Endlich wieder Kulturufer! Nach zwei Jahren Zwangspause steht das Programm für das zehntägige Zeltfestival und die Vorfreude ist den Verantwortlichen anzumerken. „Das Kulturufer ist etwas Besonderes, weil es für alle Zielgruppen etwas bietet und weil es eine ganz eigene Atmosphäre hat. Es hält die Stadt Friedrichshafen zusammen“, sagt Bürgermeister Andreas Köster.
Schon die Eröffnung des Bodenseefestivals habe gezeigt, wie sehr Menschen nach kulturellen Veranstaltungen verlangten: „Da geht unser Herz auf.“ Er werde sich auf jeden Fall Cari Cari anhören, die ihren Indie-Rock-Pop schon immer in einem Tarantino-Film unterbringen wollten, und zur Lesung des Schulmuseums gehen.

Kulturufer 2022 beginnt mit Eko Fresh
Kulturbüro-Chefin Sarah Baltes ist ganz besonders gespannt auf Anfang und Schluss des Programms: „Ich freue mich auf den Auftakt mit Eko Fresh in seiner Vielseitigkeit. Und als Chorsängerin ist für mich der Auftritt des Freiburger Jazzchors mit Joo Kraus am letzten Abend ein Highlight.“
Für diesem Sommer hat Daniel Schweizer das Programm des Kulturbüros maßgeblich gestaltet, nachdem er in den vergangenen Jahren für das Musikprogramm der Molke zuständig war. Sein persönlicher Favorit ist Jazzposaunist Fred Wesley. „Der stand schon mit Count Basie, James Brown und Maceo Parker auf der Bühne, das ist einer der ganz Großen der Branche. Ich bin sicher, das wird legendär“, sagt Schweizer. Allerdings werde er sich am dem Abend wohl teilen müssen: „Im kleinen Zelt spielt zur gleichen Zeit das Simon Ort Trio mit Wattie Rosenberg, die gehören zum Besten im Bereich Gypsy-Jazz.“
„So multikulturell und generationsübergreifend wie Friedrichshafen“
Vor allem die Konzerte in den Zelten tragen die Handschrift des neuen Kulturbüro-Teams. „Wir starten anders und jünger“, sagt Daniel Schweizer. Der Schwerpunkt liegt auf Jazz und Indie-Pop. Der deutsch-türkische Rapper und Schauspieler Eko Fresh eröffnet das Kulturufer mit „Hip-Hop mit Haltung“. Mit Humor und Gefühl bringt er seine Songs zu Vielfalt, Toleranz, Diskriminierung und der Schönheit seiner Heimatstadt Köln. „Eko Fresh ist so multikulturell und generationsübergreifend wie Friedrichshafen, er stellt gelebte Integration dar“, beschreibt Schweizer.
Im großen Zelt geht es weiter mit Jungle by Night, deren erklärtes Ziel es ist, mit ihrem Urban Brass aus Jazz, Pop, Dance und Hip-Hop das Publikum tanzen zu lassen. Am Sonntag spielt das Duo Cari Cari aus Österreich, das vom Rolling Stone Magazin in Barcelona als wichtigste Live-Entdeckung und beim Waves Vienna Festival zur besten Newcomer-Band des Jahres gekürt wurde.
Musik, Performance und Freak-Kabarett bringen die Dakh Daughters aus der Ukraine auf die Bühnen – mit 15 Instrumenten, auf vier Sprachen und in der Atmosphäre eines französischen Salons. Einen besonderen Singer-Songwriter Abend versprechen Gisberg zu Knyphausen und Kai Schumacher mit ihrem Programm „Lass irre Hunde heulen: Gisbert singt Schubert“. Zum Abschluss treffen sich der Ulmer Trompeter Joo Kraus und der Freiburger Jazzchor zu „Infusion“.
Wiedersehen mit NN Theater und Valentinos Traumtheater
Ebenfalls im großen Zelt tritt das NN Theater aus Köln auf, der Stammgast beim Kulturufer präsentiert die „Odyssee“ einmal anders. Am Dienstag zeigt die baskische Tanzcompagnie DantzaZ neoklassischen und zeitgenössischen Tanz und Lars Reichow strapaziert am zweiten Samstag Gehirnwindungen und Lachmuskeln mit seinem Programm „Ich“.

Im kleinen Zelt gibt es ein Wiedersehen mit Valentinos Traumtheater, den Pantomimen Bodecker & Neander und dem Theater Töfte. Weiter steht Poetry Slam mit Patrick Salmen, Stand-up-Kabarett mit Götz Frittrang und das nö theater aus Köln mit „Molière.Macht.Melatonin.“ auf dem Programm. Auch im kleinen Zeit gibt es Musik: The Trouble Notes spielen auf Geige, Gitarre und Perkussion eine fröhliche Mischung aus Weltmusik, Indie und Fusion, für modernen Gypsy-Jazz tut sich das Simon-Ort-Trio mit dem Geiger Wattie Rosenberg zusammen.
Jeden Nachmittag um 15 Uhr öffnet sich das kleine Zelt den kleinen Gästen. Puppen, Halunken und die Flunker Produktionen fragen: „Sonst noch Wünsche?“, mit dem Traum eines Maulwurfs vom Fliegen befasst sich die Geschichte „Der kleine Erdvogel“. Zum ersten Mal gibt es für Kinder ein eigenes Konzert, zudem herrH anreist. Kinderprogramme haben auch Patrick Salmen, das Theater Töfte und Valentinos Traumtheater dabei.
Wenn Salmen aus seinem Kinderbuch „Der gelbe Kranich“ liest, das Theater Töfte ein Kamel aus dem Fingerhut zaubert und Valentinos Traumtheater Lachnachmittage ausrichtet, ist das nicht nur gut für das junge Publikum. „Es entspricht dem Nachhaltigkeitsgedanken des Festivals, wenn Künstler mehrfach auftreten“, sagt Sarah Baltes.
Schulmuseum beteiligt sich mit Lesung und Filmvorführung
Es gibt weitere Veränderungen beim Kulturufer: „Wir wollen jedes Jahr mit einem anderen Partner aus der Kulturlandschaft der Stadt kooperieren“, sagt Baltes. In diesem Jahr steuert das Schulmuseum eine „Lesung unter dem Apfelbaum“ bei und zeigt den Film „Eingeschlossene Gesellschaft“. Auch werden bisher nicht genutzte Flächen in das Festival einbezogen: Die Aktionswiese wird auf andere Flächen im Uferpark verlegt, der Kunsthandwerkermarkt verteilt sich über das ganze Gebiet und das Angebot am Ufer wird entzerrt.