Der Markdorfer Luftfahrt-Zulieferer ZIM Flugsitz GmbH hat beim Amtsgericht Konstanz einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt. Das Gericht hat das vorläufige Verfahren angeordnet und den Rechtsanwalt Martin Mucha von der Stuttgarter Kanzlei Grub Brugger zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Mucha ist bereits als Generalbevollmächtigter in Markdorf im Insolvenzverfahren der Weber Automotive GmbH tätig. Nun bekommt er also seinen zweiten Markdorfer Insolvenzfall, diesmal allerdings als Sachwalter, der das Verfahren im Sinne der Gläubiger kontrolliert und begleitet. Die Geschäftsführung von ZIM wird von den Sanierern Jochen Glück und Maximilian Pluta von der Restrukturierungsgesellschaft Pluta Rechtsanwalts GmbH (Ulm) unterstützt.

Das könnte Sie auch interessieren

Umsatzeinbrüche seit Corona

Grund für den Schritt ins Insolvenzverfahren seien die „anhaltenden und deutlichen Umsatzrückgänge seit Beginn der Corona-Krise„, so ein Sprecher von Pluta auf Anfrage des SÜDKURIER. In den kommenden Wochen wollen die Verantwortlichen Lösungsansätze und ein Zukunftskonzept erarbeiten, heißt es. Die Gehälter der mehr als 200 ZIM-Mitarbeiter seien bis auf weiteres über das Insolvenzgeld abgesichert.

Das könnte Sie auch interessieren

Unternehmen soll erhalten bleiben

Die Eigenverwaltung um die Geschäftsführung und die Sanierer verfolge das Ziel einer Einigung mit den Gläubigern mittels eines Insolvenzplanes. Dies bedeute, dass die Gesellschaft erhalten bleiben solle. „Mit der Eigenverwaltung haben wir die Chance, den Betrieb zukunftsfähig auszurichten. Wir werden gemeinsam mit allen Beteiligten sämtliche Prozesse überprüfen und auf die neuen Bedingungen ausrichten“, wird Glück zitiert.

Das könnte Sie auch interessieren

Erst zur Jahreswende von Finanzinvestor übernommen

Seit dem Einstieg des Münchner Finanzinvestors Aurelius zur Jahreswende 2019/2020 sind die Gründer und vorherigen Alleingeschäftsführer, das Ehepaar Angelika und Peter Zimmermann, nicht mehr an der Unternehmensspitze. Geschäftsführer ist Heiko Fricke.

Das Ehepaar Peter und Angelika Zimmermann gründete das Unternehmen ZIM Flugsitz aus dem gemeinsamen Markdorfer Ingenieurbüro heraus.
Das Ehepaar Peter und Angelika Zimmermann gründete das Unternehmen ZIM Flugsitz aus dem gemeinsamen Markdorfer Ingenieurbüro heraus. | Bild: Andreas Lang

Die Zimmermanns blieben aber auch nach der Übernahme in der Geschäftsführung vertreten und sind auch nach wie vor an dem Unternehmen beteiligt. „Aufgrund der Coronakrise erlebt die gesamte Luftfahrtbranche einen beispiellosen Einbruch. Die nächsten Monate werden für unser Unternehmen eine große Herausforderung. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir unter dem Schutz der Eigenverwaltung diese Krise meistern werden“, wird Fricke zitiert. Wie auch im Falle der Weber-Insolvenz bleibt die Geschäftsführung während des Verfahrens im Amt und geht die Sanierung gemeinsam mit den Bevollmächtigten und unter Aufsicht des Sachwalters an.

Geschäftsbetrieb läuft weiter

Der Geschäftsbetrieb werde uneingeschränkt fortgeführt, heißt es – unter den aktuell geltenden Corona-Regeln. Nach einem zwei- bis dreimonatigen Vorverfahren soll das Hauptverfahren folgen, in dem die Gläubiger ihre Ansprüche anmelden können.

Die Markdorfer ZIM Flugsitz GmbH stellt ultraleichte Passagierflugzeugsitze her. Kunden sind internationale Airlines, darunter die ...
Die Markdorfer ZIM Flugsitz GmbH stellt ultraleichte Passagierflugzeugsitze her. Kunden sind internationale Airlines, darunter die Lufthansa, Swiss, Singapore Airlines oder Japan Airlines. Im Zuge von Corona ist die Luftfahrtbranche heftig eingebrochen. | Bild: Swiss

Ziel war weiteres Wachstum

Ursprünglich wollte der Finanzinvestor Aurelius mit seinem Einstieg die ehrgeizigen Wachstumsziele des Markdorfer Unternehmens befördern. Außerdem sollten die unternehmensinternen Strukturen und Prozesse an die in den vergangenen Jahren deutlich gewachsene Internationalisierung angepasst werden.

Langfristige Aufträge offenbar weggebrochen

ZIM, so ließ Aurelius vor gerade einmal einem halben Jahr verlauten, sei ein in seinem Segment etabliertes Unternehmen „mit guter Marktposition in wachsendem Marktumfeld“ und verfüge über einen „sehr guten, langfristigen Auftragsbestand“. Innerhalb weniger Monate ist diese Prognose nun offenbar obsolet geworden. Anzunehmen ist daher, dass viele dieser Aufträge zwischenzeitlich offenbar storniert wurden.

Das könnte Sie auch interessieren