„Die Erträge sind ordentlich“, sagt Thomas Ainser und fasst in die Früchte: „Wenn man sieht, was da am Baum hängt. Doch, wir können zufrieden sein.“ Rund 30 Hektar mit Apfelanlagen bewirtschaftet er in Ittendorf, beliefert den Großmarkt „Salem Frucht“ mit Ware für den Einzelhandel. Über zehn Frostnächte in der Blütezeit – das hat er deutlich gemerkt. Bei den Äpfeln habe die Blütenmenge schließlich doch ausgereicht, während bei Kirschen bis zu 70 Prozent, bei den Stachelbeeren bis zu 90 Prozent kaputt gingen.

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Vor zehn Jahren bereits hat Thomas Ainser die Beeren mit ins Portfolio genommen, um bei Naturkapriolen nicht von einer einzigen Fruchtsorte abhängig zu sein. Dieses Jahr hat es sich andersherum ausgezahlt: „Gut, je nach Apfelsorte haben wir schon Qualitätseinbußen“, sagt Ainser: Berostung, Frostringe, „Klasse 2“ eben. Schlechter bezahlt, denn der Verbraucher fordert makellose Äpfel, leider.

„Da fliegt dann eben vieles ins Mostobst.“ Je nach Lage waren die Plantagen unterschiedlich betroffen. „Zwischen Ittendorf und Bürgberg haben wir oft zwei Grad Temperaturunterschied.“ Frost, Qualität, Witterung – das wirke sich alles auf das „Kaliber“ der Frucht aus: Ein Millimeter im Durchmesser macht vier Prozent vom Gewicht aus, das merkt man schon deutlich im Ertrag. Der nasse, kühle Sommer macht die Kaliber 2021 eher durchschnittlich. Dafür seien die sonnigen Tage und kühlen Nächte der letzten zwei Wochen eher förderlich für die Fruchtausfärbung gewesen, besonders bei der beliebten Sorte Elstar.

Alles in diesem Jahr etwa zwei bis drei Wochen später

Im Vergleich zu den sehr warmen Vorjahren sei man jetzt etwa anderthalb bis zwei Wochen später in der Reife. „Wenn ich meinen Vater frage, dann ist es jetzt wieder wie vor 15 oder 20 Jahren“, sagt Thomas Ainser: „Da hat man auch immer in der ersten Septemberwoche mit der Apfelernte angefangen.“

„Ohne Hagelnetz geht gar nichts mehr“: Erich Pfleghaar wird in Markdorf-Reute bald sehr schöne Elstar ernten, trotz Hagel ...
„Ohne Hagelnetz geht gar nichts mehr“: Erich Pfleghaar wird in Markdorf-Reute bald sehr schöne Elstar ernten, trotz Hagel und Frost im Frühjahr. | Bild: Thomas Kapitel

Auch Erich Pfleghaar im benachbarten Reute rechnet mit mindestens zwei, eher drei Wochen Verzögerung in der Reife. „Aber wir haben eigentlich wieder ein normales Jahr, nachdem wir die letzten 15 Jahre einen Hitzerekord nach dem anderen hatten.“ Erich Pfleghaar hat sich die vergangenen Jahre ebenfalls breiter aufgestellt: Beeren, Hofladen, Hofcafé – die Äpfel aus etwa 2,5 Hektar Anbau verkauft er ausschließlich im eigenen Hofladen. Und er ist zufrieden mit der aktuellen Ernteaussicht: „Dem Jonagold hat es nicht geschadet. Der Elstar ist bei etwa 70 Prozent der Reife. Das gibt eine tolle Frucht. Die Größe passt, alles.“

Saftig und lecker, aber der Kern hat es dieses Jahr nicht bis zur Ausreifung geschafft.
Saftig und lecker, aber der Kern hat es dieses Jahr nicht bis zur Ausreifung geschafft. | Bild: Thomas Kapitel

Katastrophaler Hagel im Frühjahr

Unterschiedlich traf auch der starke Hagel im Frühsommer die Anbauflächen – und hier besonders den Streifen Ittendorf–Hagnau. Bei Erich Pfleghaar ging alles kaputt, was nicht unter Hagelnetzen war: „Ohne Hagelnetze geht heute gar nichts mehr, das ist ganz klar“, sagt der Landwirt: „In den 23 Jahren, die ich den Betrieb leite, habe ich 15 Hageljahre erlebt.“

