Rauch dringt aus einer der Röhren des neuen B-31-Tunnels in Friedrichshafen, immer wieder weist eine automatische Lautsprecherdurchsage darauf hin, dass im Tunnel Lebensgefahr bestehe und man diesen schnell verlassen solle. Durchsagen und Rauch sind ebenso wie der Stau in der Röhre selbst und acht zu bergende Schwerverletzte Teil einer Großübung.
Wird ein Feuerlöscher aus der Halterung genommen, geht der Alarm los
Ausgelöst wurde der Alarm durch die Entnahme eines Feuerlöschers. Zumindest war das die Idee: Der Friedrichshafener Stadtbrandmeister Louis Laurösch verrät kurze Zeit später, dass die Alarmierung ein wenig verzögert erfolgt sei, da der Feuerlöscher nach der Entnahme direkt zurückgehängt und so der Alarm gar nicht ausgelöst worden sei. Ist der Feuerlöscher eine gewisse Zeit nicht an seinem Platz, werden dann aber tatsächlich automatisch die Rettungskräfte alarmiert.
Mit der Alarmierung verbunden sind die automatischen Durchsagen, außerdem schließt eine hydraulische Schranke die Zufahrt zum Tunnel. Wer sich nun fragt, wie die Rettungskräfte in den Tunnel gelangen sollen, der bekommt bei der Übung direkt eine Antwort präsentiert: Die Einsatzkräfte können die Schranke manuell nochmals zur Durchfahrt öffnen.

Zuerst wird sichergestellt, dass der Tunnel nicht einzustürzen droht
Zunächst dringen Trupps zu je sechs Feuerwehrleuten in den verrauchten Tunnel vor. Mit Blindenstöcken ausgestattet, tasten sie sich voran, auch um etwaige Verletzte auf dem Boden zu finden. Diese werden in diesem ersten Schritt noch nicht geborgen, sondern lediglich mit Blitzleuchten markiert. Laurösch erklärt: „Feuer löschen, um Leben zu retten“, das stehe hier an erster Stelle. Es sei wichtig, zuerst sicherzustellen, dass der Tunnel nicht durch die Hitzeentwicklung einstürzen könne.
Dann werden zügig die Verletzten geborgen, die teilweise in Fahrzeuge eingesperrt sind. Um das Szenario komplett zu machen, müssen unverletzte Fahrzeuginsassen und eine Gruppe von Schulkindern ebenfalls sicher ins Freie geleitet werden.
Rotes Kreuz und Johanniter bauen Sammelplatz für Verletzte auf
Die Rettungskräfte des Roten Kreuzes und der Johanniter haben an der rauchfreien Tunnelseite einen Sammelplatz für Verletzte eingerichtet. Laurösch erläutert, dass es hier keinen Standardplan geben kann: „Das ist immer abhängig von der Windrichtung, wo sich die rauchfreie Seite befindet.“ Tatsächlich orientiert sich der Aufbau bei der Übung an der an diesem Tag herrschenden Windrichtung: ganz wie im Ernstfall.
200 Kräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst im Einsatz
„Ein wichtiger Baustein vor der Eröffnung ist, dass die Tunneltechnik funktioniert. Das muss geprobt und getestet werden: Daher wollen wir heute einen möglichen Schadensfall im Tunnel auf Herz und Nieren prüfen“, hatte Baubürgermeister Dieter Stauber zuvor die Großübung angekündigt. Laurösch ergänzte, dass eine Vollübung vorgeschrieben sei.
Beteiligt seien insgesamt um die 200 Einsatzkräfte der Feuerwehr Friedrichshafen mit allen Abteilungen sowie der Feuerwehren Eriskirch, Immenstaad, Oberteuringen und Markdorf, außerdem Schnelleinsatzgruppen des Deutschen Roten Kreuzes und der Johanniter Unfallhilfe aus Friedrichshafen, Immenstaad und Kressbronn. Das Technische Hilfswerk sei ebenfalls vertreten, allerdings nicht unterstützend im Einsatz, sondern lediglich koordinierend: „Im Ernstfall könnte es auch sein, dass das THW unterstützend eingreift.“

Beobachtet wurde der Ablauf der Übung von Vertretern der Stadt Friedrichshafen, des Landratsamtes Bodenseekreises, des Polizeipräsidiums Ravensburg, des Regierungspräsidiums Tübingen, der Integrierten Leitstelle Bodensee-Oberschwaben, der Deges als Straßenplanungsunternehmen und des Straßenverkehrsamts.