Informationen zum Ausbau und zur Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn für den Bereich Markdorf standen im Gemeinderat auf der Tagesordnung. Nach den Folgen des umfangreichen Bahnvorhabens erkundigte sich Frieder Staerke schon beim Tagesordnungspunkt 1, der Bürgerfrageviertelstunde. Er fragte, ob das Anhalten weiterer Züge in Markdorf etwa dazu führe könnte, dass die Schranken dann ständig geschlossen seien.

Intelligente Technik soll Wartezeiten mindern
Bürgermeister Georg Riedmann griff diese Sorge auf – und sprach sie an, nachdem Ronald Heil und André Penati von der DB Netze AG ihre Präsentation zu den Zukunftsplänen zur Bodenseegürtelbahn beendet hatten. Dass mehr Züge mehr Schrankenschließzeiten mit sich bringen, räumte DB-Netze-Projektleiter Heil ein. Derzeit ist er mit der Elektrifizierung der Hochrheinbahn befasst. Heil hofft, das die auf der Strecke zwischen Friedrichshafen und Radolfzell nach dem Ende der Arbeiten zum Einsatz kommende „intelligente Technik“ die Schranken-Schließzeiten wiederum verkürzen könnte.

Projekt für die 2030er-Jahre
Eine Zeitfrage ganz anderer Art trieb indessen SPD-Chef Uwe Achilles um. „Zweigleisigkeit und Elektrifizierung sind aus meiner Sicht sehr sinnvoll, aber wann kommen sie?“ Er wüsste gerne, mit welchem Zeitkorridor die DB-Netz-Planer rechnen. „Eine spannende Frage“, fand Ronald Heil. Belastbare Daten könne er nicht nennen, gehe alles gut, könnten irgendwann in den 2030er-Jahren elektrische Triebwagen auf der dann überwiegend zweigleisigen Bodenseegürtelbahnstrecke verkehren. Und sie würden dann auch an den beiden neuen Stationen Halt machen. Eine davon sei in Mühlhofen, die andere am Markdorfer Gewerbegebiet geplant, als Markdorf/Lipbach. Heil räumte allerdings ein, dass die neue Station im Osten der Stadt sich noch nicht recht ins Verkehrskonzept einfüge. Unter Umständen könnten die Züge entweder in Mühlhofen oder bei Markdorf/Lipbach halten. Eine Lösung, die Riedmann missfällt. Er warnte vor zusätzlichen Komplikationen und merkte an: „Nichts ist schlimmer als ein hinkender Takt“, bei dem die Fahrgäste unregelmäßige Abfahrtszeiten bedenken müssten.

Zuspruch für das Projekt kam aus der Umweltgruppe. Jonas Alber fragte darüber hinaus, was mit dem Stellwerk im Markdorfer Bahnhof geschieht, wenn die Bahn auf neue Techniken zurückgreift. Er regte an, doch die Bahnüberführung beim Bildungszentrum zu erweitern. „Das macht dann die dortige Ampel überflüssig“, argumentierte er.

Bahnsteige wandern nach Osten
Mit dem Verlegen eines weiteren, zweiten Gleises neben der vorhandenen Strecke allein sei es nicht getan, erläuterte Heil. Denn die technische Ausrüstung der Bahnanlagen müsse umgebaut beziehungsweise ergänzt werden. Dazu gehöre das Erweitern von Bahnüberführungen. Für diejenige beim Bildungszentrum wünscht sich die Stadt eine Ausweitung, damit sie künftig mehr Straßenverkehr aufnehmen könne. An den Kosten für solche Maßnahmen werde sich die Stadt allerdings beteiligen müssen, erklärte Riedmann. „Die Bahn macht alles, was wir bestellen – und auch bezahlen.“ Notwendig ist auch der Umbau der Bahnanlagen. So werde der Mittelbahnsteig zwischen Gleis 2 und Gleis 3 am Bahnhof zurückgebaut und durch einen Außenbahnsteig im Süden der Strecke ersetzt. Überhaupt kündigte Heil eine Verlegung des Bereichs zum Ein- und Aussteigen nach Osten an. Angehoben auf eine einheitliche Höhe von 55 Zentimetern, hat er dann eine Gesamtlänge von 155 Metern. Beide Bahnsteige werden dann durch eine Personenunterführung erschlossen.

Susanne Sträßle (CDU) freute, „dass überhaupt mal jemand von der Bahn zu uns kommt, um Pläne vorzustellen.“ Sie erkundigte sich nach den Anwohnern, die ein Grundstück entlang der Bahnlinie besitzen – etwa die in der Mozartstraße.

FDP-Mann Rolf Haas sprach das Anwohner-Thema gleichfalls an. Er blickte jedoch in die Hahnstraße unterhalb der B33. Netze-Projektleiter Heil verwies auf regelmäßige Besuche in der Gemeinde, erklärte aber, dass in der derzeitigen Planungsphase noch keine Details festgelegt seien. Noch sei offen, ob die Bahn auf geradem Wege oder in einem Bogen nach Markdorf einfährt. „Eventuell muss aber auf Grundstücke zugegriffen werden.“ In jedem Falle würden zunächst Gespräche mit den Anwohnern geführt: „Wir rücken nicht gleich mit dem Bagger an.“
Mit Blick auf die von Heil angekündigte Neugestaltung des Bahnübergangs erkundigte sich Erich Wild (CDU) nach der „großen Lösung“, die vor Jahren von Stadt und Bahn angedacht worden war: Eine Bahnüberführung nicht nur für den Fuß- und Radverkehr, sondern auch für Kraftfahrzeuge. Den DB-Planern waren die 2014 beiseite gelegten Pläne nicht bekannt. Man werde sie sich aber anschauen, versprach Heil.