Noch sind die Außenanlagen nicht fertig, doch die Häuser stehen: 97 neue Wohnungen in vier Gebäuden im „Karree vier“ am Hägleweg in Jettenhausen sind ab März bezugsfertig. 97 Wohnungen, die die Baubilanz in Friedrichshafen für 2021 bereichern werden.

Das könnte Sie auch interessieren

15 sind noch zu haben, teilt Stephan J. Fenchel vom Bauträger, der Markdorfer Real Massivhaus und Immobilien GmbH, auf Anfrage mit. Die sind jedoch alles andere als preisgünstig. 323 000 Euro für eine Zwei-Zimmer-Wohnung und bis zu 1,5 Millionen Euro fürs Penthouse listet „immowelt.de“ auf. Nicht nur im Hägleweg ist Wohneigentum teuer. Die eigenen vier Wände sind in Friedrichshafen offenbar immer noch Mangelware, wofür die unverändert hohen Preise ein Indiz sind.

Direkt neben dem Baukomplex „City-Wohnen am See“ der Firma Junker Wohnbau aus Weingarten hat gleich nebenan das Bauprojekt ...
Direkt neben dem Baukomplex „City-Wohnen am See“ der Firma Junker Wohnbau aus Weingarten hat gleich nebenan das Bauprojekt „Bellevue“ begonnen. | Bild: Andrea Fritz

Das gilt nicht nur für „Karree vier“, sondern auch für andere Bauprojekte. Unter 5000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche ist kaum eine Wohnung zu haben. Schon gar nicht in bester Lage wie an der Friedrichstraße, wo das Unternehmen Junker Wohnbau im künftigen „Bellevue-Carré“ bereits heute Wohnungen verkauft, die im Herbst 2022 fertig sein sollen. Kaufpreis: 789 000 Euro für 3,5 Zimmer mit 90 Quadratmetern und Seesicht, um nur ein Beispiel zu nennen.

Das könnte Sie auch interessieren

Dabei wollten die Stadtväter mit ihrem „Aktionsprogramm Wohnen“, das der Gemeinderat im Mai 2017 beschloss, nicht nur 500 neue Wohnungen jährlich bis 2019 schaffen. Es sollte vor allem für mehr preisgünstige Mietwohnungen sorgen. So wurde unter anderem eine Sozialquote für Bauträger eingeführt: Bekommt ein Investor Baurecht auf der grünen Wiese oder wird das Baurecht wesentlich erweitert, muss er 25 Prozent der zusätzlich geschaffenen Geschossfläche im geförderten Mietwohnungsbau erstellen. Ein Beispiel: Baut ein Bauherr acht Wohnungen mehr als vorher möglich, muss er zwei Wohnungen zu sozialen Preisen vermieten – oder an die Stadt eine Abstandssumme zahlen.

Das könnte Sie auch interessieren

Nach Angaben des Rathauses kommt diese Sozialquote bisher aber nur bei drei Bauprojekten verbindlich zum Tragen. Beim „Karree vier“ im Hägleweg werden die Quoten-Wohnungen laut Stephan Fenchel über die zuständige Hausverwaltung vermietet. Wie das bei der Neubebauung der Regenerstraße (Prisma AG) sowie an der Müllerstraße, wo die Postbau-Genossenschaft Tübingen seit Sommer 2020 insgesamt 91 neue Wohnungen baut, laufen wird, ist noch unklar.

Sechs Gebäude mit 92 Mietwohnungen, davon die Hälfte preisgebunden, baut die Städtische Wohnungsbaugesellschaft Friedrichshafen in ...
Sechs Gebäude mit 92 Mietwohnungen, davon die Hälfte preisgebunden, baut die Städtische Wohnungsbaugesellschaft Friedrichshafen in Allmannsweiler. | Bild: Katy Cuko

Trotzdem sind in den vergangenen vier Jahren viele neue Mietwohnungen entstanden. Dafür haben jedoch fast ausschließlich kommunale oder genossenschaftliche Wohnungsunternehmen gesorgt. So wie die Städtische Wohnungsbaugesellschaft Friedrichshafen (SWG), die beispielsweise 2018 in Wiggenhausen 48 Wohnungen an ihre Mieter übergab – ausnahmslos Wohnraum, für den der Mietpreis 25 Jahre sozial gebunden ist. Weitere 92 Wohnungen baut die SWG derzeit in Allmannsweiler; sie sollen in diesem Jahr fertig werden. Auch die Zeppelin-Wohlfahrt hat im dritten Bauabschnitt in Wiggenhausen die Hälfte ihrer 58 Mietwohnungen preisgebunden erstellt.

