Sie kann am Sonntag nicht wählen, steht aber dennoch seit langem schon im Fokus der Markdorfer Kommunalpolitik: Die Jugend der Stadt, für die es nach wie vor zu wenige geeignete Treffpunkte gibt und für die von allen politischen Seiten immer wieder das Versprechen kommt, man wolle ihren Bedürfnissen Gehör schenken. Doch wie stehen die Bürgermeisterkandidaten nun konkret zum Thema Jugend? Was sind ihre Ideen? Wie wollen sie sich für die junge Generation einsetzen? Der SÜDKURIER hat nachgefragt.
Georg Riedmann freut sich über das Engagement der Jugendlichen
Georg Riedmann freut sich, weil „eine tolle Truppe Jugendlicher sich aktuell an vielen Stellen einsetzt“. Etwa bei der Sanierung und Erweiterung der Trendsportanlage, bei der die Stadt gemeinsam mit Skatern, aber auch anderen Jugendlichen geplant habe. „Das war eine tolle Beteiligungserfahrung mit jungen Menschen, die Ihre Vorstellungen genau formulieren konnten“, lobt Riedmann das Engagement der Jugendlichen. Er bedauert aber auch, dass die Corona-Pandemie die Wahl eines Jugendgemeinderats vereitelt habe: „Ersatzweise tagt unsere Projektgruppe bisher als eine Art informeller Jugendgemeinderat.“ Bisher plante die Gruppe weitere Aufenthaltsbereiche für Jugendliche in der Stadt und das öffentliche WLAN am Bahnhof.

„Klasse finde ich“, sagt Riedmann, „dass die Jugendlichen bereit sind, Bereiche wie die Trendsportanlage in Eigenverantwortung zu organisieren.“ Solches Engagement begeistere ihn. Und gerne möchte er den Jugendlichen noch mehr Gestaltungsspielraum einräumen. Er hofft auf den neuen Anlauf zur Wahl eines Jugendgemeinderats, für den die Stadt „dann auch ein Budget zur freien Verwendung überlassen“ kann.
„Wenn es mir dann noch gelingt, das Interesse der Jugendlichen für allgemeine kommunalpolitische Themen noch mehr zu wecken und sie an solchen Diskussionen zu beteiligen, dann sind wir auf dem richtigen Weg“, ist der Amtsinhaber überzeugt.
Heike Padberg will mit den Jugendlichen Konzepte erarbeiten
Heike Padberg sieht das Thema Jugend als „hochwichtig“ an. Ihr sei es ein „Herzensanliegen“. Persönlich, als Mutter, aber auch, weil die Jugend für jede Gemeinschaft von zentraler Bedeutung sei. „Jugend hat mannigfaltige Schnittpunkte in der kommunalen Politik. Mit Blick in die Familien, Schulen, Vereine und Ausbildungsbetriebe bietet die Stadtgemeinschaft enorm viele Mitgesellschafter für das Thema“, betont die 55-Jährige aus Langenargen. Die Frage, „wie wohl fühlen sich Jugendliche in der Gemeinde?“ sei zentral. Die Bedürfnisse zu ermitteln und Antworten zu entwickeln, verlange für sie die Mitsprache der Jugendlichen.

Im Blick behält Padberg indes auch die Bedürfnisse anderer Altersgruppen, etwa beim Thema Mobilität. Einen „zuverlässigen, gut getakteten und leistbaren öffentlichen Personennahverkehr“ hält sie für sehr wichtig. Auch als Ersatz für die „Elterntaxis“, die die Jugendlichen sonst zu Vereinen, zur Schule oder zu Freunden bringen. „ÖPNV ist Auftrag der öffentlichen Grundversorgung“, erklärt die Kandidatin. „Ebenso bedeutend sind Plätze unter freien Himmel und Treffpunkte in Räumen.“
Aus Sicht Padbergs bedürfe es in Markdorf vieler Angebote für Jugendliche. „Diese in einer gemeinsamen Jugend-Gesprächsrunde vorzustellen und die Wünsche effektiv und zeitnah umzusetzen, wird eine unserer ersten Aufgaben in der Gemeinde sein“, versichert sie für sich. Und sie betont: „Wie für anderes, werden auch hierfür Budgets eingeplant und erwirtschaftet, denn das sind keine Ausgaben sondern Investitionen!“
Klaus Schultz will in Markdorf ein Jugendhaus errichten
Beim Thema Jugend gerät Klaus Schultz ins Schwärmen. Der in Markdorf geborene und auch in der Gehrenbergstadt aufgewachsene, doch inzwischen in Mannheim lebende Bürgermeisterkandidat erinnert sich: Die Freiflächen bei den beiden Gallusstraßen seien ein fabelhaftes Spielgelände gewesen. Und so glücklich wie seine Kindheit, so positiv sei auch seine Jugend verlaufen. „Wir konnten uns im eigenen, das heißt tatsächlich selbstverwalteten Jugendhaus engagieren.“ Freilich gab es auch Widerstände, nicht nur im Gemeinderat. Inzwischen habe sich zum Glück manches geändert beim Thema Jugend.

