Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag und Totensonntag – der November gilt als Trauermonat. Passend zu dieser grauen Jahreszeit hat die Stadtverwaltung zu einer Führung über den Markdorfer Friedhof geladen. Die Teilnehmer haben an diesem Nachmittag vor allem einen Wunsch: sich zu informieren.
So wie das Ehepaar Herta und Klaus Köhler. "Wir sind endlich. Und wir haben in der Hinsicht noch nichts gemacht und sollten unsere Wünsche mal aufschreiben", sagt die 72-jährige Herta Köhler.
Dies ist auch der Rat von Angelika Websky, die seit 13 Jahren für die Friedhofsverwaltung zuständig ist. "Jeder sollte wissen, was er für sich selber möchte und dies den Angehörigen rechtzeitig mitteilen", sagt Websky zu Beginn der Führung. In der Aussegnungshalle referiert sie über die verschiedenen Gräberarten, die sich die Gruppe anschließend auf dem Friedhof ansieht.

"Wir sind nun mal in einem Alter, in dem man sich Gedanken machen sollte", sagt der 77-jährige Johann Bayer, der mit seiner Frau Ingeborg an der Führung teilnimmt. Da die Verwandtschaft nicht in Markdorf lebt, kommt für die beiden ein pflegeleichtes Grab in Frage. "Über die Möglichkeiten wollten wir uns heute informieren", so Bayer.
Zahl der Erdbestattungen geht zurück
Er und die anderen Teilnehmer erfahren unter anderem, dass es sehr viele Grabformen und Gestaltungsmöglichkeiten gibt. "2018 sind 82 Prozent der Bestattungen Urnenbestattungen", berichtet Angelika Websky.
Die Zahl der Erdbestattungen ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Gründe dafür sind die höheren Kosten für ein Grab und die Pflege. Auch gibt es weniger Familiengräber als früher, da die Kinder nicht mehr am gleichen Ort wohnen.

Der Friedhof ist für die Personen gedacht, die in Markdorf ihren Wohnsitz haben. Möchten Personen auf dem Friedhof beerdigt werden, die auswärts wohnen, spricht Websky von "Einzelfallentscheidungen".
Wenn beispielsweise die Großmutter in Tübingen verstirbt und die Familie in Markdorf wohnt, dann versuche die Verwaltung dies möglich zu machen. Es wird allerdings ein Auswärtigen-Zuschlag notwendig, dieser entspricht der doppelten Grabgebühr.
Unterschiedliche Grabstätten
Bei dem Rundgang werden die unterschiedlichen Grabstätten gezeigt. Es gibt Reihen- und Wahlgräber. Das Reihengrab wird von der Friedhofsverwaltung zugeteilt, nach Ablauf der Ruhezeit wird dieses aufgelöst und die Ausstattung entfernt. Ein Wahlgrab wird von den Angehörigen ausgewählt, nach Ablauf der Ruhezeit kann das Nutzungsrecht verlängert werden und somit erhalten bleiben.
Wandel der Bestattungskultur
"Wir gehen auf den Wandel der Bestattungskultur ein und bieten viele Sonderformen an", sagt Angelika Websky. Dazu gehören Rasengräber, Urnengrabstätten mit gärtnerischer Pflege, Urnenkammern, Frühchengräber, anonyme Bestattungsmöglichkeiten und Baumbestattungen.

Bei letzterer wird die Urne unter einem gekennzeichneten Gemeinschaftsbaum beigesetzt, an die Verstorbenen erinnert ein Namenschild mit Geburts- und Sterbetag am Baumstamm.
Der Nachteil: Man darf nichts abstellen – kein Licht, keine Blumen, keine Stofftiere. Momentan gibt es auf dem Markdorfer Friedhof elf Bäume, weitere können bei der entsprechenden Nachfrage angelegt werden.

