Wenn Alex Broschek am 23. Juli abends mit Sängerin Alice Merton beim „Caserne Open Air“ im Fallenbrunnen auf der Bühne steht, dann ist das für ihn ein ganz besonderes Konzert. Friedrichshafen ist seine Heimatstadt. Hier mit dem „No Roots“-Star und ihrem neuen Album vor Familie und Freunden Musik zu machen, darauf freut sich der 32-Jährige enorm. „Endlich wieder Konzerte spielen, und dann noch zuhause“, sagt der Bassist von Alice Mertons Band beim Gespräch an der Uferpromenade in Friedrichshafen.

Hier ist Alex Broschek groß geworden und ein Stück weit immer noch zuhause, auch wenn sein Hauptwohnsitz inzwischen in Mannheim ist. Hier lebt seine Familie, hier unterrichtet er schon seit fünf Jahren an der Musikschule. Nicht nur E-Bass und E-Gitarre, sondern auch Bandarbeit.

Ein Job, der ihm nicht nur irre Spaß macht, sondern über die Corona-Zeit gerettet hat. „Auf den Bühnen lief nichts mehr. Der Unterricht ging online weiter.“ Seine Schüler hätten das super gemacht. Und dass er zwei Privatschülern im Mannheim dabei helfen konnte, sich erfolgreich für die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule vorzubereiten, freut ihn genauso. „Ich seh‘ mich perspektivisch nach wie vor mehr in der Pädagogik als auf der Bühne“, sagt der Mann, der im Alltagsleben so gar nichts von einer „Rampensau“ hat.

Doch die Bühne lockt, vor allem nach zwei Jahren Corona. Sein letztes großes Konzert war das „Southside“ in Neuhausen im März letzten Jahres. Über den Sommer war nur wenig auf Tour, und wenn, dann eher bei kleinen Gigs wie Strandkorb- oder Streamingkonzerten. „Da kriegst du keine Konzertatmosphäre hin. Da fehlt das Feedback des Publikums“, sagt er. Aber es habe gut getan, sich wieder zu sehen und zusammen Musik zu machen.
Der zuvor volle Kalender hatte plötzlich viel Luft, wie bei fast allen Künstlern. Zwangsläufig gab‘s mehr Freizeit, aber auch mehr Zeit zum Nachdenken. Für Alex Broschek eine heilsame Erfahrung. Sein Fazit: Statt weiter auf vielen Hochzeiten zu tanzen und alles mitzunehmen, was interessant klingt, will er sich nun musikalisch fokussieren. „Es gibt noch andere Dinge im Leben. Ich versuche gerade, die goldene Mitte zu finden“, sagt er lachend.
Bei cooler Musik mit coolen Leute ist Geld egal
Die Auswahl funktioniert für ihn nach einem einfachen, aber wirkungsvollen Prinzip. „Es gibt drei Gründe, einen Job zu machen: Musik, Kohle oder Leute. Zwei davon müssen passen“, sagt er. Oder anders gesagt: „Wenn ich coole Musik mit coolen Leuten machen, ist das Geld egal.“
Wenn Pop auf Klassik trifft
So wie bei zwei ganz besonderen Konzerten, die im Frühjahr live aus der Jahrhunderthalle Frankfurt übertragen wurden. Hier war Alice Merton mit ihrer Band Gast beim Music Discovery Project des Hessischen Rundfunks. Songs der Künstlerin wurden dafür klassisch arrangiert und mit dem Sinfonieorchester des Senders auf der Bühne gespielt – mit Solo-Geigerin Mari Samuelsen und Alex Broscheks E-Bass. „Das war für alle ein wow-Effekt, einfach umwerfend! Am liebsten würden wir das Orchester mit auf Tour nehmen“, sagt der 32-Jährige.

Aktuell steht Alice mit ihrem neuen Album „S.I.D.E.S.“ im Rampenlicht und natürlich auch für ihren Bassisten im Fokus. Nächste Woche ist er beim Video-Dreh für den Song „The Other Side“ dabei. Im März war die Band ziemlich spontan in der Fernsehshow „Late Night Berlin“ bei Pro7 und Claas-Heufer Umlauf zu Gast. „Da kam der Anruf mitten in den Proben, als wie zufällig in Berlin waren“, plaudert Alex Broschek aus dem Nähkästchen. Bald beginnt die Sommertour, dann die Tour durch die Hallen in der ganzen Republik. „Ich versuche, alles was geht mitzumachen“, sagt der Bassist. Live auf der Bühne zu stehen, sei eben doch „etwas Besonderes“.