Dienstagmittag im Sportbad. Wo noch vor wenigen Wochen Vollbetrieb herrschte, ist nur eine Gruppe Kursteilnehmer vor Ort. Von außen erkennt man, wie drei Menschen im Vereinsbecken den Anweisungen der Kursleiterin folgen. Sie zählen zu den wenigen Zugangsberechtigten im Sportbad.
Seit am 2. Mai die dauerhafte Schließung bis zum Ende der Freibadsaison bekannt gegeben wurde, ist das Sportbad nur noch für Vereine, Kurse und Schulklassen geöffnet. Im Schwimmerbecken, Kinderbecken und im Solebecken draußen herrscht gähnende Leere. Und auch die Sauna ist zu.
Größtenteils Unverständnis für Schließung
Eine Umfrage über die SÜDKURIER-Debatten hat ergeben: Das Verständnis für diese erstmals langfristige Schließung ist gering. Nur 13 Prozent beantworten die Frage, ob sie das nachvollziehen können, mit „Ja“. Bei 88 Prozent lautet die Antwort „Nein“. Die Kommentierungen fallen unterschiedlich aus. Während eine Leserin die Schließung als „skandalös“ bezeichnet, vermutet eine andere Kommentatorin, dass das Personal möglicherweise zu schlecht bezahlt werde. Ein Leser meint, es brauche in Friedrichshafen eine Bürgerinitiative zur Rettung des Sportbads.
So viel Geld spart die Stadt
Die Stadt schießt jährlich Millionen für den Betrieb des Bades zu. Für 2021 beziffert das Rathaus den Abmangel auf knapp 3 Millionen Euro. Im Jahr darauf war ein Zuschuss zu den Betriebskosten von rund 2,8 Millionen Euro nötig. Im laufenden Jahr sollte diese Summe deutlich geringer ausfallen. Im Haushaltsplan ist nur noch ein Defizit von 470.000 Euro eingeplant, antwortet das Rathaus auf Anfrage. Das sind rund 83 Prozent weniger als 2022. Ob das mit der Schließung zu halten sein wird, bleibt abzuwarten. Denn der Betrieb läuft im Großen und Ganzen weiter, allerdings ohne Einnahmen aus den Eintrittsgeldern.
Was der Gemeinderat dazu sagt
Die Ratsfraktionen reagieren besorgt. Die FDP-Fraktion verweist auf Anfrage darauf, dass genügend Aufsichtspersonal für einen sicheren Badebetrieb wichtig sei. Der Einfluss des Gemeinderats auf die Personalsituation sei jedoch begrenzt. Die Freien Wähler hingegen sagen, dass der Kompromiss aus der Öffnung des Sportbads nur für Vereine und Schulen während der Freibadsaison und die Vorbereitung auf einen vollständigen Betrieb im Herbst die aktuell beste Lösung sei.
Auch die Grünen teilen diese Einschätzung im Wesentlichen. Zusätzlich verweist die Fraktion in ihrer Stellungnahme auf eine Meldung des Staatsanzeigers, wonach das Problem viele Städte betrifft. Karlsruhe oder Heilbronn beispielsweise finden kein zusätzliches Aufsichtspersonal für die Freibäder.
In der Antwort der CDU-Fraktion schwingt ein wenig Ärger mit. Über den sich „zuspitzenden dramatischen Personalmangel“ hätten OB Brand und Stadtverwaltung die Ratsmitglieder informiert. Dass das Sportbad ab 2. Mai deshalb für die Öffentlichkeit schließt, habe er der Presse entnommen, schreibt Fraktionschef Achim Brotzer. Aus Sicht der CDU müsse das Thema Personalgewinnung nun mit Hochdruck vorangetrieben und „zur Chefsache der Stadtverwaltung gemacht werden“.
Wie die Stadt das Problem lösen will
Personalengpässe bei den Bäderbetrieben in Friedrichshafen gibt es schon länger. Die aktuell schwierige Situation resultiere aus Krankheitsfällen und Kündigungen, erklärt die städtische Pressestelle. Insgesamt sind für die Bäder bei der Stadt 32 dauerhafte Vollzeitstellen im Plan. Dazu kommen 26 Stellen für Saisonkräfte, wobei viele in Teilzeit arbeiten. Aktuell seien fünf Stellen für Fachpersonal unbesetzt, wovon eine absehbar ab Juli besetzt werden könne. Das Rathaus hoffe auf weitere Bewerbungen, um den Personalmangel langfristig in den Griff zu bekommen.