Freitag, 11 Uhr im Rathauscafé Friedrichshafen. Das Restaurant ist gut besucht, als Rosa Przybilla dort vor ihrem Einkauf auf dem Wochenmarkt einige Freundinnen antrifft. Unter ihnen sind jedoch nicht nur Bekannte, sondern auch Parteifreunde. Denn: Przybilla ist Gemeinderatskandidatin für die Wahl am 9. Juni. Doch warum kandidiert eine 86-Jährige für den Gemeinderat?
Przybilla selbst gibt sich bescheiden: „Es braucht ja Leute, die das machen“, sagt sie. Eigentlich würde man in dem Alter nicht mehr für den Gemeinderat kandidieren. Doch wenn es um politische Themen geht, zeigt sich ihre Leidenschaft für die Ökologie. Denn für die 86-Jährige ist klar: Es braucht in Friedrichshafen mehr Aufmerksamkeit für den Tier- und Naturschutz.
Für Parkanlagen und gegen Plastik
Die Gemeinderatskandidatin ist gleichzeitig Kassenprüferin der ÖDP-Ortsgruppe. Schon seit vielen Jahren setzt die sich dafür ein, dass in Friedrichshafen Parkanlagen fortbestehen. Rosa Przybilla kämpft dafür, dass „weniger zugebaut wird“, wie sie sagt. Als Beispiel für die Notwendigkeit von Umweltschutz nennt sie die Ufer-Allee am Fluss Rotach. Für deren Fortbestand setzte sie sich frühzeitig über die ÖDP-Ortsgruppe ein. „Gemeinsam haben wir erreicht, dass die Allee noch steht“, sagt sie. Manchmal würde sie immer noch beim Spazierengehen an der Rotach erkannt und auf ihr langjähriges Engagement angesprochen.
Auch privat achtet die Gemeinderatskandidatin auf den Umweltschutz: „Ich verzichte vollständig auf Plastik“, sagt die Häflerin, und zeigt auf ihre Tasche, in der sie selbst mitgebrachte Gefäße für ihren Wocheneinkauf verstaut hat. Jeder sei schließlich für den Umweltschutz mitverantwortlich, sagt Przybilla, die selber Ökostrom bezieht und sich auch für umweltverträgliche Maßnahmen beim Heizen starkmacht. „Die flächendeckende Einführung von Fernwärme beispielsweise wäre für Friedrichshafen super“, ist sie überzeugt.
Frieden und Unbestechlichkeit sei das wichtigste
Für die 86-Jährige ist jedoch Frieden das wichtigste politische Ziel. „Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Ich wünsche niemandem, Krieg mitzuerleben. Ich weiß, was das bedeutet.“ Przybilla wurde 1938 im Allgäu geboren und wuchs noch während des Zweiten Weltkriegs in Friedrichshafen auf. Sie sei aber auch deswegen aus Überzeugung ÖDP-Mitglied, weil die Partei nur Spenden von Privatpersonen entgegennimmt. „Wir sind nicht bestechlich, weil wir Großspenden ablehnen, was viele anderen Parteien nicht tun.“