Ein wenig erleichtert klingt sie schon, als sie über das Rathaus spricht. Kerstin Mock, die Vorsitzende der CDU-Fraktion im Markdorfer Gemeinderat, schlägt den kommunalpolitischen Bogen. Sie zählt die wichtigsten Themen auf, redet über die Zukunft der Grundschulen, der Kindergärten, über die Entwicklung der Innenstadt und natürlich auch über die Sanierung des Verwaltungsgebäudes unterhalb des Marktplatzes.
Pragmatische Lösung fürs Rathaus
„Immerhin steht jetzt der Entschluss, dass das Rathaus saniert wird“, erklärt sie. „Wir als CDU haben da für eine pragmatische Lösung plädiert, für uns war klar, dass am Ende ein vollwertiger Verwaltungsbau dastehen soll.“ Mit der Einschränkung freilich, so Kerstin Mock in aller Klarheit: „Wir brauchen nichts mit netten Schleifchen“, und ganz wichtig: „Die Kosten müssen unbedingt im Griff bleiben.“ Denn die Covid-19-Pandemie lasse kaum noch Spielraum für große Pläne. Es gelte, sich aufs Notwendigste beschränken. Wobei die CDU-Fraktionsvorsitzende einräumt: „Zwar sind wir bei den Rücklagen noch gut im Plus, was bei den anstehenden Investitionen in die verschiedenen Gebäude auch ein großer Vorteil ist, spannend wird es aber zu kalkulieren, wie wir die laufenden Ausgaben des städtischen Haushaltes mit Einnahmen decken, sollten auf Dauer die Gewerbesteuereinnahmen der Stadt wegbrechen.“
Mock findet den Lösungsvorschlag für den „Adler“ gut
Zurück zum Rathaus: Dort hat Mock vor allem die Arbeitsplätze der Mitarbeiter im Blick. Die müssten zeitgemäß sein, den Anforderungen einer modernen Verwaltung entsprechen. Nicht minder wichtig: ein zweiter Fluchtweg. Überhaupt müsse die Raumstruktur den gewandelten Bedürfnissen angepasst werden. Und was an Raum, an Quadratmetern fehle, das heiße es dann, auf die eine oder andere Weise in der Innenstadt zu finden. Im Gespräch ist das Gasthaus Adler. Das Gebäude befindet sich in städtischem Besitz. Hier möchte die Verwaltung gerne umbauen und anschließend 16 Arbeitsplätze unterbringen. Bei allen corona-bedingten Digitalisierungsimpulsen glaubt Mock, „so weit, dass wir in größerem Umfange auf Arbeitsplätze in der Verwaltung verzichten könnten, gehen die Möglichkeiten des Homeoffice derzeit wohl doch noch nicht. Und den sozialen Aspekt der Begegnungen und des Austauschs am Arbeitsplatz Arbeitsplätze der Mitarbeiter im Blick. Die müssen zeitgemäß sein, den Anforderungen einer modernen Verwaltung entsprechen. Nicht minder wichtig: ein zweiter Fluchtweg. Überhaupt müsse die Raumstruktur den gewandelten Bedürfnissen angepasst werden. Und was an Raum, an Quadratmetern fehle, das heiße es dann, auf die eine oder andere Weise in der Innenstadt zu finden. Im Gespräch ist das Gasthaus Adler. Das Gebäude befindet sich in städtischem Besitz. Hier möchte die Verwaltung gerne umbauen und anschließend 16 Arbeitsplätze unterbringen. Bei allen – corona-bedingten – Digitalisierungs-Impulsen glaubt Kerstin Mock, „so weit, dass wir in größerem Umfange auf Arbeitsplätze in der Verwaltung verzichten könnten, gehen die Möglichkeiten des Homeoffice derzeit wohl doch noch nicht. Und den sozialen Aspekt der Begegnungen und des Austauschs am Arbeitsplatz darf man ruhig bei allen Überlegungen mit einbeziehen.“ Sie freut sich über die sich abzeichnende Lösung fürs Rathaus.

