„Am heutigen Dienstag wurde dem Insolvenzplan für die ZIM Flugsitz GmbH von allen Gläubigern einstimmig zugestimmt“, sagte der Sprecher der Restrukturierungsgesellschaft Pluta am Dienstagnachmittag gegenüber dem SÜDKURIER. Auch für die Verantwortlichen im Team der Sanierer um Maximilian Pluta, Jochen Glück und Florian Schiller sei diese rasche Einigung in der Gläubigerversammlung im Bodenseeforum in Konstanz doch überraschend gekommen, so der Sprecher. Damit, so heißt es seitens Pluta, sei die Restrukturierung abgeschlossen. Die Unternehmensführung plane, das Insolvenzverfahren voraussichtlich bis Ende Dezember 2020 abzuschließen. Das hieße, ZIM wäre dann zum Jahreswechsel bereits wieder heraus aus der bislang halbjährigen Insolvenz.
Streichungen und Verkleinerungen in Schwerin sind bereits umgesetzt
Dem Insolvenzplan zufolge sollen am Hauptstandort und Stammsitz des Flugzeugsitzeherstellers in Markdorf keine Stellen abgebaut werden. Am zweiten Standort in Schwerin, der vor vier Jahren erstellt und in Betrieb genommen wurde, seien die Kapazitäten im Zuge des bisherigen Insolvenzverfahrens bereits verkleinert worden. Auch der dort beschlossene Abbau von 48 der bisher 68 Arbeitsplätze sei schon umgesetzt worden. Zugleich seien die verbliebenen Mitarbeiter in eine neue, kleinere Halle umgezogen. In Schwerin sollen künftig Service- und Entwicklungsbereiche verbleiben, die Produktion dort wurde eingestellt.

Bald wieder gleichberechtigt bei Ausschreibungen?
„Es ist ein wichtiger Schritt, um in einem stark von der Covid-19-Krise getroffenen Markt wieder gleichberechtigt an Ausschreibungen teilnehmen zu können“, wird ZIM-Geschäftsführer Heiko Fricke in der Pressemitteilung von Pluta zitiert. Das Sanierungskonzept, das die Grundlage für den Insolvenzplan war, sei gemeinsam mit dem Mehrheitseigner Aurelius ausgearbeitet worden.
Finanzielle Notlage: Im Juli ging es in das Insolvenzverfahren
Die ZIM Flugsitz GmbH, gegründet von dem Markdorfer Unternehmerehepaar Angelika und Peter Zimmermann und seit Ende Februar 2020 mehrheitlich im Besitz der Münchner Beteiligungsgesellschaft Aurelius, hatte im Juli ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Die drastischen Auftragseinbrüche in der von den Auswirkungen der Corona-Krise besonders hart getroffenen Luftfahrtbranche sowie aus dem Ruder gelaufene Kosten für das neue Zweigwerk in Schwerin hatten ZIM finanziell in die Knie gezwungen. Anfang September hatten die Verhandlungen um das Sanierungskonzept begonnen. Das Konzept sah vor, beide Standorte zu behalten, Schwerin aber zu verkleinern und als Produktionsstandort aufzulösen. Für den Standort Schwerin wurden ein Interessenausgleich und ein Sozialplan erstellt und im Oktober eine Transfergesellschaft gegründet.
Neue Verträge mit wichtigen Kunden ausgehandelt
In Markdorf war bereits beginnend noch im Sommer und bis in den Herbst ein rigides Einsparprogramm umgesetzt worden. Es wurden laut Pluta erhebliche Personaleinsparungen auf Managementebene erzielt sowie Material- und Dienstleistungskosten deutlich reduziert. Zudem seien die Prozesse in Markdorf verbessert worden, um effizienter produzieren zu können. Außerdem seien mit wichtigen Kunden neue Verträge ausgehandelt worden, teilt Pluta mit. „Wir haben in den vergangenen Monaten einen umfassenden Sanierungsplan umgesetzt. Angesichts der coronabedingten Krise in der Luftfahrtbranche haben wir unsere Kapazitäten angepasst. Unser Unternehmen ist nun für die Zukunft gut aufgestellt“, so Fricke. Im Zuge der Sanierung seien auch Produkte weiterentwickelt worden. Ebenso sei die Neuentwicklung einer neuen Generation von Premium Economy Flugsitzen vorangetrieben worden. Die Markteinführung solle Mitte 2021 erfolgen, heißt es.

Sachwalter Martin Mucha zeigt sich zuversichtlich
Eine gute Perspektive für das Unternehmen sieht Sachwalter Martin Mucha von der Stuttgarter Kanzlei Grub Brugger. Er beaufsichtigt im Sinne der Gläubiger das laufende Insolvenzverfahren. „Es ist erfreulich und ein Signal, dass die Gläubigerversammlung den von der Geschäftsführung der ZIM Flugsitz GmbH vorgelegten Sanierungsplan heute einstimmig angenommen hat“, wird Mucha zitiert. Er sei „zuversichtlich, dass das Unternehmen eine Zukunft hat und seine zweite Chance nutzt“. Davon seien auch die Gesellschafter überzeugt, die für die Fortführung des Betriebs die notwendigen zusätzlichen finanziellen Mittel bereitgestellt hätten.