Der Neubau der Fränkel AG in der Riedleparkstraße mit 32 Mietwohnungen ist fertig und wurde im September 2020 bezogen.
Der Neubau der Fränkel AG in der Riedleparkstraße mit 32 Mietwohnungen ist fertig und wurde im September 2020 bezogen. | Bild: Katy Cuko

Eine Ausnahme unter den privaten Bauträgern ist die Fränkel AG, die ebenfalls Mietwohnungen baut und im vergangenen Jahr ihr Projekt in der Riedleparkstraße zum Abschluss gebracht hat.

Bild 4: Ziel verfehlt: Es gibt zu wenig Bauprojekte in Friedrichshafen, um die Wohnungsmisere zu beenden
Bild: Stefanie Kerstan

Doch in der Summe hinkt das Wohnbau-Geschehen in Friedrichshafen den städtischen Zielen von 2017 hinterher. Laut Statistischem Landesamt wurden nur im selben Jahr exakt 499 neue Wohnungen fertiggestellt. Ein absoluter Spitzenwert der vergangenen Jahrzehnte, der mit dem Ratsbeschluss aber nichts zu tun hatte. In den Jahren danach waren es mit 299 (2018) und 227 neu gebauten Wohnungen (2019) sogar deutlich weniger als die angepeilten 500. Die Zahlen für 2020 liegen noch nicht vor.

Bild 5: Ziel verfehlt: Es gibt zu wenig Bauprojekte in Friedrichshafen, um die Wohnungsmisere zu beenden
Bild: Stefanie Kerstan

Was die Baugenehmigungen angeht, so spricht das städtische Bauordnungsamt von zirka 520 Wohneinheiten, die 2019 und 2020 genehmigt wurden. In dieser Zahl seien allerdings „nur die Neubauten in Bauträgerobjekten“ enthalten, also keine Einfamilienhäuser oder Umbauten. Laut Statistischem Landesamt wurden im Jahr 2019 in Friedrichshafen insgesamt 62 Gebäude mit 452 Wohneinheiten baurechtlich genehmigt. Auch hier liegen die Zahlen für 2020 noch nicht vor.

Die Rohbauten im ersten Bauabschnitt der SWG im Fallenbrunnen stehen. Die Baugrube für den zweiten Bauabschnitt ist schon ausgehoben. ...
Die Rohbauten im ersten Bauabschnitt der SWG im Fallenbrunnen stehen. Die Baugrube für den zweiten Bauabschnitt ist schon ausgehoben. Hier entstehen sieben Wohn- und Geschäftshäuser. | Bild: Katy Cuko

Aktuell sind nach Auskunft aus dem Rathaus 14 Projekte im Bau. „Ob es größere Wohnbau-Projekte gibt, die 2021 beginnen, können wir derzeit nicht abschätzen“, erklärt eine Sprecherin auf Nachfrage. Damit scheint nach wie vor unsicher, ob die Kreisbaugenossenschaft nun in diesem Jahr mit der „Neuen Ortsmitte“ in Ailingen-Berg beginnt. Neben dem neuen Bildungshaus sind drei Häuser mit 30 geförderten Mietwohnungen, aber auch Geschäfte und Büros im Erdgeschoss geplant. Derweilen hat die SWG im November auch mit dem zweiten Bauabschnitt ihres Großprojekts im Fallenbrunnen begonnen, wo insgesamt sieben Wohn- und Geschäftshäuser mit über 100 Mietwohnungen entstehen.

An der Regenerstraße wird bereits seit 2017 gebaut. Im Frühjahr sollen die ersten Wohnungen bezugsfertig sein.
An der Regenerstraße wird bereits seit 2017 gebaut. Im Frühjahr sollen die ersten Wohnungen bezugsfertig sein. | Bild: Katy Cuko

Fazit: Bis 2019 sind zwar knapp über 1000 neue Wohnungen in Friedrichshafen entstanden, aber das Ziel von 1500 wurde nicht erreicht. Und die meisten Wohnungen davon entstanden im Eigentum, nicht zur Miete. Damit wurde insgesamt und im Vergleich mit den Vorjahren viel geschafft, aber deutlich weniger als das, was Baubürgermeister Stefan Köhler schon 2016 als notwendig erachtet hatte. „Der Stadtverwaltung ist bewusst, dass die Situation am Wohnungsmarkt insgesamt nach wie vor angespannt ist“, schätzt das Rathaus deshalb auf Anfrage unserer Zeitung ein.