Bischofschloss-Diskussion ein Ärgernis
Keine Freude habe sie indessen grundsätzlich an dieser zusätzlichen Hausaufgabe gehabt, die der Bürgerentscheid zum Verwaltungsumzug ins Bischofschloss dem Gemeinderat beschert hat. Und dass nun neuerlich gegen eine Interimslösung für die Rathausangestellten während der Umbauphase gewettert wird, empört Mock nachgerade. „In der Schlossscheuer müssten wir keine Miete zahlen für diese beschränkte Zeit – anders, als wenn wir teure Container anmieten.“
Ein Ärgernis sei die Bischofschloss-Diskussion für Mock auch insofern, „als wir da viel Zeit verloren haben“. Erste Überlegungen, mit der Festlegung eines Sanierungsgebietes Innenstadt die Attraktivität des Markdorfer Zentrums zu steigern, habe es ja bereits unter Bürgermeister Bernd Gerber gegeben. Inzwischen zeichneten sich die Grenzen des dafür eingeräumten zeitlichen Rahmens ab. Doch gelte noch: Legt die Verwaltung rechtzeitig Planungskonzepte vor, wäre eine Verlängerung möglich. Gespräche seien geführt worden im Regierungspräsidium. Mock schwebt eine ansprechende/attraktive/gepflegte Situation vor, die Touristen anlockt und in der sich Einheimische wohlfühlen. Ein innerstädtisches Gesamtensemble mithin, wie es mit der Sanierung der Mittleren Kaplanei auf den Weg gebracht worden sei. Im Osten der Stadt stünde dann der „Adler“ in neuem Glanz als attraktive Perspektive aus der Marktstraße.
Mock erklärt den CDU-Schwenk beim dritten Schulstandort
Ein anderes schwieriges Thema ist aus Sicht der CDU-Fraktionsvorsitzenden die Grundschulentwicklung. Hier sei unterdessen „konkretes Handeln“ gefragt. Notwendig sei auch gewesen, „eigene Standpunkte zu überdenken, andere Ansichten anzunehmen, unter Umständen auch Neues annehmen und umdenken“, erklärt sie. Umdenken musste die CDU in der Grundschulfrage. In der Frage, ob ein dritter Standort kommen soll. Wo genau die neue Schule entstehen soll, das sei noch zu klären. „Aber die Fraktion trägt den mehrheitlichen Beschluss des Gemeinderates mit.“ Dass man seine Standpunkte überdenke, das gehöre zum politischen Geschäft – insbesondere auf kommunaler Ebene. „Es gibt ja nie ein 100-prozentiges Ja oder Nein – und auf gute Argumente sollte man sich immer einlassen können“, findet die CDU-Frau.

Gretser-Schule und Turnhalle vordringlich
Erklärtes Ziel der CDU sei ja „die Jakob-Gretser-Schule wieder auf Vordermann zu bringen, insbesondere auch die Turnhalle“. Die Jakob-Gretser-Grundschule wird zur Ganztagsschule. In einem der künftig drei Züge werden Schüler auch am Nachmittag unterrichtet, nicht nur betreut. Der vierte und fünfte Zug kommt in den Markdorfer Süden. Sorgen bereitet Mock in diesem Zusammenhang, dass die Anmeldungen für den Ganztagsunterricht derzeit stagnieren. „Was wird aus dem Konzept des rhythmisierten Ganztagsunterrichts, wenn die Nachfrage seitens der Eltern zu gering ausfällt?“, fragt sie. In der Frage des Ganztagsunterrichts habe sie übrigens auch selber umdenken müssen. „Als meine Kinder noch im Grundschulalter waren, wäre eine Ganztagsschule für die nicht infrage gekommen.“ Inzwischen denkt Mock anders. „Heute würde ich meine Kinder wahrscheinlich dorthin schicken.“
Früher ein großes Projekt, heute viele Großprojekte
