Die Wagen stehen schon seit Freitagmittag. Weder an den nötigen Gerätschaften zum Aufbau des Funken fehlt es, noch an den notwendigen Kochutensilien. So ist rechtzeitig dafür gesorgt, dass die 20 Mannen der Markdorfer Funkenmannschaft gestärkt an ihre Arbeit gehen, wenn sie am Samstagvormittag in den Wald gehen, um dort die Stämme für den Rost zu schlagen.
Der Rost ist der Unterbau des riesigen Scheiterhaufens, den die Funkenmannschaft jedes Jahr auf der Panzerwiese hoch über Markdorf errichtet. So auch an diesem Wochenende – wie stets ist es das erste nach Aschermittwoch, das nach der Fasnet. Aberhunderte Nadelbäume werden am Sonntag bei Einbruch der Dunkelheit in Flammen aufgehen. Es sind die geplünderten Christbäume des vergangenen Weihnachtsfests, die die Funkenmannschaft Anfang Januar in den Straßen Markdorfs gesammelt hat.
Erst kommt die Hexe
Doch am Freitagnachmittag ist vom Funken, dem Rost des Scheiterhaufens, noch nichts zu sehen. Nur die gesammelten Schwarz-, Rot- und Blaufichten, die Edel- und Nordmanntannen liegen schon, etliche Meter von den Wagen entfernt, bereit, um am Sonntag im Funken-Rost aufgeschichtet zu werden. Heute geht es ans Hexen-Machen. Hexe wird die Strohpuppe genannt, die am Sonntag auf dem Funken verbrannt werden soll.
„Seit zehn Jahren bin ich zum ersten Mal wieder dabei“, sagt Marco Höhn. Der 37-Jährige erzählt, dass ihn das Geschehen am Funkensonntag schon als Kind fasziniert habe und für ihn schon früh klar war, dass er dabei sein wollte, wenn auf der Panzerwiese der Funken aufgerichtet wird. Auch in seiner zehnjährigen Funkenaufbau-Pause habe er sich das Funken-Abbrennen immer angeschaut. Und nun wollte er endlich einmal wieder selbst mit Anpacken – und am Funken-Abend die Fackel in die trockenen Christbäume schleudern.
Netzstrümpfe und Altkleider
Noch ist die Funken-Hexe nicht an der Reihe. Erst werden die langen Stroh-Wülste geformt, die die Hexe als riesige, dann imposant abbrennende Raute einrahmen. Das geschieht in der Scheune von Funkenmannschafts-Mitglied Peter Litz-Kessler. Er spendiert nicht nur das Stroh für Raute und Hexe, sondern auch noch einen großen Teil der Stämme, aus denen die Funken-Konstruktion besteht. Es ist eine äußerst staubige Angelegenheit, wenn das Stroh in die Wülste gepresst wird, die aus meterlangen Netz-Strümpfen bestehen. Einer schaufelt, einige Stopfen, andere tragen die Stroh-Würste auf ihren Schultern – bis sie die gewünschte Länge haben. Danach erst geht es ans Hexen-Herstellen – aus Stroh und abgelegten Kleidern.

Ausflugsziel Panzerwiese
Kuchenessende, Kaffeetrinkende sitzen auf Bänken. Sie plaudern. Und sie genießen die Frühlingssonne ebenso wie jene, die sich auf die warme Wiese gesetzt haben. Dort streben weitere Menschen den Hang empor. Man könnte glauben, auf der Panzerwiese hätte ein neues Ausflugslokal eröffnet, wären da nicht die Männer in ihren signalfarbenen Westen, deren Rücken außer dem Stadtwappen noch die Aufschrift „Funkenmannschaft Markdorf“ tragen. Sie sägen, sie hämmern, sie bohren, sie stemmen und verkeilen Stammstück für Stammstück den Rost.

„Bisher sind sie immer noch rechtzeitig fertig geworden“, erklärt Silke Axenath, eine der zahlreichen Besucherinnen auf der Panzerwiese, die den Funkenaufbau beobachtet. „Halten muss er“, erklärt Dominik Benzing von der Funkenmannschaft. Ohne die nötige Stabilität des Rosts bestehe die Gefahr, dass der Funken vorzeitig in sich zusammenbricht. Und die Sicherheit spiele auch eine Rolle, damit die Zuschauer am Funkensonntag das schöne Spektakel zum Winter-Austreiben unbekümmert genießen können.