Es ist ein kompletter Umbruch: Nach dem Ausscheiden von Geschäftsführerin Lucie Fieber soll das Stadtmarketing Markdorf Marketing neu aufgestellt und umorganisiert werden. Bürgermeister Georg Riedmann stellte im Gemeinderat das neue Konzept vor.
Kernpunkt: Die neue Geschäftsführerin, die nächste Woche vorgestellt werden soll und die zum 1. Juli startet, wird eine neu zugeschnittene Stelle und eine andere Aufgabenbeschreibung vorfinden. Sie wird dann, anders als Fieber, nicht mehr bei der Stadt angestellt sein, sondern als Geschäftsführerin des Vereins Markdorf Marketing. Damit soll sie zum Einen näher an die Händler und Dienstleister in der Stadt heranrücken und zum Anderen auch in der Außenwahrnehmung als erste Ansprechpartnerin der Innenstadtakteure wahrgenommen werden. Auch die Händler, Gastronomen und Dienstleister sollen sich künftig deutlich stärker einbringen, einen eigenen Arbeitskreis bilden und in enger Zusammenarbeit mit der neuen Geschäftsführerin Aktionen und Veranstaltungen entwickeln.

Riedmann: Zwischen den Stühlen
Gab es einen konkreten Anlass für den Umbau? Man müsse sich eingestehen, dass Fieber tatsächlich häufig zwischen den Stühlen gesessen sei, sagt Riedmann im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Einerseits die Erwartungen und Vorgaben von Stadt und Gemeinderat, andererseits die Wünsche und Bedürfnisse der Händler. „Das bedeutet jetzt nicht, dass wir uns komplett zurückziehen“, betont Riedmann. Die Stadt werde weiterhin in gewohntem Umfang das Stadtmarketing finanzieren und sich auch einbringen. Von der Umstrukturierung erhofft man sich im Rathaus nicht nur eine Belebung der Innenstadt, sondern auch eine Belebung der Aktionsgemeinschaft, der Vereinigung der Händler, sagt Riedmann: Mehr Akteure, die sich engagieren, mehr Schultern, auf die die Organisation von Veranstaltungen verteilt werden können.

Die Händler fühlen sich durchaus motiviert, sagt Apotheker Matthias Maunz, der beim Pressetermin im Rathaus für die Aktionsgemeinschaft spricht. An deren Vorsitzenden Silke Sulger und Beatrice Strauch sei in den vergangenen Jahren viel Arbeit hängengeblieben. Das sollte sich tatsächlich ändern, sagt Maunz. „Um Innenstadt-Krisen, wie sie ja auch andere Städte haben, etwas entgegenzusetzen, sind wir alle gefordert“, sagt Maunz: „Es geht darum, dass wir ja auch in Zukunft noch eine lebendige Einkaufsstadt sein wollen.“ Als erstes stehe nun ein intensiver Austausch mit der neuen Marketing-Chefin auf der Agenda. „Da wollen wir gemeinsame Positionen und Ziele herausfinden“, sagt Maunz.
Händler in der Pflicht
Auf die Händler setzt man nun auch im Rathaus. „Wir wünschen uns eine neue Innenstadt-Lobby und feste Ansprechpartner aus dem Kreis aller Akteure“, betont Riedmann: „Es ist unser Ziel, möglichst alle Mitglieder der Aktionsgemeinschaft wieder an Bord zu bekommen.“ Mit der Neuordnung soll auch ein Wechsel im Vorstand des Vereins einhergehen, spätestens bei den nächsten Wahlen im Frühjahr 2024. Bislang ist Riedmann dort noch Vorsitzender. Künftig solle der aber aus dem Kreis der Händler kommen, sagt er. Damit gehe dann die Verantwortung und auch die inhaltliche Arbeit der Geschäftsstelle in die Hände der Händler über und es gebe keine Vermischungen von städtischen und Vereinsaufgaben mehr.
Im Gemeinderat wurde die Neuausrichtung des Stadtmarketings positiv aufgenommen. FW-Chef Dietmar Bitzenhofer sprach von einer „Zeitwende“. Eine „Verschlankung“ sei nötig und richtig. Bitzenhofer, selbst bis vor kurzem Innenstadthändler, mahnte, die Innenstadt als Ganzes in den Vordergrund zu stellen: „Wir müssen die Spielklasse definieren, in der wir in Zukunft spielen wollen.“
Noch deutlicher wurde Susanne Deiters Wälischmiller (Umweltgruppe). Den Weggang von Fieber müsse man nun als Chance für einen Neubeginn sehen, sagte sie. „Ein ‚weiter so wie bisher‘ kann es nicht sein.“ Zuletzt habe es an einer klaren Aufgabendefinition des Stadtmarketings gefehlt, „das war das Problem“.

Sie hoffe, dass durch den Wechsel an der Spitze nun wieder Schwung hereinkomme, sagte ihre Fraktionskollegin Christiane Oßwald. Manches sei zuletzt eingeschlafen. Auch Martina Koners-Kannegießer (CDU) sah den richtigen Zeitpunkt für eine Neuaufstellung. SPD-Chef Uwe Achilles verwies auf große Herausforderungen für die Innenstadt, die man mit den neuen Strukturen nun angehen müsse.