Momentaufnahmen aus Unterraderach: Ein italienischer Lastwagen aus Richtung Berg kommend versucht, am Kreisverkehr links abzubiegen. Der Platz reicht nicht, mitten auf dem Kreisverkehr versucht er, zurück- und vorzusetzen. In alle Richtungen bilden sich lange Schlangen.
Manuela Keinath fährt mit Tochter Andrina mit dem Rad zur Schule. Bis sie aus der Schmalholzstraße links abbiegen können, vergehen aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens Minuten.
Zwei Laster eines örtlichen Baustoffunternehmens warten aus Richtung Berg kommend vor dem Zebrastreifen, ein polnischer Lastwagen biegt aus Schnetzenhausen kommend rechts ab. Es ist zu eng, er fährt er über die ganze Breite des Bürgersteigs.
Unterraderach leidet unter immer stärkerem Durchgangsverkehr, vor allem unter dem Schwerlastverkehr. „Seit das Teilstück der B 31 eröffnet ist, nutzen immer mehr LKW den Weg über Markdorf, manchmal haben wir hier mehr LKW als PKW“, sagt Denis Ungermann, der mit seiner Familie in der Nähe des Kreisverkehrs wohnt. Cornelia Ellem aus der Schmalholzstraße bestätigt: „Das geht schon morgens um sieben los, es ist laut und gefährlich.“
Jens Keinath, der auch in der Schmalholzstraße wohnt, sagt: „Es ist zu eng hier für große LKW.“ Seine Frau ergänzt: „Der Bürgersteig ist die Ausweichstrecke.“
Nadine Pfaffs Tochter Jana geht in die erste Klasse, sie bringt sie jeden Morgen zur Bushaltestelle. „Das ist einfach gefährlich. Dabei haben wir den Kindern verboten, den Zebrastreifen nach Berg hin zu nehmen. Die Abbieger fahren da so schnell um die Ecke, die könnten für einen Fußgänger gar nicht mehr anhalten“, sagt sie. Sie war bei einer polizeilichen Begehung zu den Verkehrsproblemen im Ort dabei. „Es gab eine ganze Liste von Verbesserungen, davon ist wenig umgesetzt.“
An der Ausfahrt der Schmalholzstraße fehle der rote Streifen als Anzeige für den Geh- und Radweg, außerdem hätten in der Schmalholzstraße Bremsinseln gebaut werden sollen, zählt sie auf. Dort gilt offiziell Tempo 30. Doch sie beobachtet, dass sich nur wenige daran halten. „Es ist sehr viel Verkehr auf der kleinen Straße, weil viele sie als Schleichweg nutzen“, sagt sie. Denis Ungermann könnte sich dort einen fest installierten Blitzer gut vorstellen: „Die blasen da lang wie die Sau“, ärgert er sich.

Sein Sohn fährt mit dem Rad nach Ailingen in die Schule. „Da wäre es praktisch, wenn er durch das Schmalholz fahren könnte, dann müsste er nicht über den Buckel in Berg. Aber das ist einfach lebensgefährlich.“ Obwohl die Straße durch den Wald schmal und schadhaft ist, gibt es keinerlei Tempobeschränkungen. Auch Jens Keinath sagt: „Die fahren alle viel zu schnell.“
Einiges hat sich getan seit einem Jahr: Die Bushaltestelle wurde versetzt, sodass die Schulkinder nicht an der schmalsten Stelle des Gehwegs auf den Bus warten müssen. An der Nordseite des Kreisverkehrs sollen sogenannte Frankfurter Hütchen verhindern, dass Autos und Laster auf den Gehweg ausweichen – allerdings fehlen schon einige.
„Das ist Spielzeug, die fahren da einfach drüber“, hat Jens Keinath beobachtet. Die aufgemalten Radspuren und die neuen Querungshilfen an den Ortsausgängen Richtung Berg und Schnetzenhausen findet er gut. Dass Radfahrer aus Schnetzenhausen oder Raderach kommend zweimal die Kreisstraßen queren müssen, hält er jedoch nicht für optimal.
Unfälle in Unterraderach 2019
Vor allem wünschen sich die Anwohner Tempo 30 im ganzen Ort. „Wir wollen auf alle Fälle Tempo 30, wegen Sicherheit und Lärm“, sagt Manuela Keinath. Nadine Pfaff sagt: „Das wurde mit dem Argument abgewiesen, dass es sich hier um Kreisstraßen handelt. Aber in Bermatingen ist auch auf einer Kreisstraße Tempo 30, das geht also.“ Denis Ungermann ergänzt: „Auch in Fischbach ist in jeder Straße Tempo 30.“
Das Argument, die Lärmwerte würden nicht überschritten, halten die Anwohner nicht für ausreichend. Ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofs Mannheim gab 2018 der Gemeinde Uhldingen-Mühlhofen Recht, die nachts Tempo 30 angeordnet hatte, obwohl der offizielle Grenzwert für Lärm nicht überschritten wurde.
„Ich glaube mittlerweile, die Stadt will hier gar nichts machen. So haben sie den Verkehr raus aus der Stadt“, befürchtet Ungermann. „Die spielen auf Zeit“, meint Jens Keinath.