Ein wenig frustriert klingt sie ja doch. Auch wenn sich Veronika Elflein ansonsten nichts anmerken lässt. Die Stuttgarter Ratschlüsse mag die Realschulleiterin am Bildungszentrum nicht kommentieren. Sie lächelt sogar, freundlich, verbindlich – schließlich lässt sie die eigene Hilflosigkeit schmunzeln. „Wir hatten natürlich auch einen Plan B vorbereitet, selbst einen Plan C.“ Doch dass das Kultusministerium dann einen „Plan D“ auf den Weg brachte, darauf sei man nicht vorbereitet gewesen.

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Wenn ausgearbeitete Stundenplan-Konzepte Makulatur werden

Alle Vorkehrungen, alle ausgearbeiteten Stundenplan-Konzepte waren plötzlich Makulatur. Denn seit Montag dürfen alle Fünft- und Sechstklässler in Baden-Württemberg wieder zurück in den Präsenzunterricht – und das trotz angestiegener Inzidenzwerte.

„Wir haben einen Abstand zwischen den Schülern eingeplant.“
Veronika Elflein, Rektorin BZM-Realschule

Auch zum Stuttgarter Hin und Her in dieser Frage sagt die Schulleiterin nichts. Präsenzunterricht für Fünfer und Sechser bedeutet bei der Einhaltung der Abstandsregel indes, dass die Klassen halbiert werden müssen. „Ich komme gerade aus einer Fünfer-Klasse“, erklärt Elflein, „das hält fit.“ Sie muss beständig zwischen den auf zwei Klassenräume verteilten Schülern wechseln.

Realschulrektorin Veronika Elflein freut sich trotz aller Widrigkeiten, dass ihre Fünft- und Sechtklässler wieder in die Schule kommen ...
Realschulrektorin Veronika Elflein freut sich trotz aller Widrigkeiten, dass ihre Fünft- und Sechtklässler wieder in die Schule kommen können. | Bild: Jörg Büsche
Schulleiterin Diana Amann sieht ihre Kollegenschaft durch den Pendelunterricht vor besondere Herausforderungen gestellt.
Schulleiterin Diana Amann sieht ihre Kollegenschaft durch den Pendelunterricht vor besondere Herausforderungen gestellt. | Bild: Jörg Büsche

Lehrer pendeln zwischen den Lerngruppen

„Pendel-Unterricht“, nennt ihre Schulleiterkollegin, Gymnasialdirektorin Diana Amann das Modell – „keine offizielle Bezeichnung, aber sehr anschaulich“. Und auf dem Flur sitzt eine Lehrerin, ein Lehrer, der Aufsicht führt, wenn das Lehrer-Pendel gerade zum anderen Klassenhälfte geschwungen ist. Im Idealfall sei das eine Lehrkraft aus dem Sportbereich. Denn Leibesübungen fallen derzeit aus. Das schaffe Stunden-Kapazitäten. „Schön findet das keiner“, erklärt Schulleiterin Amann und bezieht sich dabei auf das Aufsichtführen von hochqualifizierten Lehrkräften.

„Die haben ja studiert, um jungen Menschen etwas beizubringen, nicht um untätig auf Gängen und Fluren zu sitzen.“
Diana Amann, Rektorin BZM-Gymnasium

Wobei dank der weitläufigen Architektur des Markdorfer Bildungszentrums Lehrplan- und Raum-Koordinator Roger Brand es so eingerichtet hat, dass die Wächter im Gang stets mehr überblicken. Mithin konnte er an Aufsichtskräften sparen. Darum finden sie mehr Zeit für den eigenen Unterricht, der weiter läuft. Als Fernunterricht für die Mittelstufe, sofern die Klassen keine Klassenarbeiten schreiben. „Dazu kommen sie in die Schule, das geht nur präsent“, erklärt Vize-Direktor Brand. Für die Jahrgangsstufe 1 gibt es Wechselunterricht – teils online, teils in der Schule. Und die Jahrgangsstufe 2 der Oberstufe, die in den nächsten Monaten ihr Abitur macht, erhält ausschließlich Präsenzunterricht.

Lehrerin Sandra Narr führt Aufsicht auf dem Flur.
Lehrerin Sandra Narr führt Aufsicht auf dem Flur. | Bild: Jörg Büsche

Nacharbeit mit Aussicht auf Wiederholung

Schulleiterin Veronika Elfleins Lächeln bekommt eine grimmige Note, wenn sie nach dem Aufwand gefragt wird, den das Arrangieren des Pendel-Unterrichts-Modells für ihr Schulleitungsteam und sie bedeutet hat. Sie schildert lieber: „Als ich am Montagmorgen Fünftklässler eintrudeln gesehen habe, da ist mir tatsächlich das Herz aufgegangen.“ Ganz ohne Lächeln beschreibt dagegen Diana Amann, was das Erstellen eines neuen Stundenplans für ihr Team bedeutet hat, insbesondere für Roger Brand und Harald Rosmann, so Diana Amann: „Zwei schlaflose Nächte“, sehr viel zusätzliche Arbeit. Arbeit, von der niemand wisse, für wie lange sie geleistet wurde.

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Denn schon sehr bald könne sie durchs nächste Modell ersetzt werden müssen. Bis dahin dürfen die Lehrer ihre Unterrichtsstunden gänzlich anders strukturieren als bisher. „Der Input sollte ja der gleiche sein“, erklärt der stellvertretender Schulleiter Roger Brand. Nur verbringe der Lehrer nur die halbe Zeit in seiner Lerngruppe. Was heißt, dass die Phasen der Stoff-Vermittlung streng von den Phasen getrennt werden müssen, in denen die Schüler selbstständig arbeiten.