Wer seine Kollegen in diesen Wochen in erster Linie über Skype, Zoom oder eine vergleichbare Plattform trifft, der kennt diese Atmosphäre: Irgendwoher ertönt fast immer eine Kinderstimme, im Hintergrund rauscht dann und wann ein Lastwagen vorbei, Gesprochenes klingt mitunter abgehackt. Zu Beginn eines der Treffen, wie sie Heike Lelle derzeit einberuft, ist das nicht anders. Nach kurzen Einblicken in fremde Wohnungen werden hier allerdings reihum die Mikrofone und meist auch die Kameras deaktiviert. Nur die Yoga-Lehrerin ist jetzt noch zu sehen und – wie gelegentlich noch Hintergrundgeräusche aus dem Umfeld ihres Kursraumes in Fischbach – zu hören.
Erst kurz bevor die Ausbreitung des Coronavirus den Alltag vieler Menschen vollkommen umkrempelte, hatte sie sich entschieden, sich nun ganz auf den Yoga-Unterricht zu konzentrieren und einen anderen Teilzeitjob aufgegeben, erzählt Heike Lelle. Die Kurse, die die Immenstaaderin für Firmengruppen und Privatpersonen gibt, müssen nun aber ausfallen – zumindest in der gewohnten Form. Da waren die Umsatzeinbußen und da sind die Teilnehmer. „Ich hatte in den vergangenen Monaten viele Yogakurse aufgebaut“, sagt Lelle. „Und die Leute liegen mir sehr am Herzen.“ In den Kursraum geht sie also weiter regelmäßig. Jetzt werden die Matten nur eben für Skype-Treffen ausgerollt.
Yoga-Einheiten im Netz gibt es nicht erst seit Beginn des kollektiven Zuhausebleibens. Warum sich Heike Lelle für Skype-Stunden entschieden hat, statt auch fertige Anleitungsvideos zu produzieren? Das ist persönlicher und weniger anonym, erklärt sie. „Live-Yoga ist wirklich auch ein Zusammenkommen. Wenn man so ein Video abspielt, ist man ja sonst auch wieder alleine.“ Die Skype-Stunden in Echtzeit hätten den Vorteil, dass Teilnehmer – auch Anfänger – bei Unsicherheiten direkt nachfragen können. Wer will, könne die Kamera auch anlassen, sodass sie direkt Rückmeldung zur Ausübung geben kann. Auch sind die somit weiterhin festen Termine aus Lelles Sicht von Vorteil: Sie geben den Tagen ein wenig der Struktur wieder, die sie für viele im Moment verloren haben.
Corona war der Anlass, Lockerungen müssen aber nicht das Aus für das Format bedeuten
Davon, dass Yoga – nicht nur, aber auch in Zeiten wie diesen – eine gute Sache ist, ist sie als Lehrerin natürlich überzeugt. „Yoga stärkt das Herz, bringt die Verdauung auf Trab und beruhigt den Geist“, so Lelle. Es hilft dabei, sich nicht in Ängsten und Sorgen zu verlieren, sondern zuversichtlich, sich seiner inneren Stärke wieder bewusst, den Alltag zu bestreiten.“ Der Anlass, Skype-Yogastunden anzubieten, mögen die zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus beschlossenen Einschränkungen gewesen sein. Heike Lelle kann sich aber vorstellen, dass das Format Coronazeiten überdauert – zum Beispiel für Interessierte, die es in ihrem normalen Alltag zwar pünktlich nach Hause, nicht aber nach Fischbach schaffen, „Ich werde das auf jeden Fall anbieten und schauen, wie die Reaktionen darauf sind.“
Die Teilnahme an einer Yoga-Stunde via Skype kostet 7,50 Euro. Angemeldete Teilnehmer erhalten vor Stundenbeginn den erforderlichen Link zugeschickt. Kursplan und Informationen auf der Webseite von Heike Lelle: www.business-yoga-bodensee.de