Die Schüler kennen die Hygieneregeln auswendig: „Wir müssen unsere Hände waschen, sobald wir im Gebäude sind, im Gebäude ist Maskenpflicht und es dürfen nur zwei Leute gleichzeitig in die Toiletten“, zählt Maria Meichle auf. Sie ist Zehnklässlerin an der Droste-Hülshoff-Schule in Friedrichshafen. Robert Müller, Elfklässler am Technischen Gymnasium der Claude-Dornier-Schule, sagt: „Es gibt an jedem Eingang Desinfektionsmittel und die Raucherplätze sind gesperrt.“ Konstantin Wolf, Schülersprecher am Karl-Maybach-Gymnasium (KMG), ergänzt: „An unserer Schule haben wir ein Einbahnstraßensystem, daher begegnet man sich in den Gängen nicht so oft.“

An Einbahnstraßen und Masken im Schulgebäude haben sich die Schüler gewöhnt.
An Einbahnstraßen und Masken im Schulgebäude haben sich die Schüler gewöhnt. | Bild: Corinna Raupach

Infektionen bislang nur außerhalb der Schulen

Steffen Rooschüz, geschäftsführender Schulleiter der Friedrichshafener Schulen, ist zufrieden mit dem Schulstart unter Pandemie-Bedingungen. Er sagt: „Die große Befürchtung, dass Schulen zu Orten werden, an denen das Virus weitergegeben wird, hat sich nicht bestätigt.“ Bei den Corona-Fällen, die es nach den Sommerferien an Häfler Schulen gab, hätten sich die Schüler außerhalb der Schule angesteckt und in der Schule niemanden infiziert. Die Hygienepläne an den Schulen funktionierten. „Jetzt ist es wesentlich, dass wir diese konsequent weiterführen.“

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Das bestätigen seine Schulleiterkollegen. Burkhard Zapkau, Rektor der Stephan-Brodmann-Schule in Immenstaad, sagt: „Unser Hygienekonzept hat sich schon vor den Ferien bewährt, da wir in den letzten Wochen alle Schüler im Regelbetrieb hatten. Es mich mich sehr gefreut, dass die Kinder die Regeln nach den Sommerferien noch kannten.“ Isabella Emhardt, Schulleiterin der Bodensee-Schule St. Martin, beobachtet eine große Akzeptanz bei den Schülern, „dass alle Menschen gesund bleiben“. Axel Ferdinand, Schulleiter am Graf-Zeppelin-Gymnasium (GZG), sagt: „Wir sind gut gestartet. Manchmal muss man nachsteuern, aber es läuft.“ Selbst die Einlasskontrolle am ersten Schultag habe funktioniert: Die Schüler durften das Gelände nur mit ausgefülltem Formular zum Gesundheitszustand betreten. „Vier Schüler und Schülerinnen hatten es nicht dabei, nach 20 Minuten war das durch Telefonate mit den Eltern geklärt“, sagt Ferdinand.

Wer öfter ohne Maske erwischt wird, riskiert Mahnungen oder auch eine Strafe

Auch die Schüler bestätigen, dass die Regeln weitgehend eingehalten würden. Ausnahmen gebe es immer. Aiyana Graf von der Graf-Soden-Gemeinschaftsschule erzählt: „Die jüngeren Schüler achten nicht darauf, dass Mund und Nase bedeckt sein müssen.“ Lehrer oder Mitschüler wiesen sie dann aber zurecht. Maria Meichle sagt: „Wer die Maske vergessen hat, muss vor dem Gelände warten, jemandem Bescheid sagen und sich für 50 Cent eine Maske aus dem Sekretariat bringen lassen.“ Ihre Stufenkameradin Pasquale Studtrucker fügt an: „Wenn man öfter ohne Maske erwischt wird, gibt es Mahnungen und auch eine Strafe.“

Mit Jacke und Decke im Unterricht: Gelüftet wird meist auch bei kühlerem Wetter

Das vorgeschriebene Lüften der Klassenräume wird auch bei kühlerem Wetter durchgezogen. Maria Meichle erzählt: „Unsere Lehrer lassen Fenster und Türen komplett auf. Wir dürfen im Klassenraum die Jacken anlassen und auch Decken mitbringen.“ Robert Müller meint: „Bei uns kann man die Fenster kippen. Andere Lehrer lüften alle 15 Minuten komplett durch.“

Unterrichtet wird bei offenen Fenstern und Türen.
Unterrichtet wird bei offenen Fenstern und Türen. | Bild: Corinna Raupach

