Frau Fieber, wie schwer treffen die Auswirkungen des Coronavirus den Markdorfer Einzelhandel?
Den Einzelhandel trifft es sehr schwer und neben den Umsatzeinbußen müssen sich die Händler derzeit mit vielen Problemen beschäftigen. Wie schütze ich mich, die Mitarbeiter und die Kunden vor dem Corona-Virus? Das Personal setzt sich meist aus Teilzeitkräften zusammen, oft Mütter, die jetzt das Problem der Kinderbetreuung bewältigen müssen, falls sie nicht im Lebensmittel- und Gesundheitsbereich arbeiten. Dann die Sorge um das Personal: wem muss ich kündigen oder in den unbezahlten Urlaub schicken? Und wie lange? Alle Händler, die nicht Besitzer ihres Geschäftes sind, müssen am Ersten ihre Pacht bezahlen – oft ein vierstelliger Eurobetrag. Kunden sind verunsichert und ängstlich und meiden Einkäufe, die nicht unbedingt notwendig sind. Lieferanten haben die Frühjahrs- und Sommerkollektion geliefert und wollen jetzt den Zahlungseingang verzeichnen. Banken warten auf die Abzahlung von betrieblichen Krediten.
Wen trifft es am schlimmsten?
Am schlimmsten trifft es die Existenzgründer, die noch keine Rücklagen schaffen konnten und diejenigen, die kurz vor der Eröffnung eines Betriebs stehen.
Wie existenzbedrohend ist die Situation?
Hier geht es um existentielle Ängste, war die Entscheidung sich selbstständig zu machen richtig? Wer hilft mir, wenn die Krise noch länger anhält? Soll ich Insolvenz anmelden? Soll ich bereitgestellte Kredite beantragen?
Was bedeutet die Situation für die Beschäftigten?
Es wird unterschiedliche Befürchtungen geben, je nachdem, wo sie angestellt sind. Entweder gibt es in nächster Zeit zu viel zu tun oder die Beschäftigten leiden unter der Schließung von Geschäften.
Gerade für die Beschäftigten im Supermarkt ist die Lage purer Stress. Wie gehen die damit um?
Nach den neuesten Meldungen werden sie auch abends und am Wochenende benötigt, um die Grundversorgung aufrecht zu erhalten. Das erfordert neben Kraft, Ausdauer und Geduld für Überstunden und Einsatzzeiten auch Organisationstalent für die Familie. Verunsicherte und gestresste Kunden müssen beruhigt werden, ebenso Hamsterkäufe unterbunden werden.
Was können die Kunden tun, um die Händler vor Ort zu unterstützen?
Man kauft und verschenkt jetzt Gutscheine der Händler, der Gastronomie und löst diese nach der Krise bei den Markdorfer Betrieben ein. Gleich nach der Krise sollten alle verstärkt den Einzelhandel und die Gastronomie unterstützen.
Welche Rolle nimmt nun das lokale Online-Geschäft ein?
Noch ist das Online-Geschäft in Markdorf gering ausgebaut, hat aber nun die Chance, sich zu etablieren und auszubreiten.
Wie können Sie den Einzelhändlern Mut und Zuversicht zusprechen?
Positiv in die Zukunft schauen und als Ansprechpartnerin zur Verfügung zu stehen. Jetzt die Zeit nutzen, um Marketingmaßnahmen vorbereiten, eventuell Gespräche mit dem Steuerberater und den Firmenkundenberater der Banken führen.
Welche Möglichkeiten haben Sie vom Stadtmarketing, um die Einzelhändler zu unterstützen?
Vor dem möglichen Shutdown gut zu informieren, wie das auch im Rathaus getan wird und für die Händler und Wirte beratend und begleitend zur Verfügung stehen.