Monika Baur ist verärgert. Eigentlich wollte sie am vergangenen Wochenende entspannt die Abendstunden genießen, sich erholen. Doch daraus wurde nichts: Bis in die Nacht hinein sei die Seniorin aus Hagnau von „tiefen Bassgeräuschen“ um ihre Entspannung und einen erholsamen Schlaf gebracht worden – sowohl am Freitag als auch am Samstag.

Musik dröhnt über den See bis nach Hagnau

Die „tiefen Bassgeräusche“, wie Baur den Lärm bezeichnet, kamen vom gegenüberliegenden Seeufer. Im Konstanzer Bodenseestadion fand am Freitagabend laut Internetseite des Veranstalters eine Elektroparty statt, am Samstagabend feierten Besucher zu Beats aus den 80er- und 90er Jahren.

Ob die Geräusche, die Monika Baur in Hagnau hörte, tatsächlich aus dem Bodenseestadion gekommen sind, lässt sich allerdings nicht bestätigen. Dennoch: „Es war sehr laut, die Bässe haben gedröhnt“, erzählt die 66-Jährige. Und Baur ergänzt, dass sie nicht die einzige Hagnauerin gewesen sei, die sich an dem Lärm gestört habe. „Meine Nachbarin ist 35 und krank. Für sie war es noch schlimmer als für mich.“

Monika Baur aus Hagnau: „Müssen das die Menschen und Tiere aushalten? Diesen unnötigen Lärm?“
Monika Baur aus Hagnau: „Müssen das die Menschen und Tiere aushalten? Diesen unnötigen Lärm?“ | Bild: Uwe Petersen

Wie Monika Baur weiter berichtet, habe sie prinzipiell nichts gegen Partys, Feste und Konzerte am Konstanzer Seeufer. „Die bekommen wir in Hagnau ohnehin jeden Sommer mit“, sagt sie. Aber am vergangenen Wochenende sei der Lärm so laut gewesen, dass Baur das nicht mehr hinnehmen wollte. „Müssen das die Menschen und Tiere aushalten? Diesen unnötigen Lärm?“, fragt sie sich.

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Monika Baur wendet sich an die Polizei

Bereits am Freitagabend wendete sich die 66-Jährige mit ihrer Beschwerde an die Konstanzer Polizei. „Die freundliche Dame am Telefon sagte, dass wir längst nicht die einzigen sind, die heute Abend deswegen anrufen“, erzählt Baur. Dieser Anruf wurde bei der Polizei allerdings nicht als offizielle Lärmbeschwerde notiert, wie eine Nachfrage des SÜDKURIER beim Konstanzer Polizeipräsidium ergibt.

Lärmbeschwerden von einzelnen Menschen bei großen Veranstaltungen in Konstanz gebe es immer wieder, sagt Polizeisprecher Dieter Popp. ...
Lärmbeschwerden von einzelnen Menschen bei großen Veranstaltungen in Konstanz gebe es immer wieder, sagt Polizeisprecher Dieter Popp. Das Bild entstand beim Gute-Zeit-Festival 2017 in Konstanz. | Bild: Oliver Hanser

Doch die Problematik sei auch den Beamten bekannt, bestätigt Polizeisprecher Dieter Popp. „Es kommt immer mal wieder vor, dass sich Einzelne gestört fühlen. Das kann nicht nur bei Partys, sondern auch bei Fußballspielen oder Stadtfesten sein“, sagt Popp. Andere Menschen wiederum würden sich darüber freuen, dass es solche Veranstaltungen gibt.

Dieter Popp, Pressesprecher Polizeipräsidium Konstanz: „Es kommt immer mal wieder vor, dass sich Einzelne gestört fühlen.“
Dieter Popp, Pressesprecher Polizeipräsidium Konstanz: „Es kommt immer mal wieder vor, dass sich Einzelne gestört fühlen.“ | Bild: SK

Stadt muss Veranstaltungen genehmigen

Doch was kann die Polizei im Falle einer Beschwerde wie von Monika Baur tun? Die Veranstaltung untersagen oder Maßnahmen gegen die Lautstärke ergreifen? „So einfach ist es nicht“, sagt Polizeisprecher Popp deutlich. Denn Veranstaltungen wie die im Bodenseestadion in Konstanz werden von der Stadt, beziehungsweise vom Ordnungsamt genehmigt.

Auch die Veranstaltung „Elektro Liebe“ im Rahmen der Konstanzer Sommerwiese am vergangenen Wochenende wurde von der Behörde bewilligt, als sogenanntes „seltenes Ereignis“. Das bestätigt die Stadt Konstanz gegenüber dem SÜDKURIER. Musik sei bis 23.30 Uhr erlaubt gewesen.

Veranstaltungen in Konstanz

Beschwerden zur Veranstaltung am vergangenen Wochenende habe es bei der Stadtverwaltung nicht gegeben. Sprecherin Mandy Krüger weiß aber von einer Beschwerde von der anderen Seeseite aus dem vergangenen Sommer. „Ob diese sich tatsächlich auf das Bodenseestadion oder auf andere Events in Konstanz bezog, ist nicht gesichert“, sagt Krüger. Sie betont, dass eine Lärmquelle auf diese Entfernung nicht eindeutig identifizierbar sei.

Dasselbe Prinzip gelte für die Elektroparty am vergangenen Freitag. Wie die Stadtsprecherin erklärt, habe an diesem Abend eine Messung der Lautstärke am Bodenseestadion stattgefunden. „Die vorgegebenen Werte waren auch in den direkt umliegenden Anwohnergebieten eingehalten“, berichtet Mandy Krüger.

Ob es an diesem Abend wohl auch etwas lauter in Konstanz zuging? Besucher kamen Anfang August ins Bodenseestadion, um Musik und Wein zu ...
Ob es an diesem Abend wohl auch etwas lauter in Konstanz zuging? Besucher kamen Anfang August ins Bodenseestadion, um Musik und Wein zu genießen. | Bild: Aurelia Scherrer

Allerdings seien im Rahmen der Messung weitere Veranstaltungen mit elektronischer Musik im Einzugsbereich von Konstanz wahrgenommen worden. „Eine Veranstaltung in Kreuzlingen war deutlich über den Konstanzer Trichter hinaus hörbar und könnte ebenfalls Ursache der beschriebenen Wahrnehmungen aus Hagnau gewesen sein“, mutmaßt die Sprecherin.

„Nicht alles, was hörbar ist, ist unzumutbar oder unzulässig.“
Mandy Krüger, Pressesprecherin der Stadt Konstanz

Würde es tatsächlich „unzumutbare Beeinträchtigungen“ für die Anwohner geben, könne die Stadt reagieren. Etwa, indem sie die Lautstärke an der Ausgangsquelle der Feier reduziert. Krüger sagt aber auch, dass eine einzelne Beschwerde noch nicht automatisch einer „unzumutbaren Beeinträchtigung“ gleichzusetzen ist. „Nicht alles, was hörbar ist, ist unzumutbar oder unzulässig. Diese Einschätzung wäre fatal, da Lärmempfinden immer subjektiv ist.“

Wenn sich der Veranstalter an alle Auflagen hält und es trotzdem zu Lärmbeschwerden kommt, kann auch die Polizei den Veranstalter bitten, die Lautstärke herunterzudrehen oder die Bühne anders auszurichten. Dafür brauche es aber konkrete Beschwerden. „Die Bühne im Bodenseestadion einfach umzudrehen wäre sicherlich eher kontraproduktiv. Denn dann schallt der Lärm in die Stadt“, sagt Polizeisprecher Dieter Popp. „So liegt immerhin noch der See dazwischen.“

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