„Es brennt irgendwo beim Sauerstoffwerk“: Die erste Nachricht am Freitag, 7. Februar, hörte sich bedrohlich an. Schnell stellte sich heraus, dass es in einem Silo im Nachbargebäude der ehemaligen Firma DGH brannte und die Feuerwehr die Sache schnell unter Kontrolle hatte. Keine Gefahr also. Doch wie ist es mit der Sicherheit grundsätzlich bestellt beim Sauerstoffwerk, wo eine unübersehbar große Anzahl unterschiedlicher Gasflaschen und Tanks lagern?

Komplett geschlossener Kreislauf

Günther Haag ist bei der Frage entspannt. Der Geschäftsführer versichert: „In unserer 112-jährigen Geschichte gab es noch nie einen gravierenden Zwischenfall.“ Das liege an den hohen Sicherheitsstandards, laufende Zertifizierungen und Überprüfungen durch unabhängige Gutachter. „Unsere Produktion ist ein komplett geschlossener Kreislauf“, sagt er. Dazu gehört auch ein von außen unsichtbarer Bereich: „Das Werk ist unterkellert, alle Leitungen sind so jederzeit zugänglich.“

Behörde kontrolliert regelmäßig

Sensoren und Kameras seien im Einsatz. „Bei einem Druckabfall schließen Sicherheitsventile automatisch Leitungen“, erklärt Haag. Das Regierungspräsidium führe jährliche Kontrollen durch. Dazu kämen Überprüfungen bei Audit und interne Schulungen.

Rund 400 Gase und Gasgemische vertreibt das Sauerstoffwerk Friedrichshafen.
Rund 400 Gase und Gasgemische vertreibt das Sauerstoffwerk Friedrichshafen. | Bild: Ambrosius, Andreas

Nicht alle Gase brennbar

Und was ist, wenn doch mal etwas schiefgeht, trotz aller Vorkehrungen? Man sei auf alle Eventualitäten vorbereitet, so Haag. „Neulich ist eine Sauerstoffpumpe defekt gewesen, es hat eine Verpuffung gegeben.“ Keine große Sache, so der Geschäftsführer. Und nicht alle Gase, die in den Stahlflaschen lagern, seien explosiv oder brennbar. Die Flaschen seien vom Tüv geprüft und würden selbst bei einem längeren Feuer intakt bleiben.

Direkter Draht zur Feuerwehr

Die Brandmeldeanlage sei direkt mit der Feuerwehr verbunden. Die Wache in der Meistershofener Straße ist keinen Kilometer entfernt. „Kürzlich hat es mal einen Fehlalarm gegeben, da war die Feuerwehr in drei Minuten da“, so Haag.

Selbst Handys verboten

Es gibt auf dem Gelände auch Bereiche, wo die Vorschriften besonders streng sind. Im Labor zum Beispiel, wo Gase gemischt werden: „In diesen Ex-Zonen sind keinerlei Zündquellen erlaubt“, erklärt der Geschäftsführer, „selbst Handys sind verboten.“

Auch reinen Sauerstoff für medizinische Zwecke liefert das Sauerstoffwerk Friedrichshafen.
Auch reinen Sauerstoff für medizinische Zwecke liefert das Sauerstoffwerk Friedrichshafen. | Bild: Ambrosius, Andreas

Luftzerleger dominiert Skyline

Der große weiße Turm samt Silos gehören zur zentralen Produktionsanlage: dem Luftzerleger. Hier wird die Umgebungsluft in ihre Hauptbestandteile zerlegt: 78 Prozent Stickstoff, 12 Prozent Sauerstoff und ein Prozent Argon. Was oben heraus qualmt, ist warme Luft. Beim Trennprozess werden die unterschiedlichen Siedepunkte genutzt: Sauerstoff verflüssigt sich bei minus 183 Grad Celsius, Stickstoff bei minus 196 Grad Celsius.

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400 Gase im Portfolio

140 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen, davon 75 am Stammsitz Friedrichshafen. Weitere Standorte befinden sich in Aitrach im Kreis Ravensburg und in Bielefeld. Etwa 80 Millionen Euro Umsatz macht das Unternehmen. Rund 400 Gase und Gasgemische sind im Portfolio für Kunden aus diversen Branchen.