„Ja, wir rechnen mit Kindergartenschließungen.“ Ein Satz, der in der Corona-Pandemie für Besorgnis bei Mamas und Papas führt. Ein Satz, den zumindest die Katholische Kirche als Träger einiger Häfler Kindergärten derzeit aber nicht anders formulieren kann. Denn die Gruppen in den Kindergärten sind, so heißt es in der aktuellen Corona-Verordnung, „in möglichst konstant zusammengesetzten Gruppen zu betreuen“. Dass diese Regel nicht immer einfach umzusetzen ist, berichtet Ulrike Weiß.

„Während der Grippewelle haben wir große Probleme, das Personal zu ersetzen“

Sie ist Leiterin des Katholischen Verwaltungszentrums Friedrichshafen und hat einen Überblick über die Situation in den katholischen Kindergärten: „Die Träger sind gefordert, alles zu tun, um Schließungen zu vermeiden. Das raubt uns viel Energie und während der derzeitigen Grippewelle haben wir große Probleme, das Personal zu ersetzen.“

Ulrike Weiß, Leiterin des Katholischen Verwaltungszentrums: „Die Träger sind gefordert, alles zu tun, um Schließungen zu ...
Ulrike Weiß, Leiterin des Katholischen Verwaltungszentrums: „Die Träger sind gefordert, alles zu tun, um Schließungen zu vermeiden.“ | Bild: Corinna Raupach

Ungewissheit für viele Eltern „sehr beunruhigend“

Für die Eltern der Kita-Kinder sei die momentane Situation nicht einfach, bestätigt Ulrike Weiß. „Die Ungewissheit ist für viele sehr beunruhigend, weil sie von einem Tag auf den anderen eine Betreuung privat organisieren müssen“, sagt sie.

Immer öfter würden auch Omas und Opas zur Betreuung herangezogen. „Die Pandemie macht deutlich, dass es ohne den gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht geht und auch die Arbeitgeber sind gefragt, ihre Mitarbeiter zu unterstützen, indem sie Schichtarbeit oder mobiles Arbeiten anbieten und diejenigen bevorzugt heranziehen, die keine Kinder zu betreuen haben.“

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Weiß betont: Eltern müssten gewappnet sein, dass sie jederzeit von einer Kindergartenschließung betroffen sein können. „Sie sollten sich also bereits im Vorfeld Gedanken machen, wie ihr ganz persönlicher Pandemie-Plan aussieht, Absprachen mit dem Bekannten- und Verwandtenkreis treffen und sich im Vorfeld genau informieren, welche Angebote ihr Arbeitgeber vorhält“, rät die Leiterin des katholischen Verwaltungszentrums.

Wann kommt es überhaupt zu einer Kita-Schließung?

Ulrike Weiß unterscheidet für die katholischen Kitas zwei Szenarien, die zu einer Schließung führen können. Zum einen sei es möglich, dass Kinder oder Erzieher am Coronavirus erkranken. „Dann ordnet das Gesundheitsamt die (Teil-)Schließung an“, erklärt sie.

Das sei vor Kurzem im Kindergarten Allmannsweiler der Fall gewesen. „Die Kinder und Erzieher wurden in Quarantäne geschickt, weil ein Kind mit Corona infiziert war. Die übrigen vier Gruppen liefen weiter und es ist auch kein Infektionsherd daraus entstanden, das heißt es wurden keine weiteren Kinder oder Erzieher infiziert.“

„Bislang haben wir in unseren 17 Einrichtungen nur zwei, die mit moderat gekürzten Betreuungszeiten eingeschränkt sind.“
Ulrike Weiß, Leiterin des Katholischen Verwaltungszentrums Friedrichshafen

Ein weiteres Szenario, dass Weiß schildert: Zu viele Erzieher sind krank. In diesem Fall entscheidet der Träger, ob die Betreuungszeiten gekürzt, eine Gruppe oder sogar der gesamte Kindergarten geschlossen werden.

„Bislang haben wir in unseren 17 Einrichtungen nur zwei, die mit moderat gekürzten Betreuungszeiten eingeschränkt sind“, sagt Weiß. Dabei werde nicht immer die Betreuungszeit an sich eingeschränkt, sondern teilweise nur die Intervalle für die Abhol- und Bringzeiten der Kinder. „Das spart schon eine Menge Personal.“

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14 Kitas in Friedrichshafen haben den Betrieb eingeschränkt

Auch die Stadt Friedrichshafen behält die Gesamtsituation in den Kitas im Blick. Erst vor einigen Tagen wurde ein Brief verschickt, in dem die Kindergärten zu den momentanen Umständen befragt wurden. „Wir wollen ja wissen, wie die Lage vor Ort aussieht“, begründet Monika Blank, städtische Pressesprecherin. Nur dann könne gehandelt werden.

Monika Blank, Pressesprecherin Stadt Friedrichshafen: „Es gibt einige Kitas, bei denen es zu einer Einschränkung von ...
Monika Blank, Pressesprecherin Stadt Friedrichshafen: „Es gibt einige Kitas, bei denen es zu einer Einschränkung von Öffnungszeiten kommt.“ | Bild: Stadt Friedrichshafen

Aus den Rückmeldungen auf den städtischen Brief geht hervor, dass momentan 14 von 45 Kindergärten von Einschränkungen betroffen sind. „Es gibt einige Kitas, bei denen es zu einer Einschränkung von Öffnungszeiten kommt, da sie einen vollumfänglichen Betrieb aktuell nicht mehr sicherstellen können“, gibt Monika Blank Auskunft.

Meist seien die Auflagen – wenn überhaupt notwendig – jedoch überschaubar, indem die Öffnungszeiten zumeist ein bis zwei Stunden verkürzt sind. Eine komplette Schließung der Kitas sei nicht absehbar, zumal dies die Corona-Verordnung derzeit nicht beabsichtigt.

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