Markdorf – Das rockt. Sie schlagen auf die Brüstung der Orgelempore – zweimal hintereinander – dann klatschen sie in die Hände. Die Damen mit den lustigen Hütchen auf dem Kopf. „Santa Claus Singers“ nennt sich das junge Ensemble, das längst zu den Top-Stars der Markdorfer Frauenfasnet zählt. Auch Kirchenmusiker Johannes Tress trägt Kopfbedeckung – einen Zylinder. Der wippt mit. Wenn Tress das Klopfen und Klatschen der Damen mit Orgeltönen unterlegt. Sie schlagen den Rhythmus des Queens-Hits „We Will Rock You“. Doch singen sie nicht den vertrauten Text. Die Damen singen stattdessen „Lobet, preistet, singet ...“ Zum eingängigen Rhythmus, der längst mitgeklatscht und mitgeklopft wird von den Gottesdienstbesuchern.

Narrenmesse in St. Nikolaus – und das gotische Schiff wird zum bunten Narren-Schiff: Menschen im Häs, Menschen mit Masken. Am Pult liest ein in Wischmopps verwandeltes Paar von der Chance zur inneren Einkehr und von der reinigenden Kraft der Phase nach der Fasnet. Noch aber wird gefeiert. Nach der Messe geht es zum großen Umzug in die Innenstadt.

„Masten statt Fasten“ lautet das Leitwort. Pfarrer Hund hat es aus Kluftern mitgebracht, dort aufgeschnappt im Gewimmel am Schmotzigen, dem Auftakt zur Hochphase des tollen Treibens. Masten hat also mehr mit Mästen, denn mit Schiffs-Takelage zu tun. Aufs Fahren kommt der Pfarrer dennoch zu sprechen. Denn auch die fröhliche Fahrt könne nicht unbegrenzt weitergehen. Ihr gelte es Grenzen zu setzen – am Aschermittwoch.

Bei aller Heiterkeit im Kirchenschiff, trotz der närrischen Untertöne, hat es die Lesung in sich. Von Aussatz sprachen die Testamente. Und Pfarrer Hund schlug den Bogen zum Ins-Abseits-Drängen. Wer Menschen behandelt wie Aussätzige, der handle falsch. Die Markdorfer Narren seien da sehr viel klüger. „Narren sind Vielfalt“ heiße deren Motto. Einfältig seien jene, die die Vielfalt abschaffen wollen, weil sie ihnen zu kompliziert ist. Dafür gab es lauten Beifall.