Auf diesen Tag haben in Friedrichshafen und der Bodenseeregion viele Menschen gewartet: Die neue Trasse der B 31 bei Friedrichshafen ist am Dienstag – 58 Jahre nach den ersten Planungen für eine Ortsumfahrung und sieben Jahre nach dem Spatenstich – auf der gesamten Länge von 7,1 Kilometern für den Verkehr freigegeben worden. Damit ist die Ortsumfahrung fertig.

Bei einem Festakt mit den Verkehrsministern von Bund und Land, Andreas Scheuer (CDU/CSU) und Winfried Hermann (Grüne), wurde am Vormittag zunächst das symbolische Band durchschnitten. „Auf diesen Tag haben viele lange gewartet: die Anwohner, die Stadt Friedrichshafen, die Pendler und anderen Verkehrsteilnehmer“, sagte Verkehrsminister Andreas Scheuer.

Die B 31 sei in der reizvollen Landschaft am Bodensee in den vergangenen Jahren oft so gar kein Idyll gewesen, sagte er. Auf der hochbelasteten Bundesstraße sei „brutal viel los“. Bei der offiziellen Freigabe der B 31-neu bei Friedrichshafen verkündete Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer außerdem, dass der Bund für den Weiterbau der Bundesstraße zwischen Immenstaad und Meersburg der Variante B1 zugestimmt hat.
Landesverkehrsminister Winfried Hermann freute sich ebenfalls darüber, dass die Region mit der neuen Strecke entlastet wird. Er kritisierte allerdings die viel zu lange Planungsdauer. „Wenn die Planung für ein solches Projekt mehr als 50 Jahre dauert, dann ist das eindeutig zu lang“, sagte er. Das sei nicht zu akzeptieren.

Bauprojekte würden immer aufwendiger, immer teurer, „wir müssen schneller die grundsätzlichen Entscheidungen diskutieren – und das dann auch umsetzen“, so Hermann. Das Projekt am Bodensee sei ein Musterbeispiel, dass die Umsetzung eines sieben Kilometer langen Streckenabschnitts viel zu lange gedauert habe. Beim Weiterbau der Bundesstraße in Richtung Westen hält er an seiner Forderung fest, dass der Ausbau der B 31 mit drei statt vier Spuren geplant werden soll.

Während die Minister auf der Trasse über die B 31 sprachen, forderten die Klimaaktivistinnen Liz Bartusch und Elgin Raupach von Fridays for Future die „Verkehrswende jetzt!“. Sie hatten versucht, ihr Banner an der Böschung der B 31 auszubreiten, wurden daran aber von Polizei und Sicherheitsdienst gehindert und demonstrierten daraufhin mit ihrem Plakat außer Sichtweite der Eröffnungsfeier.

Oberbürgermeister Andreas Brand sprach von einem Festtag für Friedrichshafen und die Region. Die neue Strecke sorge für eine Entlastung. Man habe dafür „dicke Bretter bohren“ müssen. Kritik übte auch er daran, dass zwischen der ersten Ankündigung und dem Baubeginn der B 31 mehr als 50 Jahre vergangen sind. Eine solche Planungszeit „bringt unsere Region, bringt unser Land nicht nach vorn“.
Die Planungen solcher Bauprojekte müssten beschleunigt werden – auch im Westen und Osten warten bei der B 31 noch ungelöste Aufgaben. Positiv hob er besonders den Gemeinderat hervor, der mit Weitblick agiert habe und dankte dem Bündnis Pro B 31 für den unermüdlichen Einsatz.
Einige Stunden früher als zunächst angekündigt, rollte dann der Verkehr über die bis Dienstag noch nicht freigegebenen 1,3 Kilometer der B 31-neu. Die ersten Autofahrer konnten den 700 Meter langen Waggershauser Tunnel gegen 13.50 Uhr passieren.
Die Gesamtkosten des von der Projektmanagementgesellschaft Deges realisierten Projekts mit einer Gesamtlänge von 7,1 Kilometer belaufen sich auf rund 177 Millionen Euro. Der Tunnel Waggershausen wird als einer der ersten neuen Bundesstraßentunnel von der Mobilitätszentrale Baden-Württemberg in Stuttgart gesteuert und überwacht.
Ein Teil der Strecke wird bereits seit einem Jahr genutzt: Am 5. August 2020 wurde der bis dahin fertiggestellte Abschnitt der B 31-neu zwischen Fischbach und Schnetzenhausen auf 5,8 Kilometern vorzeitig für den Verkehr freigegeben.
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- Der Verkehr auf der B 31-neu wird allerdings nicht unmittelbar nach den Feierlichkeiten rollen.