Bereits Mitte März startete am Bildungszentrum Markdorf (BZM) der Unterricht für Kinder und Jugendliche, die aus der Ukraine geflüchtet sind. Wer die Schule besuchen soll, aber noch nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügt, kann zuerst die sogenannten Vorbereitungsklassen (VKL) besuchen. Nikola Löffler und Birgit Wiedermann unterrichten die VKL am Schulverbund des BZM, zu der nun eine neue Klasse mit ukrainischen Schülern hinzukam.
Geflüchtete Kinder kommen aus der ganzen Region an die Schule nach Markdorf
Die geflüchteten Kinder und Jugendlichen wohnen größtenteils mit ihren Müttern und Geschwistern bei Freunden und Verwandten in Markdorf, Immenstaad, Oberteuringen und dem Deggenhausertal, beschreibt Nikola Löffler die aktuelle Situation. Zum Empfang in der Schule am 16. März seien 13 Schüler von den derzeitigen Gasteltern begleitet worden. Diese konnten beim Ausfüllen der notwendigen Formulare helfen.
Der Förderverein der Schule spendete kurzerhand die wichtigsten Schulmaterialien. Der Schulstart für die geflüchteten Kinder und Jugendlichen sei in Markdorf zügig und positiv verlaufen, sagt Nicola Löffler. „Auch die bisherigen Schülerinnen und Schüler aus der Vorbereitungsklasse haben die Neuen herzlich empfangen. Sie helfen beim Busfahren und beim sich in der Schule zurecht zu finden“, berichtet die Lehrerin.

Geflüchtete ukrainische Lehrerin unterstützt im Unterricht
Als zusätzliche Unterstützung in den VKL dienen der pädagogische Assistent Florian Sandkühler-Winckler und Laura Kovacs von der Schulsozialarbeit. Kollegen vom Gymnasium seien zudem laut Löffler bereits in ihren Freistunden mit dabei gewesen. Ein großes Glück sei außerdem die Unterstützung von Nataliia Solntseva. Die junge Lehrerin kommt aus Mykolaiv in der Ukraine und ist selbst geflüchtet. Sie unterrichtet die Klasse inzwischen zum Teil schon selbstständig.
„Sie unterstützt uns täglich von der ersten bis zur letzten Stunde, ohne sie wären wir aufgeschmissen,“ ist Nikola Löffler dankbar für die Mithilfe der 22-Jährigen. Da Nataliia Solntseva auch Deutsch spricht, sei die Verständigung für Schüler und Lehrerinnen gewährleistet. Trotz der vollkommenen Ausnahmesituation, in der die Kinder sich befänden, herrsche in der Klasse eine ruhige Atmosphäre, berichtet Nikola Löffler. Alle arbeiteten fleißig mit. Nataliia Solntseva erklärt den Unterrichtsstoff, die Kinder und Jugendlichen hören zu und seien es so gewohnt.
Unterricht an Grund- und Berufsschule
Inzwischen sind bereits 22 Schüler im Alter von zehn bis 16 Jahren aus der Ukraine am Markdorfer Schulverbund angekommen. Jüngere Kinder gehen in die Grundschule, Jugendliche über 16 würden dann an die Berufsschulen gehen.

Derzeit seien auch viele ukrainische Schüler noch online angebunden, berichtet Nikola Löffler. Wenn sie hier in Deutschland Endgeräte zur Verfügung hätten, könnten sie zumeist auf einen gut funktionierenden Online-Unterricht zuhause zurückgreifen. Das Schuljahr endet in der Ukraine am 31. Mai. Ob ab Anfang Juni dann noch eine größere Welle von Schülern an deutschen Schulen ankommen werden, sei derzeit für alle Beteiligten noch schwer absehbar.
Viele der ukrainischen Schüler sprechen bereits ein wenig Deutsch
Die ukrainische Klasse werde nun schon in Mathematik und Deutsch mit der bisher bestehenden VKL nach Lernniveaus in Gruppen zusammengenommen. Dies sei auch in weiteren Fächern geplant, so Nikola Löffler. Der Spagat zwischen den vorhandenen Bildungsniveaus sei generell sehr groß. In der bisherigen VKL-Klasse werden teilweise Kinder und Jugendliche mit einer langen Fluchtgeschichte unterrichtet, die über große Zeitspannen keinen Zugang zu Bildung hatten. Diese Kinder müssten in einigen Fällen erst alphabetisiert werden, sagt die Lehrerin.
Die ukrainischen Kinder hingegen würden der VKL-Lehrerin zufolge einen meist guten Bildungsstand aufweisen. Hier finde man im Markdorf zum Beispiel einen Schüler, der bereits mehrere Pokale in Mathematik-Wettbewerben gewonnen habe. Auch Deutschkenntnisse seien in unterschiedlichem Ausmaß bereits vorhanden. Die meisten ukrainischen Schüler in der VKL könnten auf etwa zwei Jahre Deutschunterricht aufbauen. Englisch sei zumeist schon ab der ersten Klasse gelernt worden.

Lehrerin Nikola Löffler: „Der Start ist gut gelungen“
Das Niveau der deutschen Sprache so weit zu verbessern, dass am Regelunterricht teilgenommen werden kann, sei das wichtigste Ziel der Vorbereitungsklassen. Die Schüler am Schulverbund haben dafür ein selbst zusammengestelltes Lern- und Bildwörterbuch mit den wichtigsten deutschen Begriffen erhalten.
Die ukrainischen Schüler kommen in Nikola Löfflers Augen gut voran. „Der Start ist gut gelungen. Der Umfang der uns bevorstehenden Aufgaben ist sehr groß“, fasst sie die ersten Wochen zusammen. Um den unterschiedlichen Sprach- und Lernniveaus gerecht zu werden, wird ihrer Einschätzung nach künftig aber noch weitere personelle Unterstützung nötig sein.