Wie sicher ist Friedrichshafen? Zahlen dazu hat die Polizei mit der Kriminalstatistik 2020 vorgestellt. Während die Zahl der registrierten Straftaten in den Landkreisen Ravensburg und Sigmaringen im vergangenen Jahr leicht gesunken ist, stieg sie im Bodenseekreis um 189 Fälle an – ein Plus von 1,8 Prozent. Polizeipräsident Uwe Stürmer spricht von einem moderaten Anstieg.
In Friedrichshafen selbst sank die Zahl der registrierten Straftaten im Vergleich zum Vorjahr um 20 Fälle (2019: 4264; 2020: 4244). Das entspricht einem Minus von 0,5 Prozent. Im Fünfjahresvergleich, der bei 4067 Straftaten liegt, dennoch ein leichter Anstieg. „Gemessen an der Größe der Stadt liegen wir im mittleren Bereich – die Zahlen sind keinesfalls besorgniserregend“, sagt Stürmer und ergänzt: „Wir leben nicht nur in einer sehr schönen, sondern auch in einer sehr sicheren Region.“
Keine Kapitalverbrechen, Zahl der Diebstähle sank
„2020 gab es in Friedrichshafen keine Kapitalverbrechen“, freut sich Volkmar Rees, Leiter des Polizeireviers Friedrichshafen, über eine positive Entwicklung. Im Jahr zuvor waren vier Straftaten gegen das Leben – also Tötungsdelikte – verzeichnet worden. Auch beim Diebstahl sank die Zahl der Straftaten um 240 auf 1068 Fälle (2019: 1308). Ein Rückgang um vier Prozent oder 36 Fälle wird auch bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten aufgelistet.
In Friedrichshafen wie im Landestrend mehr Sexualstraftaten
Landesweit haben hingegen die Sexualstraftaten im Jahr 2020 zugenommen. Auch in Friedrichshafen gab es ein Plus bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, erläutert Volkmar Rees die Zahlen. Hierzu zählen Exhibitionismus, Erregung öffentlichen Ärgernisses, sexuelle Übergriffe, Belästigung, Nötigung oder der Besitz von Kinderpornografie. Mit 32 Fällen 2019 und 69 Fällen im Jahr 2020 ein Plus von 115,6 Prozent (+ 37 Fälle).
Deutlicher Anstieg bei Körperverletzungen und Bedrohungen
Ein Zuwachs auch bei den sogenannten Rohheitsdelikten und Straftaten gegen die persönliche Freiheit (+125 Fälle, 19,9 Prozent). Hierbei wird ein deutlicher Anstieg bei Körperverletzungen und Bedrohungen verzeichnet. Weil 2020 coronabedingt viele Menschen Urlaub in Deutschland gemacht haben, hätten sich gerade im Sommer auch viele Menschen in der Bodenseeregion aufgehalten. „Und wo viele Menschen sind, da kann es auch zu vielen Konflikten kommen“, betont Stürmer.
Häusliche Gewalt hat im Lockdown „regional sehr unterschiedlich“ zugenommen
Gesondert ausgewertet werden dabei inzwischen auch die Delikte zur häuslichen Gewalt. Hier stieg die Zahl um zwölf auf insgesamt 82 Fälle, „was sich unter anderem durch die zunehmende Sensibilisierung für dieses Thema erklären lässt“, wie Volkmar Rees erklärt. Hat die häusliche Gewalt im Lockdown insgesamt zugenommen? „Das ist regional sehr unterschiedlich“, glaubt Polizeipräsident Stürmer. Natürlich steige das Risiko mit fehlenden Ausweichmöglichkeiten, beengten Wohnverhältnissen, finanziellen Sorgen und weiteren Faktoren sicherlich.
Mehr Hinweise von Nachbarn, aber „Dunkelziffer sicherlich sehr groß“
Während es mehr Hinweise von Nachbarn gegeben habe, seien andere Möglichkeiten, häusliche Gewalt zu erkennen, weggefallen. „Keine Vereine, keine Schule“, nennt Stürmer nur zwei Beispiele, wo Anzeichen von Gewalt in Familien sonst aufgedeckt werden können. Mit Blick auf die Zahlen sagt er außerdem, die „Dunkelziffer ist sicherlich sehr groß. Wenn mehr Fälle ans Licht kommen, dann besteht zumindest die Möglichkeit, einen Gewaltkreislauf zu durchbrechen.“
Zunehmende Sensibilisierung für das Thema häusliche Gewalt
Neben den Sexualstraftaten nehme man auch bei der häuslichen Gewalt eine zunehmende Sensibilisierung für das Thema wahr. „Die Gewalt im sozialen Nahraum ist nach wie vor ein großes und wichtiges Thema in jeder Gemeinde-, Stadt- und Landkreisverwaltung“, heißt es dazu auch im Sicherheitsbericht der Stadt Friedrichshafen. Die aktuellen Zahlen zeigten auch in Friedrichshafen, dass dies weiterhin ein relevantes Handlungsfeld darstellt.