Die Zeiten hätten sich gewandelt. Das schilderten die Stadträte, die dem Rat schon sehr lange angehören, dass es früher in der Regel immer nur ein „Großprojekt“ in der Stadt gegeben habe – den Bau eines neuen Feuerwehrhauses zum Beispiel –,nun habe sich das Gremium inzwischen mit mehreren großen Projekten gleichzeitig zu befassen: Mit den Grundschulen, mit den Kindergärten, mit der Rathaussanierung... Hauptproblem dabei sei die Beschränktheit der Mittel. Jahrelang habe man finanziell gut dagestanden – abgesehen von den üblichen Schwankungen. Doch nun, da eine tiefe Rezession drohe, stellten sich die Verhältnisse gänzlich anders da. „Da geht es uns wie vielen anderen Gemeinden auch – aber nicht nur den Gemeinden, sondern auch dem Land und dem Bund.“ Um so ungemütlicher sei die Situation, weil etliche Pflichten zu erfüllen sind. Zum Beispiel die dringlichen Arbeiten am Wassersystem und an der Kanalisation, die erst, wenn sie in Ordnung ist, die weitere Entwicklung des Gewerbegebietes Riedwiesen 4 erlaubte. So dekretieren es die zuständigen Aufsichtsbehörden.

Mock: „Eigenverantwortung der Bürger muss sein“
Rein unternehmerisches Denken helfe hier nicht weiter, erklärt Mock. Eine Kommune sei kein Unternehmen – sie könne nicht einfach von allem trennen, was sich nicht gewinnmaximierend realisieren lasse. Klar macht dies die CDU-Politikerin am Beispiel der Kinderbetreuung. Die bleibe immer Zuschussgeschäft. Zwar empfehle der Städtetag eine Kostendeckung von 20 Prozent durch die von den Eltern erhobenen Gebühren. In Markdorf komme man aber lediglich auf knapp 14 Prozent. Unzufrieden sei sie nicht. „Für mich zählt die Förderung und Begleitung unserer Kinder zu den gesamtgesellschaftlichen Verantwortungen.“ Die Gemeinschaft müsse dort einspringen, wo Menschen überfordert seien. Kerstin Mock will aber keineswegs der staatlichen Überversorgung das Wort reden. „Eigenverantwortung muss sein.“ Eigenverantwortung und Mitverantwortlichkeit – wie sie etwa in der Markdorfer Vereinsstruktur begegnet. Ob Mehrgenerationenhaus, ob Kunstverein, ob Stadtkapelle oder Turnverein, überall ginge es keineswegs nur um persönliche Interessen, sondern auch um die zu erbringenden Leistungen für die Gesellschaft. Seien die sozialer, kultureller oder anderer Natur. Ganz vorbildlich: die Jugendarbeit der Sportvereine, findet Mock.
Person und Gesprächsreihe
- Zur Person: Kerstin Mock, 1974 in Böblingen geboren, ging in Herrenberg zur Schule. Nach dem Abitur machte sie eine Lehre als Einzelhandelskauffrau. Danach studierte sie Agrarwirtschaft in Nürtingen. Nach Auslandsaufenthalten in Spanien und den USA lebt sie seit 20 Jahren in Markdorf und führt gemeinsam mit Markus Mock den Stüblehof. Sie hat drei Kinder im Alter von 20, 17 und neun Jahren. Kerstin Mock engagiert sich in der Landfrauenbewegung. Seit 2014 gehört sie dem Markdorfer Gemeinderat an.
- Zu den Gesprächen: Auch in diesem Jahr nimmt die SÜDKURIER-Lokalredaktion die Reihe der kommunalpolitischen Gespräche im August und September wieder auf. Politiker aus den fünf im Gemeinderat vertretenen Parteien und Gruppierungen äußern sich zu Themen, auf die sich ihre Arbeit in der kommenden Sitzungsperiode konzentrieren wird. Nach den Gesprächen mit Rolf Haas (SPD) und Kerstin Mock (CDU) folgt Uwe Achilles, Fraktionsvorsitzender der SPD.