Es gehe um Transparenz, erklärte Georg Riedmann bei der Informationsveranstaltung in der Stadthalle. Markdorfs Bürgermeister sprach dort als GVV-Vorsitzender, auch die drei anderen Bürgermeister der Verbandsgemeinden Bermatingen, Deggenhausertal und Oberteuringen hatten sich eingefunden. Rund 300 Besucher waren der Einladung gefolgt. Rund 230 hatten sich zuvor elektronisch angemeldet und zum Teil auch ihre Fragen zum möglichen Bau von Windkraftanlagen auf dem Gehrenberg formuliert.

Dort hat der Regionalverband ein 146 Hektar großes Vorranggebiet ausgemacht, auf dem schon in wenigen Jahren Windkraftanlagen stehen könnten, sofern die Fläche letztendlich im September nächsten Jahres beschlossen wird und das Landratsamt etwaigen Projektierern die Baugenehmigung erteilt.

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Dass die Markdorfer nun erneut Fragen stellen können, begründete Bürgermeister Georg Riedmann mit dem „intensiven Nachhaken“ im Gemeinderat, nachdem Nadine Kießling, stellvertretende Vorsitzende des Regionalverbands, dort Mitte März den Anhörungsentwurf zum Teilregionalplan Energie vorgestellt hatte. Weitere Informationen schienen notwendig, bevor der Gemeinderat seine Stellungnahme an den Regionalverband abgibt. Riedmann zeigte „großes Verständnis für den Unmut“ darüber, dass – anders als noch vor einigen Jahren – der Landschaftsschutz heute nur noch eine geringe Rolle spielt.

Bürgermeister Georg Riedmann (Mitte) äußert sein Verständnis für manchen Unmut über die Durchführung der Energiewende.
Bürgermeister Georg Riedmann (Mitte) äußert sein Verständnis für manchen Unmut über die Durchführung der Energiewende. | Bild: Jörg Büsche

Windarmer Bodenseekreis

Der Bodenseekreis sei eine ausgesprochene Schwachwindregion, erklärte Nadine Kießling. Der Gehrenbergrücken sei eines der wenigen Gebiete, die sich hier überhaupt für den Betrieb von Windkraftanlagen eignen – mit hinreichendem Wind und wenig Konfliktpotenzial, etwa beim Naturschutz. Die Rutschungsgefahr auf dem Untergrund sei „in unsere Bewertung eingegangen“, versicherte Kießling. Sie näher zu untersuchen, sei indes Aufgabe eines besonderen Bodengutachtens.

Noch mehr Trockenheit im Wald?

Zum Thema Naturschutz hakte später Martin Jegler aus Harresheim nach. „Führen die Rotorblätter mit ihrer starken Windverwirbelung nicht zu noch mehr Trockenheit?“ Auf einem eng eingegrenzten Bereich bestehe die Gefahr, dass der Boden austrocknet, erklärte Regionalverbandsdirektor Wolfgang Heine. Er räumte ein: „Das ist ein Thema, über das wir noch nicht allzu viel wissen.“

Jens Estelmann merkte zu den Bedenken wegen der allfälligen Waldrodungen zum Windradbau an: „Die Anlagen stehen ja auf Flächen, die weitgehend wieder aufgeforstet werden können.“ Hier erläuterte Heine: Pro Windrad würden 0,5 bis 1 Hektar gebraucht. Weitere Bäume fallen aber noch für den Ausbau der Zufahrtswege. All dies würde aber wieder ausgeglichen – wie bei jedem anderen Bauprojekt auch.

Jens Estelmann aus Markdorf erinnert an die Möglichkeit, gefällte Bäume durch Neuanpflanzungen zu ersetzen.
Jens Estelmann aus Markdorf erinnert an die Möglichkeit, gefällte Bäume durch Neuanpflanzungen zu ersetzen. | Bild: Jörg Büsche

Raum für drei bis vier Windkraftanlagen

Susanne Sträßle fragte nach der möglichen Anzahl von Anlagen. Drei bis vier könne sie sich auf dieser Fläche vorstellen, mehr kaum, so Kießling. Dietmar Bitzenhofer erkundigte sich nach den Chancen zur Substitution, also dem Ersatz von Windkraftanlagen durch Photovoltaik. „Die Messe ist gelesen“, antwortete Riedmann. Das Land poche auf unterschiedliche Energiequellen. Windkraftanlagen seien nicht durch Photovoltaik zu ersetzen. Heine unterstrich das.

CDU-Stadträtin Susanne Sträßle wollte wissen, für wie viele Windkraftanlagen Platz sei. Weiter im Bild (von links): Bauamtsleiterin ...
CDU-Stadträtin Susanne Sträßle wollte wissen, für wie viele Windkraftanlagen Platz sei. Weiter im Bild (von links): Bauamtsleiterin Monika Gehweiler, Hauptamtsleiterin Regina Holzhofer, Ralf Meßmer (Bürgermeister Oberteuringen) und Fabian Meschenmoser (Bürgermeister Deggenhausertal). | Bild: Grupp, Helmar

Der Verbandsdirektor hatte zuvor in seinem Vortrag schon darauf verwiesen, dass im Bodenseekreis gerade einmal vier Prozent der Vorrangflächen des Regionalverbandes für die Windkraft lägen, im Landkreis Sigmaringen seien es hingegen knapp 60 Prozent, im Landkreis Ravensburg knapp 40. Und: Alleine auf der Gemarkung der 7000-Einwohner-Gemeinde Ostrach seien im Planentwurf 1000 Hektar Vorrangfläche ausgewiesen.