitas: Auch in Kitas der Katholischen Kirche gibt es momentan verkürzte Öffnungszeiten. Hier fällt die Reduzierung der Stunden etwas geringer aus als in den Kindergärten der Stadt: Die Betreuungszeit von zwei Gruppen im Kindergarten Allmannsweiler beispielsweise wurde von sieben Stunden auf sechs Stunden reduziert, im Kinderhaus Riedlepark wurden die Hol- und Bringzeiten um je 30 Minuten gekürzt.
„In beiden Einrichtungen waren die Eltern überwiegend verständnisvoll, holen ihre Kinder zum Teil noch deutlich früher ab“, berichtet Ulrike Weiß. Selbstverständlich gebe es auch einzelne Familien, für die diese Einschränkungen problematisch sind. Beispielsweise dann, wenn die Hol- und Bringzeiten nicht zu den Arbeitszeiten im Beruf passen.

Weiß betont: Alle Eltern, deren Kinder von den verkürzten Betreuungszeiten betroffen sind, zahlen in dieser Zeit weniger Kita-Gebühren. „Selbstverständlich müssen die Beiträge nicht in voller Höhe bezahlt werden, sondern werden entsprechend gekürzt.“
- Evangelische Kitas: Wie Robert Algner, Kirchenpfleger der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Friedrichshafen, berichtet, sind einige evangelische Kitas zeitweise von verkürzten Öffnungszeiten betroffen. „Meist handelt es sich um ein bis zwei Stunden, die wegfallen“, sagt Algner. Er betont, dass die Einschränkungen nicht auf lange Sicht gelten. „Es sind meist kurzfristige Umstände, die uns dazu veranlassen, die Kitagruppen etwa an einem Tag eine Stunde früher – manchmal auch komplett – zu schließen.“
Diese Umstände könnten beispielsweise personalbedingt sein. Etwa, wenn eine Erzieherin kurzfristig erkrankt und ihre Vertretung im Urlaub ist. „Hier haben es kleine Kindergärten oft schwieriger als große, weil es nicht viel Personal gibt, das einspringen kann“, erklärt Algner. Die Gebühren der evangelischen Kitas bleiben nach aktuellem Stand unverändert. „Es gibt nichts, dass eine teilweise Rückerstattung der Gebühren rechtfertigen würde. Denn die Betreuung ist weitgehend gesichert“, sagt Robert Algner.
Wie der Kirchenpfleger erzählt, fallen die Reaktionen der Eltern auf die eingeschränkten Öffnungszeiten ungleich aus. Während manche froh darüber seien, dass die Kita so weit es geht geöffnet ist, würden andere die Corona-Regeln infrage stellen. „Das wird immer so sein. Solange es verschiedene Eltern gibt, gibt es auch verschiedene Meinungen.“