Seit Montag haben in der Jakob-Gretser-Schule wieder alle Grundschüler Unterricht nach Stundenplan. Während des Wechselunterrichts waren die Schüler in jeder zweiten Woche täglich für jeweils zwei Stunden in der Schule. „Den Eltern wäre es lieber gewesen, wenn sie an jedem zweiten Tag den kompletten Vormittag versorgt gewesen wären“, sagt Schulleiter Andreas Geiger.

Zwei Stunden konzentriertes Arbeiten hält er jedoch für pädagogisch wertvoller als fünf. „Es gab ja nur Unterricht in den eher anstrengenden Haupfächern und da lässt die Konzentration nach“, erläutert er. Zu stemmen war neben den Lernpaketen für das Homeschooling außerdem die Notbetreuung für sechs Gruppen mit maximal 14 Kindern, für die die Eltern keine Begründung liefern mussten.
Präsenzunterricht durch nichts zu ersetzen
Mit Blick auf die humane und soziale Ebene der Schulöffnung in dieser Woche sagt Geiger „Gott sei Dank“. Sei der Präsenzunterricht doch trotz des enormen Schubs bei der Digitalisierung durch nichts zu ersetzen. Bislang habe es an der Jakob-Gretser-Schule noch keine Infektionen gegeben. „Aber es gibt trotz Hygienekonzept, AHA-Regeln und wöchentlichen Tests für die Lehrkräfte natürlich Unsicherheiten.“
Mindestabstand bei Grundschülern nicht möglich

Auch Lehrerin Anne Beran spricht von einem lachenden und einem weinenden Auge. „Ich freue mich für die Kinder, aber die Sorge wegen der Ansteckungsgefahr schwingt mit.“ Könnte der Mindestabstand mit Grundschulkindern doch definitiv nicht eingehalten werden. „Trotzdem ist es richtig, die Schule zu öffnen. Das soziale Miteinander darf nicht auf der Strecke bleiben“, erklärt Beran. Sie kann nicht sagen, wie viele Stunden mehr sie während der Zeit des Wechselunterrichts gearbeitet hat. „Etwa doppelt so viel wie unter normalen Bedingungen dürften es schon gewesen sein.“ Fatal wäre es jedoch, wenn man die Schulen erneut schließen müsste. Deshalb hätte sie halbe Klassen bis Ostern bevorzugt. Zusammen mit der Notbetreuung sei das aber personell nicht möglich.
Für Elternbeirat überwiegen die positiven Aspekte
Carsten Jonas, stellvertretender Elternbeiratsvorsitzender an der Jakob-Gretser-Schule, hofft, dass es jetzt positiv mit dem Unterricht weitergeht. „Ein Teil der Eltern hätte sich während des Wechselunterrichts mehr als zehn Stunden pro Präsenzwoche für die Kinder gewünscht“, weiß er. Mit Blick auf das Infektionsrisiko stellt Jonas fest, dass die Corona-Maßnahmen an der Schule bislang gut funktioniert hätten. Trotzdem bleibe ein ambivalentes Gefühl. „Für mich persönlich überwiegen aber die positiven Aspekte der Schulöffnung.“

So lerne sein Sohn zusammen mit anderen Kindern besser. Außerdem seien die Grundschüler gewissenhaft darauf bedacht, alle Regeln einzuhalten. Enttäuscht seien die Eltern zum Teil, dass für kleine Veränderungen so lange Entscheidungswege zurückgelegt werden müssten. Dabei denkt er an die inzwischen vorhandenen CO2-Ampeln und die noch immer nicht installierten Lüftungsanlagen.
Disziplinierte Kinder in der Grundschule Bermatingen

Die Atmosphäre im Bermatinger Schulhaus während der Zeit des Wechselunterrichts beschreibt Schulleiterin Anja Weber als sehr angenehm. „Die Kinder waren diszipliniert und alle, auch die Lehrer, waren froh und dankbar, dass sie wieder in die Schule kommen durften.“ Wie ihre Kollegen in Markdorf weiß auch Weber, wie wichtig für die Schüler das soziale Umfeld, die Auseinandersetzung im Klassenverband und das Spiel in der Pause sind. Immer wieder habe sie die Worte „Unterricht macht so Spaß!“ gehört.
Für Testung der Schüler braucht es ein schlüssiges Konzept
Auch in Bermatingen werden die Lehrer zweimal pro Woche von einem ortsansässigen Arzt auf Corona getestet. „Das gibt uns Sicherheit und ein besseres Gefühl“, sagt Anja Weber. Von Seiten der Kinder sei im Ort bislang noch kein Corona-Fall bekannt. Nichtsdestotrotz begrüßt die Rektorin, dass die Teststrategie jetzt hochgefahren werden soll. „Auch kann mir aber nicht vorstellen, dass wir hier in der Schule selbst täglich 150 Kinder testen sollen. Da braucht es ein schlüssiges Konzept.“
Verkürzte Sommerferien für Rektoren keine Lösung
Von der von der Landesregierung angedachten Verkürzung der Sommerferien sind weder Andreas Geiger noch Anja Weber überzeugt. „Es ist ja nicht so, dass die Kinder bis dato nichts gearbeitet haben“, so Weber. Ihrer Meinung nach wären im kommenden Schuljahr mehr Deputatsstunden für ein tragfähiges Förderkonzept sinnvoller. Andreas Geiger ist der Meinung, dass die Kinder, insbesondere die so genannten „verlorenen Kinder“, statt zusätzlicher Unterrichtszeit eher mehr Ansprache und Zuwendung bräuchten. „Wir haben in Markdorf zum Glück nur wenige, aber da müssen Lehrer und Sozialarbeiter die Lücke füllen, die im Elternhaus entstanden ist.“