Die Stadt Markdorf klinkt sich nun auch in die Flüchtlingshilfe ein: Dem Landratsamt habe man das Angebot gemacht, das Bürgerhaus Ittendorf in seine Planungen für künftige Notunterkünfte in Hallen aufzunehmen. Eventuell, falls der Bedarf größer sein sollte, könne man auch die Mehrzweckhalle Leimbach zur Verfügung stellen. Das teilt Bürgermeister Georg Riedmann auf Anfrage mit. Mit dem Landratsamt sei dies bereits abgesprochen, dort habe man das Angebot positiv aufgenommen.

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Bislang plant der Landkreis, Hallen-Notunterkünfte in Tettnang-Kau, Langenargen und Kressbronn einzurichten. Außerdem bittet die Stadtverwaltung die Bürgerschaft um die Bereitstellung von Wohnraum. Gesucht seien Wohnungen für die Unterbringung von ukrainischen Kriegsflüchtlingen für die Dauer von mindestens sechs Monaten, sagt Riedmann.

Stadt stockt Sozialarbeiterin-Stelle auf

Im Rathaus wurde unterdessen eine Anlaufstelle für ukrainische Flüchtlinge respektive deren Betreuer eingerichtet. Sie ist bei der Flüchtlingssozialarbeiterin der Stadt, Rosane Dias-Brücker, angesiedelt. Dafür wurde die Stelle von Dias-Brücker von 20 Prozent auf 50 Prozent aufgestockt und eigens die E-Mail-Adresse ukraine@rathaus-markdorf.de eingerichtet.

Bislang wurde die Hilfe für ukrainische Flüchtlinge vor allem von privaten Initiativen wie der von Rainer Zanker in Markdorf gestemmt. ...
Bislang wurde die Hilfe für ukrainische Flüchtlinge vor allem von privaten Initiativen wie der von Rainer Zanker in Markdorf gestemmt. Nun steigen der Landkreis und die Kommunen ein und übernehmen alle administrativen und behördlichen Aufgaben. | Bild: Grupp, Helmar

Auch wer Wohnraum anzubieten hat, kann sich an diese Stelle wenden. „Wir wollen nun auch selbst darum werben, dass uns Unterkünfte genannt werden“, sagt Riedmann. Ans städtische Flüchtlingsbüro angedockt werden sollen auch Dolmetscher, die man aktuell noch suche. Einige Angebote, so Riedmann, seien bereits im Rathaus eingegangen. Auch dafür will die Verwaltung finanzielle Mittel bereitstellen.

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Wichtig: Flüchtlinge müssen sich melden

Zugleich betont Riedmann, dass es ebenso wichtig sei, dass die Flüchtlinge und jene, die Geflüchtete aufgenommen hätten, über die Verfahrenswege Bescheid wüssten. Dies gelte auch für jene Geflüchtete, die über private Initiativen in die Region gekommen seien. So rasch wie möglich nach ihrer Ankunft müssten sich Geflüchtete melden, entweder bei der Stadt oder beim Landratsamt. Denn erst wenn sie registriert seien, könnten sie auch die behördlichen Hilfen in Anspruch nehmen, betont Riedmann. Das Verfahren soll dabei wie im Flüchtlingsjahr 2015 ablaufen: Die Stadt ist zuständig für die Anschlussunterbringung, der Landkreis wird die Personen nach einem festgelegten Schlüssel auf die Kommunen verteilen.

Bürgermeister Georg Riedmann: „Ich denke, das ist erst der Anfang, den wir jetzt sehen. Es werden noch viel mehr Flüchtlinge ...
Bürgermeister Georg Riedmann: „Ich denke, das ist erst der Anfang, den wir jetzt sehen. Es werden noch viel mehr Flüchtlinge ankommen.“ | Bild: ALFRED WEISS FOTOGRAFIE

Riedmann rechnet mit deutlichem Anstieg der Flüchtlingszahlen

Riedmann selbst rechnet mit einem deutlichen Anstieg der Flüchtlingszahlen in den kommenden Tagen und Wochen, je nach Entwicklung der Kriegslage in der Ukraine: „Ich denke, das ist erst der Anfang, den wir jetzt sehen. Es werden noch viel mehr Flüchtlinge in unserer Stadt und im Landkreis ankommen“, sagt er. Deswegen sei es nun auch angezeigt und richtig, dass Landkreis und Kommunen die vielen privaten Initiativen, die gemeinsam mit den Hilfsorganisationen in den ersten Wochen nach dem Kriegsausbruch die komplette Flüchtlingshilfe geschultert hatten, nun als Hauptakteur in der Hilfe ablösen.

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24 Ukrainer hatten sich bis Freitag schon gemeldet

Wie viele Flüchtlinge aus der Ukraine inzwischen in Markdorf angekommen seien, könne er nicht konkret sagen, so Riedmann. Darüber gebe es aktuell noch keine verlässlichen Zahlen: „Wir haben derzeit noch keinen Überblick, aber das geht auch allen anderen so. In den nächsten Tagen werden wir klarer sehen.“ Zumindest einen Fingerzeig darauf hat jedoch Hauptamtsleiter Klaus Schiele. Über die neue E-Mail-Adresse hätten sich bereits 13 Ukrainer bei der Stadt angemeldet, weitere elf Flüchtlinge wollen im Laufe der neuen Woche im Rathaus vorstellig werden. Das wären dann also 24 registrierte Personen, die alle über private Initiativen nach Markdorf kamen.

Hauptamtsleiter Klaus Schiele: „Natürlich sind wir auch bereit, für die Betreuung der Kinder zu sorgen.“
Hauptamtsleiter Klaus Schiele: „Natürlich sind wir auch bereit, für die Betreuung der Kinder zu sorgen.“ | Bild: Nosswitz, Stefanie

Stadt bereitet Kindergärten und Schulen vor

„Auf die neue E-Mail-Adresse haben wir in den ersten Tagen bereits zahlreiche Rückmeldungen bekommen, darunter auch Wohnungsangebote“, berichtet Schiele. Es sei „sehr gut angelaufen“. Im Hauptamt hat Schiele abseits davon auch schon alles für die Ankunft von Kindern vorbereitet. „Natürlich sind wir auch bereit, dafür zu sorgen, dass Kinder dann auch in die Kindergärten und Schulen können“, sagt er. Geeignet dafür seien etwa die Vorbereitungsklasse in Leimbach für Kinder im Grundschulalter und eine entsprechende Klasse an der Realschule am Bildungszentrum für Jugendliche. „Bei den Kindergartenkindern würden wir danach schauen, dass wir die Kinder möglichst in einem Kindergarten beisammen lassen“, sagt Schiele. Generell sei man im Rathaus gut aufgestellt: „Wir können diesmal sehr viel schneller reagieren als noch 2015, weil wir heute sehr viel besser vorbereitet sind.“

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Beim Landratsamt wiederum bestätigte man am Freitag das Angebot der Stadt zur Überlassung der Mehrzweckhalle Leimbach sowie von Räumen des Bürgerhauses Ittendorf. „Ob und wie diese genutzt werden, ist aktuell aber noch nicht absehbar“, so Landratsamt-Pressereferent Lars Gäbler. Derzeit suche der Landkreis vor allem nach Liegenschaften, die für eine Unterbringung über mehrere Wochen und vermutlich auch Monate hinweg geeignet seien und dafür ausgestattet werden können. Dafür, so Gäbler, müssten jedoch zuerst noch eine ganze Reihe planerischer und praktischer Fragen abgearbeitet werden.