Es sind nur noch etwa acht Monate bis zum Startschuss bei der iLumen European Solar Challenge. Mit der Solarcar-Gruppe vom Schülerforschungszentrum (SFZ) Friedrichshafen nimmt an dem 24-Stunden-Rennen in Belgien erstmals eine Schülergruppe aus Deutschland teil.

Die Schüler fahren nicht nur, sondern bauen sich während der einjährigen Projektlaufzeit ihren eigenen solarbetriebenen Rennwagen. Einblick in den aktuellen Stand gaben die 18 Schüler der Solarcar-Gruppe in ihrer Werkstatt im Friedrichshafener Berufsschulzentrum. Die 15- bis 20-Jährigen kommen vom Karl-Maybach-Gymnasium, vom Graf-Zeppelin-Gymnasium und von der Claude-Dornier-Schule. „Die Teilnahme am Rennen in Belgien ist herausfordernd, aber zugleich eine faszinierende Gelegenheit“, schickt Burkhard Mau vom Schülerforschungszentrum Südwürttemberg voraus.

Schüler Tom Heine berichtet von der Entscheidung für ein Formel-Junior-Fahrzeug als Basis für den Wagen. „Ein Formel-3-Auto war zu teuer und gegen einen Buggy entschieden wir uns wegen des Gewichts und wegen der mangelnden Aerodynamik.“ Fündig geworden sei das Team in der Schweiz. Heine spricht von einer kurzen Schrecksekunde, als sie beim Zoll 1500 Euro bezahlen mussten. In der Werkstatt, in die das Auto wegen seiner Breite teilweise hochkant bugsiert werden musste, folgten die Demontage des Motors und das Ablassen der Flüssigkeiten wie Öl und Benzin. Für den Ausbau der Hinterachse haben sich die Schüler entschieden, weil ihr Rennwagen mit nur drei Rädern fahren soll. „So wird das Gewicht geringer und die Aerodynamik besser“, sagt Mattis Kley vom Konstruktionsteam.

Mit der entsprechenden Software hätten sie die Strömung simuliert. Fast die ganze Fläche des Autos, etwa sechs Quadratmeter, werde für Solarzellen genutzt. Für einen geeigneten Motor und den richtigen Akku ist die Entscheidung bereits gefallen. Wichtig ist den Schülern Nachhaltigkeit. So verwenden sie zum Beispiel für die Fahrzeughülle Flachsfasern statt Carbon. Adrian Diebold schildert, was als nächstes ansteht: Die Schüler fertigen Karosserie und Radaufhängung an, dann kaufen sie Solarmodule und installieren die Elektrik. Anschließend steht ein Besuch bei Airbus wegen des Fahrgestells an und schließlich werden viele Testfahrten gemacht, um ausreichend Daten zu sammeln und die Leistung zu optimieren. Sie seien allerdings noch auf der Suche nach einer geeigneten Teststrecke.

Zwischen 35 und 40 Kilometer pro Stunde werde man während des Rennens fahren. Maximal dreimal dürfen die Akkus im Rennen nachgeladen werden. „Wenn an diesem Tag die Sonne nicht scheint, muss man entsprechend langsamer fahren“, weiß Kley. Am Lenkrad würden sich die Schüler, die bereits einen Führerschein haben, abwechseln. Die Teilnahme an Wettbewerben sei für die Schülerforschungszentren typisch, sagt Rudolf Lehn, der sie vor 30 Jahren gegründet hat. „Die Herausforderung reizt, die Schüler möchten ihre Entwicklung öffentlich präsentieren und sie fühlen sich auch als Zweitplatzierte wohl.“ Für Tom Heine, der eine Automechaniker-Lehre anstrebt, hat das Projekt den Vorteil, ein Elektroauto von Null bis zur Fertigstellung zu entwickeln. „Allein die Vorstellung, dazu in der Lage zu sein, selbst ein Solarauto zu bauen, motiviert mich“, sagt auch Ela Özel, die einzige junge Frau in der Gruppe. Auch alle anderen Schüler sehen das Projekt als große Chance und tolle Erfahrung.

Der Erfolg des Solarcar-Projekts hänge aber nicht nur vom Interesse und Spaß an der Arbeit ab, sondern auch vom Geld, wissen die Schüler. Die Josef-Wagner-Stiftung habe sie mit ihrer Förderung in Höhe von 30.000 Euro und ihrem damit verbundenen Vertrauen besonders motiviert. Insgesamt haben die Schüler bereits 50.000 der angestrebten 150.000 Euro auf dem Konto.