Nichts los im Himmel über Friedrichshafen wegen der Corona-Pandemie? Das kann man so nicht sagen: Immerhin 18 814 Flugbewegungen am Flughafen Friedrichshafen weist die Statistik für 2020 aus. Das ist zwar nur etwa halb so viel wie in den Vorjahren, aber trotzdem nicht wenig: Täglich waren das im Schnitt 51 Starts und Landungen.
Wie kann das sein? Immerhin herrschte im Terminal über Monate mehr als Flaute, konnten Passagiere durch die Pandemie nirgendwohin fliegen. Auch der Bodensee-Airport zählte im vergangenen Jahr nur noch knapp 90 000 Fluggäste in den Linienmaschinen. Doch auf die großen Jets entfielen nur 1600 Starts und Landungen. 17 200, also mehr als zehn Mal so viel, verbuchte die „Allgemeine Luftfahrt“ für sich.
Hinter diesem Begriff stecken Kleinflugzeuge, Privatjets und nicht zuletzt die Zeppeline, die vom Flughafen-Gelände aus in die Luft gehen. Und genau die haben in Friedrichshafen schon immer für die meisten Starts und Landungen gesorgt. „Das ist an vielen Regionalflughäfen ähnlich“, sagt Pressesprecher Wolfgang John.

Im Fall des Bodensee-Airports überrascht beim genauen Hinschauen auf die Jahre vor Corona aber schon, wie groß der Anteil der „Kleinfliegerei“ ist. Bei rund 35 000 Starts und Landungen entfielen 2017 nur 6600 auf Verkehrsmaschinen, ein Jahr später 6800. Mit anderen Worten: Mehr als 80 Prozent aller Flugbewegungen am Bodensee-Airport werden von Kleinflugzeugen erzeugt.
Wer nutzt den Flughafen also noch – oder hauptsächlich? Der Großteil der Flugbewegungen entfällt demnach auf die Sport- und Privatfliegerei sowie Geschäftsflieger, so John. Der Luftsportclub Friedrichshafen (LSC) besitzt eigene Hallen am Flughafen und viele Vereinsmaschinen für Motor- und Segelflug. Aber auch private Maschinen sind in den LSC-Hangars abgestellt. Zusätzlich gebe es eine Flugschule sowie einen Betreiber von Helicoptern. Sie haben für die Unterbringung der Maschinen Hallen vom Flughafen gemietet.

Darüber hinaus leisten sich zwei Firmen eigene Flieger. So hat die Firma Liebherr eine Flotte von Geschäftsreiseflugzeugen am Standort mit einem eigenen Hangar. Die Firma ifm betreibt zwei Geschäftsreiseflugzeuge und hat einen Hallenplatz vom Flughafen angemietet, so John. So haben beide Unternehmen auch ein ureigenes Interesse daran, dass der Airport erhalten bleibt. Sie gehören zu den sieben Firmen, die einen Verein gegründet haben, um die vorher der IHK gehörenden Anteile von 1,57 Prozent am Flughafen Friedrichshafen zu übernehmen.
Dazu kommen die Zeppeline, die im vergangenen Jahr knapp 2300 der 17 200 Flugbewegungen in der Allgemeinen Luftfahrt ausgemacht haben. Nicht separat erfasst werden die Flüge von Business-Charterunternehmen, die für ihre Kunden auch ab Friedrichshafen weltweite Verbindungen anbieten.

Bleibt die Frage: Lohnt sich die „Kleinfliegerei“ für das Unternehmen Flughafen? Nach Angaben der Betriebsgesellschaft hat der Bereich Allgemeine Luftfahrt im vergangenen Jahr für Umsätze in Höhe von rund einer Million gesorgt – bei einem Gesamtumsatz von 4,4 Millionen Euro also weniger als ein Viertel. Im Jahr davor (2019) nahm der Flughafen 1,9 Millionen Euro über die Allgemeine Luftfahrt ein. Da betrug der Gesamtumsatz rund 10 Millionen Euro.
Der generiert sich überwiegend aus den Flughafen-Entgelten, die jeder Nutzer zahlen muss – für Start und Landung, Sicherheit oder Abstellgebühren, für Bodenabfertigung und Sonderleistungen – und auch für jeden Passagier. So klein war auch dieser Anteil der „Kleinfliegerei“ am Flughafen zumindest im vergangenen Jahr nicht: Jeder vierte Fluggast saß nicht in einer Linienmaschine, sondern in einem Kleinflugzeug. 2019 sah das allerdings noch ganz anders aus: Da saß nur einer von zehn Passagieren nicht in großen Jets.