Wie es ohne Netze ausgeht, zeigt Erich Pfleghaar auf einer Anlage gleich gegenüber vom Hofcafé: Der Hagel hat tiefe Narben in jede Frucht geschlagen, die Äpfel sind klein geblieben, selbst die Blätter vom Hagel durchlöchert. „100 Prozent Ausfall. Das nimmt mir mit viel Glück noch die Mosterei. Ich hoffe, das wächst wieder zu. Aber da ist auch keine Knospenbildung zu erkennen. Im kommenden Jahr werden wir da nicht viel erwarten dürfen.“

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Doch auch in den geschützten Anlagen, an Netzen und Folien, sogar an Pfosten und Stangen entstand beträchtlicher Schaden: „Knöchelhoch stand der Hagel im Hof, Körner groß wie Tischtennisbälle. Ein Riesengewicht, das hatte alles runtergedrückt. Die Folien konnte ich komplett auswechseln, Pfähle haben sich gesenkt, alle Drahtseile mussten wir nachspannen“, berichtet Pfleghaar.

Komplett verhagelt: Ohne Schutznetze blieb dieses Jahr höchstens Mostobst übrig.
Komplett verhagelt: Ohne Schutznetze blieb dieses Jahr höchstens Mostobst übrig. | Bild: Thomas Kapitel

Thomas Ainser in Ittendorf hat 99 Prozent seiner Äpfel unter Netz und Folie. „Anders macht das eine Versicherung gar nicht mehr mit. Die Prämien werden sonst so hoch, dass man das nicht mehr bezahlen kann.“ Zwar gebe es vom Land ein neues Projekt für Zuschuss zur Frostschutzversicherung: „Aber das bleibt ein teures Spiel.“

Generell ist Thomas Ainser mit der Apfelernte einigermaßen zufrieden, trotz Frost und Hagel: „Sagen wir so, wir sind mit einem blauen Auge davongekommen.“ Jetzt hoffen er und Erich Pfleghaar auf einen sonnigen „Goldenen Oktober“, damit die Äpfel noch voll ausreifen und eine schöne Ausfärbung bekommen. Auch wenn es dieses Jahr bei manchen späten Sorten Anfang November werden dürfte.

Mostobst im Deggenhausertal: Nicht viel, aber aromatisch

Ganz anders als auf den Niederstamm-Anlagen des Bodensee-Hinterlands geht es im Deggenhausertal zu. Hier dominieren die Streuobstwiesen mit hochstämmigen Bäumen. Den Obstbau als Hauptberuf betreibt hier niemand. Eher zum Eigenbedarf: „Wir sind sozusagen Nischenbetreuer und haben uns auf Lohnverarbeitung für kleine Privatkunden spezialisiert“, sagt Philipp Kopp, der in dritter Generation die Mosterei Kopp in Obersiggingen betreibt.

In guten Jahren bekommt er 800 Tonnen angeliefert, ich schlechten auch mal nur 300 Tonnen. „Dieses Jahr läuft es eher schleppend an“, sagt Philipp Kopp. Durch den vielen Niederschlag sei der Blatttrieb an den Bäumen nicht so gesund wie sonst. Das bedeute kleinere Äpfel und weniger Ertrag: „2021 wird wohl eher unterdurchschnittlich ausfallen, das kann man jetzt schon sagen.“

Saftware: Philipp Kopp mostet in Obersiggingen den Ertrag der Streuobstwiesen im Deggenhausertal.
Saftware: Philipp Kopp mostet in Obersiggingen den Ertrag der Streuobstwiesen im Deggenhausertal. | Bild: Thomas Kapitel

Das sei aber noch kein Problem: Kleine Äpfel seien aromatisch, die Sortenvielfalt der Streuobstwiesen garantiere ihm Aroma und Trinkgenuss. Und generell sei er auf solche Jahre vorbereitet: Rund 200 000 Liter kann er in seinen Edelstahltanks lagern und so Ertragsspitzen abfangen. Gemessen an den sonstigen Unternehmen ist die Mosterei Kopp eher ein kleiner Betrieb, hat in den letzten Jahren viel in Technik investiert und in eine Abfüllanlage für Glasflaschen.

Doch die regionale Spezialisierung sieht Philipp Kopp als den Weg in die Zukunft: Die Äpfel bekommt er aus 30 Kilometer Umkreis angeliefert. In der gleichen Region betreibt er seine Vermarktung über Gastronomie, Einzelhandel und Endkunden. Und er will durch die Vermarktung des Streuobsts helfen, das Deggenhausertal als typische Landschaft zu erhalten: „Ich bin selber Landwirt mit Rinderhaltung und Streuobstwiesen. Ich weiß, was da Arbeit dahintersteckt“, sagt er.

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