Gebühren und Kontakt
- Gebühren: In der Friedhofssatzung sind die Verwaltungs-, Bestattungs- und Grabnutzungsgebühren hinterlegt. So liegt die Grundgebühr für eine Erdbestattung bei 600 Euro, eine Urnenbeisetzung im Urnengrab kostet 370 Euro und in der Urnenkammer 300 Euro. Die Ruhezeit beträgt bei einer Erdbestattung 25 Jahre, die Grabnutzungsgebühr liegt bei 1000 Euro. Die Ruhezeit bei der Urnenbeisetzung beträgt 15 Jahre, ein Urnenreihengrab kostet 500 Euro, eine Urnenwahlkammer 1500 Euro, ein Urnenreihengrab für Baumbestattungen 450 Euro und ein Urnenwahlgrab mit gärtnerischer Gemeinschaftsnutzung 700 Euro.
- Kontakt: Angelika Websky, Sachbearbeiterin Friedhofs- und Sozialamt, Tel.07544/500245, E-Mail: a.websky@rathaus-markdorf.de, Informationen im Internet unter www.markdorf.de
Bestatter Heinz Vogt: "Die letzte Fahrt geht über den See"
Heinz Vogt vom Markdorfer Bestattungsunternehmen Vogt spricht über den Trend zur individuellen Beerdigung.
Herr Vogt, immer mehr Menschen suchen nach Alternativen für die letzte Ruhestätte, Seebestattungen werden nachgefragt, Friedwälder haben sich etabliert. Hat der Friedhof ausgedient?
Heinz Vogt: Solange es in Deutschland einen Friedhofszwang gibt und solange die Friedhöfe so ausgelegt sind, dass es keine Platzprobleme gibt, hat der Friedhof nicht ausgedient. Es ist nicht erlaubt, die Urne mit nach Hause zunehmen. Vereinzelt fragen Angehörige danach, aber das liegt nicht in unserer Hand, das zu entscheiden. Friedwälder werden stärker nachgefragt, da gibt es bei uns die Möglichkeit in Heiligenberg. Für Seebestattungen muss man an die Nord- und Ostsee oder an Atlantik.
Sie arbeiten in einem traditionellen Familienunternehmen. Wie traditionell erleben Sie die heutige Bestattungskultur?
Es gab vor einigen Jahren den Wandel von der Erdbestattung zur Urnenbestattung. Früher war durch Familiengräber oft bereits vorgegeben, wo man beerdigt wird. Heute gibt es viel mehr Möglichkeiten und Grabvarianten für die letzte Ruhestätte. Auch kann ein Paar gemeinsam beerdigt werden, wenn einer die Erdbestattung und der andere die Urnenbestattung möchte.
Auf dem Markdorfer Friedhof gibt es sehr viele Grabvarianten. Woran liegt das?
Das liegt zum einen an der preislichen Frage und zum anderen an der Pflegeproblematik. Da braucht es Alternativen und pflegeleichte Formen. Und es kommt immer auf die Nachfrage an, derzeit sind auch Baumbestattungen sehr beliebt.
Wie teuer ist der Tod?
Das kann man so pauschal nicht beantworten. Bei der Bestattung und Beerdigung spielen viele verschiedene Faktoren, wie beispielsweise öffentliche Gebühren eine Rolle, aber man sollte mindestens mit 3500 Euro rechnen.
Was raten Sie Menschen im Umgang mit dem Tod?
Viele schieben die Thematik von sich weg. Das ist ganz natürlich, schließlich möchten wir leben und nicht sterben. Aber man sollte leicht vorgesorgt haben und zumindest im Familienkreis erwähnt haben, ob man eine Erd- oder Urnenbestattung möchte. Heute geht man offener mit dem Tod um und es ist wichtig, sich damit auseinanderzusetzen. Man muss keinen Vertrag aufsetzen, aber es in schriftlicher Form fixieren, hilft. Vor allem erleichtert es später den Hinterbliebenen die Entscheidung.
Wohin geht der Trend bei der Bestattung?
Wir stellen fest, dass immer mehr das Individuelle eine Rolle spielt, sei es bei der Trauerfeier, den Urnen oder den Särgen. Es wird mehr auf die Wünsche des Verstorbenen und der Angehörigen eingegangen und auf persönliche Elemente Wert gelegt.
Wie unterstützen Sie als Bestatter die Hinterbliebenen?
Wir sehen uns als "All-in-one"-Dienstleister, dem der einfühlsame Umgang mit Verstorbenen und Hinterbliebenen am Herzen legt. Wir beraten sensibel und kompetent und nehmen uns Zeit, auf die Wünsche einzugehen. Unser Ziel ist es, den Angehörigen so viel wie möglich abzunehmen, für eine optimale Entlastung und einen reibungslosen Ablauf zu sorgen. Wir kümmern uns beispielsweise um Traueranzeige, organisatorische Sachen, Beurkundungen, Abholung, Versorgung und die Fahrt ins Krematorium nach Konstanz. Die letzte Fahrt geht über den See.
Fragen: Stefanie Nosswitz