Die Geschäftsführung des Medizin Campus Bodensee ist unter Druck. Seit Tagen dreht sich das Stadtgespräch um die schwerwiegenden Vorwürfe gegen die Klinik. Am Mittwochabend tagte der Aufsichtsrat in einer außerordentlichen Sitzung.

Worum geht es? Nach dem Freitod der Leitenden Oberärztin der Internistischen Intensivstation wurde bekannt, dass die Frau bereits im Dezember 2021 ihren Chefarzt vor einer massiven Gefährdung des Patientenwohls durch mangelnd qualifizierte Assistenzärzte gewarnt hatte. Kurze Zeit darauf soll es zu mehreren vermeidbaren Todesfällen und Fällen von Patientengefährdung gekommen sein. Zudem soll es Aufforderungen zur Vertuschung seitens der Geschäftsführung gegeben haben.

Großes Bedürfnis nach Aufklärung

Beschäftigte des Hauses – und auch Bürgerinnen und Bürger – fordern eine Aufklärung der Vorfälle im Krankenhaus. Denn ein gutachterliches Schreiben, das den MCB entlastet, wird von Involvierten als teils falsch in seiner Darstellung kritisiert. Der Anwalt der Verstorbenen bezeichnet das Dokument etwa als Gefälligkeitsgutachten.

Das könnte Sie auch interessieren

Ein weiterer zentraler Wunsch zahlreicher Beschäftigter, mit denen der SÜDKURIER sprach: Das Abdanken des Chefarztes des Hauses, gegen den sich teils die Vorwürfe der verstorbenen Oberärztin richten.

Wie sieht die Aufarbeitung aus?

Nun hat der SÜDKURIER erfahren: Personelle Konsequenzen soll es vorerst nicht geben. Vielmehr soll es zeitnah eine genaue Untersuchung aller Vorwürfe geben, die die Oberärztin geäußert hat. Dazu sollen die Geschäftsführer des Klinikums, namentlich die Franz Klöckner sowie Mirko Papenfuß, er ist für den externen Management-Dienstleister Sana aktiv, eine Untersuchung bei Experten in Auftrag geben. Dieses Mal soll, anders als für das erste gutachterlichen Schreiben, vor Ort mit Beschäftigten gesprochen werden.

Öffentliche Erklärung von Geschäftsführung und Aufsichtsrat

Am Donnerstagnachmittag dann eine öffentliche Erklärung von Geschäftsführung und Aufsichtsrat: „Wir nehmen den Wunsch und die Erwartung nach einer umfassenden Aufklärung und Information wahr und ernst“, heißt es darin. Die gegenwärtige Situation habe „Vertrauen in unser Klinikum und unsere Arbeit erschüttert“. Die Geschäftsführung habe dem Aufsichtsrat in der Sitzung ausführlich über den Sachverhalt berichtet. Es sei gemeinsame „Pflicht und Verantwortung“, teilen Geschäftsführung und Aufsichtsrat weiter mit, „Schaden von unserem Klinikum und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern abzuwenden“.

Der Standpunkt von Geschäftsführung und Aufsichtsrat ist klar: Die Aufklärung müsse im Interesse des Vertrauens in ihre Unvoreingenommenheit extern gesteuert werden. Um die interne Aufarbeitung soll sich die Strafrechts- und Compliance-Kanzlei Feigen Graf kümmern, die bisher nicht für das Klinikum tätig war. „Ziel ist es, die Aufarbeitung bis Ende März 2024 abzuschließen“, heißt es weiter. Über den konkreten Zeitplan und die einzelnen Maßnahmen werde zeitnah informiert.