Stadtrat Philipp Fuhrmann (Netzwerk) leidet mit dem Baum mitten im Uferpark. Als die Grillhütte der Firma Klink-Eberhard auf dem Seehasenfest abfackelte, wurde auch die „wunderschöne Kastanie schwer geschädigt“, schrieb er an Baubürgermeister Fabian Müller. Der Verkaufswagen stand direkt unter der mächtigen Krone. Die Flammen fraßen sich durch das Blätterdach. Als die Feuerwehr den Brand gelöscht hatte, mussten mehrere starke Äste aus Sicherheitsgründen abgesägt werden.
Doch nicht nur der Brand habe dem Baum zugesetzt. Dazu komme „die seit Jahren bemängelte Schädigung des Wurzelbereichs“. Denn auch in diesem Jahr wurde dieser Baum „völlig mit Buden zugebaut“, schreibt Fuhrmann. In dem Schreiben bittet er das Rathaus um Stellungnahme, wie die Grünanlagen und darauf wachsende Bäume bei sommerlichen Großveranstaltungen künftig besser geschützt werden.
Leitlinien für Standbetreiber gibt es
Die Antwort aus dem Rathaus kam postwendend. Philipp Fuhrmann hat die Korrespondenz unserer Zeitung zur Verfügung gestellt. Demnach gibt es seit Jahren geltende Leitlinien. Die sehen grundsätzlich vor, „dass Wiesenflächen entlang der Uferpromenade bei Veranstaltungen in der Regel nicht mitbenutzt werden dürfen“, schreibt der Baubürgermeister. Allerdings: „Das Seehasenfest ist eine der wenigen Ausnahmen, bei denen dies möglich ist.“ Selbstverständlich achte die Stadt dann darauf, den Eingriff in Grünflächen und Baumbestand so gering wie möglich zu halten. Bei einer so dichten Nutzung werde es dabei immer Zielkonflikte geben, räumt Müller ein.

Tatsächlich gibt es konkrete Verhaltensregeln, an die sich Jeder beim Auf- sowie Abbau seines Standes auf dem Festgelände sowie dazwischen halten muss. So dürfen Lastkraftwagen zum Schutz der Rasenflächen nur über Gummiplatten fahren. In den Zelten auch beim Kulturufer müssen (Holz)böden verlegt werden. Und: Schwere Geräte und Fahrzeuge „dürfen nicht im Kronenbereich von Bäumen abgestellt werden“.
Wird das auch kontrolliert? Ja, bestätigt Fabian Müller. Werden dann Schäden festgestellt, bekomme der Verursacher dafür die Rechnung. Und über die Polizeiverordnung könnten zusätzlich Bußgelder verhängt werden. In der Vergangenheit habe die Stadt sogar schon Verträge vorzeitig gekündigt, wenn ein Standbetreiber etwa größere Äste von Bäumen eigenmächtig abgeschnitten hat.

Im Rathaus ist man sich dessen bewusst, dass drei bis vier Uferfeste, die zwischen Juni und August fast nahtlos ineinander übergehen, „eine gewaltige, zusätzliche Belastung für die Grünanlagen und Bäume in der eh schon hitzegestressten Sommerzeit“ darstellen. Neben der extrem dichten Nutzung mit vielen Buden, Zelten und Biergärten gebe es zwischen den Festen auch keine Regenerationszeiten. Selbst manch altem Baum ist das zu viel. So musste vor zwei Jahren die über 100 Jahre alte Kastanie unterhalb des Zeppelindenkmals gefällt werden.

Extra-Bewässerung für Bäume
„Umso wichtiger ist es, im Anschluss umgehend die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, um den Schaden sowie künftige Risiken so klein wie möglich zu halten“, teilt Müller nun in einer Erklärung der städtischen Pressestelle mit. Bei dem Brand wurde nicht nur die Rosskastanie stark geschädigt. Auch drei Linden im Umfeld trugen Hitzeschäden davon. Mit verstärkter Pflege, zusätzlicher Bewässerung und regelmäßigen Kontrollen will die Stadt dafür sorgen, dass die Bäume sich wieder erholen.
Ob die Rosskastanie allerdings noch zu retten ist, bleibt abzuwarten. Durch die starke Beschädigung des Stammes nehme der Baum nur noch eingeschränkt Wasser auf. Große Säcke am Fuß der Kastanie und auch bei den Linden werden nun täglich mit Wasser befüllt. Zusätzlich bewässert die Stadt auch die umliegenden Grünflächen und Baumscheiben der Bäume. Aktuell seid die Rosskastanie stand- und bruchsicher. Das Absterben weiterer Äste könne aber nicht ausgeschlossen werden. Der Baum soll jetzt im Abstand von drei Monaten kontrolliert werden.