Am frühen Abend ist der Marktplatz noch recht leer, nur in der Mitte sitzt Jürgen Moll mit seiner Tochter Frederike. „Für sie ist es überhaupt ihr allererste Konzert“, verrät Jürgen Moll anstelle seiner sichtlich aufgeregten Tochter. Die Musik kennen die beiden. Es seien aber auch die Kühe auf dem Cover gewesen, die es ihnen angetan hätten.
Zurück zu den Anfängen der Band
Wie diese Kühe aus den Anfängen der LaBrassBanda ausgesehen haben, das weiß die gebürtige Stuttgarterin Gisela Zahn haargenau. Sie hat ein Original-Exemplar mitgebracht und hält eine rote Jacke mit einem aufgemalten Kuhkopf vor die Kamera. „Die konnte man bei einem der ersten Konzerte im Stuttgarter Laboratorium kaufen“, sagt die Wahl-Markdorferin lachend. Handgemacht und selbst bemalt seien diese Jacken, deren Kuhkopf zum Kult-Cover wurde. Für sie habe diese Jacke eine ganz besondere Bedeutung. Seither begleitet Gisela Zahn die Band immer mal wieder – die „heilige Kuh“ ist stets mit dabei.


Besucherin war bei über 150 Konzerten dabei
Stets mit dabei ist auch Karin Pochert aus dem Nordschwarzwald. „Das ist heute mein 162. Konzert“, sagt die 66-Jährige. Vielleicht auch das 163. So genau könne sie das nicht mehr sagen. Ganz genau erinnern kann sie sich dagegen an ihr 150. „Bandjubiläum“. „Das war letztes Jahr beim Hohentwiel-Festival.“ Neben einem Blumenstrauß hätte sie den Jungs auch ein Geschenk überreicht. „Seither kennen die mich“, verrät Karin Pochert. „Ich hab‘ sie heute Abend auch schon getroffen.“


Zufällig auf dem Marktplatz begegnet ist Karin Pochert einem Bekannten: Hans Deusch ist mit seinen beiden Buben Joshua und Emanuel aus Überlingen gekommen.
„Wir haben uns auf dem Hohentwiel kennengelernt“, sagt Hans Deusch sichtlich erfreut über diese Begegnung, die freilich nicht dem Zufall geschuldet ist. Denn Karin Pochert begleitet die Band auf (fast) alle Konzerte. „Nur in Kasachstan letzte Woche war ich nicht dabei“, sagt sie. Aber auch in Neuseeland und Australien hätte sie die Band schon getroffen.
Ehepaar kennt LaBrassBanda aus deren Stammkneipe
Apropos treffen: „Wir treffen uns demnächst wieder beim Charly“, geben Julia und Michael Wurm erst einmal Rätsel auf. Der Charly sei Wirt in einer Kneipe in Traunstein – der Stammkneipe der Jungs von LaBrassBanda. „Und der Charly ist mit mir in die Schule gegangen“, lüftet Michael Wurm das Geheimnis und schiebt die Träger seiner Krachledernen zur Seite, sodass die Aufschrift auf seinem T-Shirt sichtbar wird. Selbst komme er aus dem Nachbardorf von Übersee, dem Herkunftsort der Bandmitglieder.


Auch aus dem Nachbardorf, aus Frickingen und Altheim, sind Miriam Kohler, Viona Carli und Vanessa Mattes nach Markdorf gekommen. Fesch im Dirndl verraten die drei, dass sie immer nach Inspirationen suchen. „Wir spielen im Musikverein Altheim“, sagt Miriam Kohler. Saxofon, Posaune, Querflöte. Da hätten sie diese Musik natürlich auch in ihrem Repertoire.
Lapaloma Boys im Duett mit der Hauptamtsleiterin
Im Repertoire der Vorband Lapaloma Boys sind derweil jede Menge bekannte Gassenhauer, die dem Publikum bereits ab 19 Uhr so richtig einheizen. Und spätestens beim Überraschungsauftritt von Hauptamtsleiterin Regina Holzhofer im Duett mit Martin „Bottse“ Bottlinger und dem Goisern-Song „Weit, weit weg“ ist die Betriebstemperatur beim Publikum schon weit, weit hochgefahren.

LaBrassBanda: Zwei Stunden Party auf der Überholspur
Kurz nach 20 Uhr bringt schließlich die LaBrassBanda mit dem Hit „Autobahn“ alle endgültig auf die Spur. Dafür braucht‘s nicht viel. Keine tiefer gelegten Boliden, keine breiten Reifen. Die Jungs sind mit knielanger Lederhose und barfuß unterwegs. Das Publikum singt mit, so gut es geht; nur Karin Pochert in der ersten Reihe ist absolut textsicher.
Zwei Stunden Party auf der Überholspur und ein großer Dank an Stadtverwaltung und Anwohner für diese Location: Es sei ganz großartig, „wenn‘s des do mocht‘s, wo‘s Leben is“, ruft Leadsänger Stefan Dettl über die Menschenmenge hinauf zu den Fenstern.

Und apropos Menschenmenge: Die tanzt, die wippt, schmeißt sich in die Arme und beim Pogo schon mal einen Arm in die Rippen. „Bei manchen Konzerten schwappt‘s ned über“, ruft Dettl kurz vor dem „angeordneten“ Ende um 22 Uhr – und macht in Markdorf das exakte Gegenteil aus. Die Begeisterung und die Spielfreude ist den Jungs der LaBrassBanda regelrecht ins Gesicht geschrieben. „Und ezad geb‘ mr no a viertel Stund‘ Vollgas!“. Es werde ihnen bestimmt niemand krumm nehmen, wenn sie noch etwas überziehen. Im Gegenteil…
1500 Besucher strotzen vor Energie
So leer der Marktplatz noch um 18 Uhr war, so voll ist er gegen 22.30 Uhr. Rund 1500 Menschen strotzen vor Energie. „Das ist die Energie von den Jungs auf der Bühne“, sagt Karin Pochert nach dem letzten Medley, das noch einmal den ganzen Abend im Schnelldurchlauf durchleben ließ. Und wie war‘s denn nun, ihr 162. oder 163. Konzert? „Ganz toll!“, sagt sie strahlend. Die Stimmung sei nicht immer gleich gut. Aber in Markdorf hätten die Menschen diese Energie aufgenommen und der Band eins zu eins zurückgegeben.

Wäre der Abend nicht schon so weit fortgeschritten, hätte dieses Geben und Aufnehmen, dieses Perpetuum mobile aus Pogo, Techno, Reggae, Funk und Ska vermutlich die ganze Nacht angedauert. Und die Menschen hätten nicht aufgehört, zu tanzen.