Lüften ist in der Corona-Pandemie zu einem Schlüsselwort geworden. Regelmäßiges und gründliches Lüften soll in Schulen oder Kindergärten dabei helfen, das Ansteckungsrisiko mit Covid-19 zu verringern. Das Umweltbundesamt empfiehlt, alle 20 Minuten für etwa fünf Minuten die Fenster weit zu öffnen. Jetzt steht allerdings der Corona-Winter vor der Tür.
Das befürchtet die Mutter eines Kindergartenkindes
Und mit Blick auf die anstehenden Wintermonate befürchtet Carmen Heritier, dass ein gründliches Durchlüften in vielen Kindergärten immer schwieriger wird. Die Mutter eines Sohnes, der den Kindergarten Windhag in Friedrichshafen besucht, sagt: „Wir müssen doch mehr tun, um Kinder und Erzieherinnen vor einer Ansteckung zu schützen.“ Je nach Gebäude sei ein gründliches Durchlüften ohnehin schon schwierig und „jetzt kommt die kalte Jahreszeit, die das Durchlüften nahezu unmöglich macht, ohne dabei Erkältungen in Kauf zu nehmen“, sagt Carmen Heritier.
Daher hat sie sich mit einer Idee an die Stadt und den Kindergartenträger gewandt. Da Luftfilter in Baden-Württemberg für Schulen und Kindergärten bislang nicht vorgesehen sind, hat sie dem Träger vorgeschlagen, mithilfe von Spendern Luftfilter für Kindergärten zu organisieren, um die Ansteckungsgefahr für Erzieherinnen und Kinder zu reduzieren. Sie holte Angebote von Herstellern ein, sprach potenzielle Spender an und warb bei Eltern für die Aktion. Damit ging sie auf den Träger zu.
„Ich sollte es daraufhin zunächst mit der Stadt abklären“, erzählt die Mutter von zwei Kindern. Die Stadt habe auf das Hygienekonzept und die Empfehlungen der Gesundheitsbehörden verwiesen. Daher sei sie dann wieder auf den Träger zugegangen, doch mit dem Verweis auf die Gleichbehandlung aller Kindergärten schließlich auch vom Träger eine Absage. „Selbst als ich vorgeschlagen habe, die Aktion auf weitere Kindergärten auszudehnen, rannte ich gegen Türen. Offenbar will es keiner haben – das ist frustrierend“, findet Carmen Heritier.
Die Evangelische Gesamtkirchengemeinde Friedrichshafen als Träger des Kindergartens in Windhag betont: „Die Gesamtkirchengemeinde mit ihren sieben Kindertageseinrichtungen sieht die Elterninitiative im Kern als eine sehr gute Sache an. Wir bringen vollstes Verständnis für die Eltern entgegen, die sich aufgrund der aktuellen Lage Sorgen um ihre Kinder machen.“ Die Beschaffung von geeigneten Luftfiltern für Kindertageseinrichtungen müsste aber für alle Einrichtungen gleich gelten. „Dies darf weder zu Ungleichbehandlungen führen, noch darf es eine einzelne Aktion sein.“ Neben der Beschaffung müsste man auch die Folgekosten im Auge behalten.
„Es ist dabei wichtig, dass alle Kindertageseinrichtungen in Friedrichshafen die gleiche Behandlung erfahren. Dies einheitlich zu regeln, ist Gegenstand eines gemeinsamen Vorgehens mit der Stadt Friedrichshafen„, betont Robert Algner, Kirchenpfleger der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Friedrichshafen. Die Hygienekonzepte aller Kindertageseinrichtungen der Gesamtkirchengemeinde würden zudem in vollem Umfang den gesetzlichen wie auch den freiwilligen Anforderungen entsprechen, um der Aus- oder Weiterverbreitung der Coronaviren entgegenzuwirken.
Stadt geht davon aus, dass bestehende Maßnahmen greifen
Die Stadt erklärt: „Eine generelle Beschaffung und Installation von Luftfiltern wird von Kultusministerium und Landesgesundheitsamt nicht empfohlen.“ Die Stadt als Trägerin der städtischen Kitas folge diesen Empfehlungen und Maßnahmen. „Sollte es vereinzelt Räume geben, welche nicht oder nicht ausreichend gelüftet werden können, so werden zusammen individuelle Lösungen erarbeitet“, betont die Stadt. Sollten sich neue Erkenntnisse ergeben, prüfe man nochmals. „Aufgrund der bisher nur vereinzelt aufgetretenen Infektionen in Kitas gehen wir davon aus, dass die Vorgaben des Landes, die bisherigen Maßnahmen und Hygienekonzepte greifen: Kitas haben sich bisher nicht als besonders auffällig im Pandemiegeschehen dargestellt.“
Carmen Heritier: Viele positive Reaktionen von Eltern
Was wird Carmen Heritier jetzt tun? „Ich bleibe dran“, betont sie. Von vielen Eltern gibt es ihren Angaben zufolge inzwischen überwiegend positive Reaktionen. „Und wenn meine Aktion wenigstens irgendwo umgesetzt wird, weil sie Eltern oder Träger zum Nachdenken bringt, dann ist das ja schon etwas wert.“