Von einem Gegenbeispiel berichtet eine Schülerin am KMG: „Unsere Lehrerin hat das Fenster zugemacht, obwohl die Luft schlecht war. Sie meinte, es sei ihr zu kalt.“ KMG-Elternbeiratsvorsitzende Brigitte Jahnel schlägt vor: „Es gibt in jeder Klasse Dienste, für Klassenbuch oder Tafel. Vielleicht sollten die Schulen in diesem Winter auch einen Fensterdienst einführen, der darauf achtet, dass regelmäßig gelüftet wird.“

Fallende Temperaturen bereiten allerdings auch Sorgen

Den weiter fallenden Temperaturen sieht Rooschüz mit Sorge entgegen. „Es gilt spätestens alle 30 Minuten zu lüften, wegen des Luftaustauschs. Wir werden bei den Elternabenden die Eltern bitten, ihre Kinder so auszustatten, dass sie auch im kalten Zimmer sitzen können.“ Es gebe keine Alternative, bestätigt GZG-Rektor Axel Ferdinand: „Wenn ich die Wahl habe zwischen Präsenzunterricht bei niedrigeren Temperaturen und dem Risiko, ganze Klassen oder Stufen nach Hause zu schicken, ist meine Präferenz klar der Präsenzunterricht.“ Er rät zu warmen Pullis, Schals und Handschuhen.

In Immenstaad müssen die Kinder ihre Jacken ins Klassenzimmer nehmen, um Gedränge an der Garderobe zu vermeiden. Rektor Burkhard Zapkau sagt: „Ich mache mir nur Sorgen um unsere Heizkosten. Unsere Schule ist von 1972, die Heizung reagiert sehr langsam.“

Vor jedem Klassenzimmer an der Stephan-Brodmann-Schule steht eine kleine Desinfektionsstation.
Vor jedem Klassenzimmer an der Stephan-Brodmann-Schule steht eine kleine Desinfektionsstation. | Bild: Corinna Raupach

Schwieriger wird die Situation beim Essen und im Bus

Die Problemzonen, die Eltern, Lehrer oder Schüler beobachten, liegen nicht im direkten Schulbetrieb, sondern daneben. „Mir wurde erzählt, in der Schule halten sich alle an die Regeln, aber kaum sind sie raus, halten sie sich nicht mehr dran“, sagt Xenia Mayr, Elternbeirätin am GZG.

Schwierig wird es mit dem Mittagessen. „Ich habe nach dem ersten Tag aufgegeben, in der Mensa essen zu holen, da einfach zu viel Gedrängel ist“, erzählt Pasquale Studtrucker von der Graf-Soden-Gemeinschaftsschule. In der Mensa am KMG ist der Zugang für die Klassen zeitlich gestaffelt, es dürfen nicht alle täglich dort essen. „Da geht es ziemlich eng zu“, meint die Elternbeiratsvorsitzende Brigitte Jahnel.

Die Mensa an der Realschule Ailingen bleibt geschlossen. „Es ist ein bisschen schade, dass es keine Möglichkeit gibt, an der Schule Essen zu kaufen. Da ist auch die Frage, was die Kinder in der Mittagspause im Winter machen? Im Moment können sie noch rausgehen“, sagt Elternbeiratsvorsitzender Martin Rueß. Die Bodensee-Schule ist das Problem angegangen, indem sie mehr Raum im Speisesaal geschaffen und die Essenszeiten ausgeweitet hat.

Die Frequenz der morgendlichen Elterntaxis ist gestiegen

Kritisch wird auch die Situation in den Bussen gesehen. „Die Busse sind rammelvoll. Eine Nachverfolgung einer Infektion wäre nicht möglich“, sagt Martin Rueß. Pasquale Studtrucker bestätigt: „Es ist immer viel zu viel los und man passt kaum noch rein in den Bus.“ Auf der Schulbuslinie von Xenia Mayrs Sohn fährt seit den Sommerferien wieder ein zweiter Bus, sodass es weniger voll ist. „Aber die Kommunikation mit dem Busunternehmen funktioniert nicht. Dass der Verstärker vor den Ferien nicht fuhr, haben wir gar nicht erfahren“, sagt Mayr. Sie rechnet damit, dass auch diese Linie voller wird, je kälter es draußen wird. Viele Schüler fahren zur Zeit noch mit dem Rad zur Schule. Aber auch die Frequenz der morgendlichen Elterntaxis ist gestiegen.