Schultz rechnet fest mit der Zustimmung für ein Jugendhaus, wie es ihm vorschwebt. Möglichst zentral und von den Jugendlichen auch selbst organisiert. „Sie sind clever genug, um sich ihre Freizeit selber zu regeln“, ist sich Schultz ganz sicher. Insofern begrüßt er auch das Projekt eines Jugendgemeinderats. Vor allem aber: „Die Markdorfer Jugendlichen sollen ihre Wünsche artikulieren, selber sagen, was sie brauchen.“ Nicht die Erwachsenen sollten bestimmen, was die Jugendlichen bekommen – und was ihnen zu gefallen habe.
In einer Region wie dieser hier gelte es, entschieden mehr zu tun für die Jugend, weil es immer noch an der nötigen verkehrstechnischen Infrastruktur fehlt. „Wir brauchen einen Rufbus“, argumentiert Schultz, nicht nur mit Blick auf die Markdorfer Jugend, aber auf sie besonders. Und für die Markdorfer Jugendlichen bringt Schultz als sein Ziel auch ein Gratisangebot für eben diesen Rufbus ins Spiel.
Markus Lauffer setzt bei der Jugend auch auf die Vereine
Bürgermeisterkandidat Markus Lauffer setzt beim Thema Jugend in Markdorf stark auf die Vereine. Das Angebot in der Gehrenbergstadt sei mit rund 140 Vereinen und Organisationen riesig. Ob Sport, ob Kultur, Turnverein, Musikschule, Stadtkapelle, Feuerwehr, vom Fußball- bis zum Schachverein: Überall finde sehr viel und sehr engagiert Jugendarbeit statt. Insbesondere nach anderthalb Jahren Corona-Pandemie sei da manches wieder aufzuheben. „Da brauchen die Vereine die Unterstützung von der Stadt“, erklärt Lauffer. Denn die meisten Markdorfer Vereine hätten heute recht große Nachwuchssorgen.

Auf der anderen Seite sähen sich nicht alle Jugendlichen als Fußballspieler oder Mitglied in einer Musikkapelle. Weshalb es auch für sie, die weniger Vereinsorientierten, gute Angebote brauche. Oftmals brauche es sogar ein bisschen mehr. Und hier pocht Lauffer auf systematische Begleitung durchs städtische Jugendreferat. „Um manche Jugendliche sollten sich die Streetworker vermehrt kümmern“, fordert Lauffer. Damit möglichst viele junge Markdorfer sich eingebunden sehen in die Stadtgesellschaft.
Es gehe darum, die Jugendlichen abzuholen, nach Möglichkeit auch für Veranstaltungen mitten in der Stadt. „Warum nicht die Stadthalle öfter für Jugend-Events öffnen?“ fragt er. Jugendliche einzuspannen in Projekte, ihnen Eigenverantwortung zuzutrauen, sei aus seiner Sicht der beste Weg für die Stadtgesellschaft.
Alexander Kauderer will noch mehr mobile Jugendarbeit
Was Alexander Kauderer für die Markdorfer Jugendlichen erreichen möchte: „Stets ein offenes Ohr für die Belange der Heranwachsenden in Markdorf und den direkten Zugang zum Bürgermeister“, kündigt der Markdorfer Kandidat an. „Das möchte ich für Euch erreichen, und das ist mein Versprechen an die Jugend“, sagt der 37-Jährige.
Als Kernaufgabe der kommunalen Jugendarbeit sieht Kauderer das „generationsübergreifende Zusammenfinden, außerdem die Hilfestellung bei den spezifischen Problemen der Jugendlichen“. Dabei falle dem städtischen Jugendreferat die Funktion als „zentrale Koordinierungsstelle der Jugendsozialarbeit“ zu. Was das Jugendreferat derzeit leiste, lobt Kauderer: „Mit dem Jugendcafé Zepp und der Trendsportanlage Skates-Open und den zahlreichen Ferienangeboten sind wir gut aufgestellt in der Stadt“, findet Kauderer, der selbst zwei Söhne im Kleinkindalter hat.

Trotzdem wäre aus seiner Sicht ein Ausbau der mobilen Jugendarbeit möglich. Und das könne dann „Straßensozialarbeit, Einzelfallhilfe, Gruppenarbeit und Gemeinwesenarbeit betreffen.“ Kritik übt Kauderer an der Rolle, die die Jugend aktuell auf dem Internetauftritt der Stadt spiele. Das Thema Jugend sei „etwas versteckt und nicht leicht zu finden“, bemängelt er. Demgegenüber freut er sich über den eigenen Internetauftritt des noch informellen Jugendgemeinderats. Diesen sehe er in seiner Grundkonzeption auf der Gemeindeordnung aufbauend „gut in die Stadtarbeit eingebunden“. Kauderers Leitspruch: „Markdorf ist Zukunft, für uns und unsere Kinder und Jugendlichen.“