Am Morgen danach stapeln sich die Sandsäcke vor dem Haus, den Garagen, im Hof, überall stehen Eimer, Besen. Familie Ehlizevak hat sich hinter dem Haus versammelt, Krisensitzung. Man blickt in müde, sorgenvolle Gesichter. „Vorsicht, es ist rutschig“, mahnt Damir Ehlizevak, der gemeinsam mit seinem Bruder Emir das Grundstück in der Klufterner Straße in Efrizweiler samt Rohbau gekauft und ausgebaut hat.

Drei Generationen unter einem Dach, dazu einige Mieter, ein wunderschön angelegter Garten mit Trampolin, Schaukeln, Sommerküche und Laube – Familie Ehlizevak hat sich ein kleines Paradies geschaffen. Wäre da nicht der Riedgraben, der seit Jahren Ärger macht – und am Dienstagabend erneut Hof, Wiese, Garten, Garagen und das Wohnhaus überflutete.
„Kurz nach 19 Uhr ging der Starkregen los“, erinnert sich Emir Ehlizevak, der gerade vom Arzt kommt. Er hat sich in der vergangenen Nacht am Bein verletzt, als er verzweifelt versuchte, zu verhindern, dass Wasser ins Haus fließt. „Der Riedgraben überschwemmte innerhalb kurzer Zeit und die Wassermassen hörten gar nicht mehr auf. Das ging mindestens zweieinhalb Stunden so.“

Gemeinsam mit der Häfler Feuerwehr, Nachbarn, Mietern und der ganzen Familie verteilten sie Sandsäcke, erstellten Barrieren, pumpten. Doch innerhalb einer halben Stunde sei der komplette Hof unter Wasser gestanden.

Plötzlich war alles überflutet – auch die Hauptstraße
„An manchen Stellen waren das bis zu 70 Zentimeter“, sagt Ehlizevak und zeigt auf die Hauswand, die noch feucht schimmert. Die zwei Erdgeschoss-Wohnungen, eine vermietet, in der anderen die Großeltern, standen schnell unter Wasser. Mieterin Ana Engelman-Sporcic zeigt ein Foto auf ihrem Handy. Das Bett, die Schränke, die Waschmaschine stehen im Wasser, das ihr fast bis zu den Knien reichte. „Alles kaputt“, sagt sie.


Da das Grundstück der Ehlizevaks in einer Senke liegt, floss das Wasser schließlich um das Haus herum, flutete die Garagen und die Klufterner Straße, die als Hauptstraße durch den Ort führt. Bis Mitternacht schufteten die Feuerwehrleute, die Ehlizevaks waren bis 3 Uhr nachts auf den Beinen.
„Die Versicherung kommt erst am Montag zur Schadensbegutachtung“, sagt Damir Ehlizevak, „sie haben wohl nach dieser Nacht viel zu tun.“ Die Großeltern wurden bereits ausquartiert zu Freunden, die Erdgeschosswohnungen sind unbewohnbar.
Für Familie Ehlizevak ist das Problem nicht neu
„Immer wieder gab es kleinere Überschwemmungen“, berichtet Damir Ehlizevak, „aber 2017 hat es uns dann richtig erwischt, nachdem beim B-31-Bau ein Damm gebrochen war. Der Riedgraben schafft diese Wassermassen nicht, überschwemmte alles.“ Der Schaden war groß, die Stadt entdolte den Bach, legte ihn also frei. „Seitdem schieben wir bei jedem Unwetter Wache“, sagt Emir Ehlizevak.
„Im Januar hat uns die Feuerwehr bereits mit Sandsäcken versorgt, weil es durch die Schneeschmelze kritisch wurde“, sagt er. Doch da hatte die Familie Glück. Dafür kam es nun am Dienstagabend, vier Jahre nach dem großen Desaster, umso heftiger. Die Stadt habe bereits eine Gewässerberechnung gemacht und zugesichert, dass es bald weitere Maßnahmen geben werde, sagen die Ehlizevaks. Sorgenvoll blicken sie auf die kommenden Tage, in denen weitere Unwetter vorhergesagt sind. Die Sandsäcke liegen bereit. Es wird allerdings auch ohne weitere Unwetter Wochen dauern, bis sie die Schäden beseitigt haben – und ihr kleines Paradies wieder genießen können.