Reinhard Baumgärtner ist schon viel und weit gereist. Den 66-Jährigen zieht es aber nicht nur zum Urlaub machen in die Ferne, sondern auch für Expeditionen und Freiwilligendienste. So hat er beispielsweise schon den Kilimandscharo in Tansania bestiegen, in Brasilien den höchsten Wasserfall erklommen und Berggorillas in Ruanda besucht.

Bei seinen Touren legt der Markdorfer Wert darauf, nicht nur Tourist zu sein, sondern die Gegenden mit ihren Besonderheiten, Menschen und Tieren kennenzulernen und sich für den Naturschutz vor Ort einzusetzen. Besonders angetan haben es ihm die Nashörner.

Bereits 2016 war er in der Provinz Limpopo in Südafrika, um sich für den Schutz von Nashörnern einzusetzen. Nun war der Neu-Rentner erneut für sechs Wochen in Südafrika, dieses Mal im Norden der Provinz KwaZulu-Natal, um wieder ehrenamtlich mitzuarbeiten, damit die Tiere nicht den Wilderern zum Opfer fallen. „Jetzt habe ich dafür ja Zeit“, sagt Baumgärtner.

Das Gehege der Nashörner im Nashorn-Waisenhaus. Wenn die Tiere wieder fit sind, werden sie im Reservat wieder frei gelassen.
Das Gehege der Nashörner im Nashorn-Waisenhaus. Wenn die Tiere wieder fit sind, werden sie im Reservat wieder frei gelassen. | Bild: Baumgärtner, Reinhard

Horn der Nashörner ist in asiatischen Ländern sehr beliebt

Bei den Wilderern ist besonders das Horn der Nashörner beliebt, das in die asiatischen Länder verkauft wird. Dort wird das pulverisierte Horn als Potenzmittel verwendet – was laut wissenschaftlichen Studien bestenfalls die psychologische Wirkung eines Placebo-Medikaments besitzt. „Es erfüllt mich total, wenn ich mich für den Schutz der Nashörner einsetzen und persönlich vor Ort mithelfen kann.“

Für Reinhard Baumgärtner ist der Tierschutz sehr wichtig.
Für Reinhard Baumgärtner ist der Tierschutz sehr wichtig. | Bild: Baumgärtner, Reinhard
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20.000 Breitmaulnashörner leben in Afrika

Sein Engagement führt ihn zu der Organisation „Zululand Conversation Trust“, die 2011 gegründet wurde und sich für den Schutz von gefährdeten Tierarten einsetzt. Die derzeit circa 20.000 im südlichen Afrika lebenden Breitmaulnashörner stammen von 130 überlebenden Exemplaren aus dem Jahr 1961 in KwaZulu-Natal ab. Die Organisation arbeitet eng mit dem Manyoni Private Game Reservat zusammen, einem 23.000 Hektar großen Park. Hier übernimmt Baumgärtner die Arbeit eines Tierpflegers, wie er nach seiner Rückkehr beim Gespräch mit dem SÜDKURIER erzählt.

Nachdem es im Manyoni-Wildreservat Mitte des vergangenen Jahrzehnts einige Fälle von Nashorntötungen gegeben hatte, hat sich das Management 2015 für die Entthronung der gesamten Population entschieden. „Da die Hörner der Nashörner nachwachsen, muss die Prozedur mindestens alle zwei Jahre wiederholt werden“, so Baumgärtner. Für Wilderer seien Nashörner ohne Horn uninteressant. Damit lasse sich dann kein Geld verdienen. Seit der Einführung der Enthornung habe es nur noch einen Fall der Wilderei gegeben.

Wilderer geben nicht auf

Doch dass die Wilderer nicht aufgeben, erlebt Reinhard Baumgärtner selbst vor Ort mit. In seiner zweiten Woche werden im benachbarten Reservat Hluhuwe-iMfolozi laut dem zuständigen Tierarzt sechs Nashörner gewildert. Seit dem letzten Hornstutzen vor drei Jahren waren die Hörner anscheinend so weit nachgewachsen, dass die Wilderer das Risiko eingegangen sind. „Das zeigt, wie dringend notwendig die Enthornungen sind“, sagt der Markdorfer. Die Schlacht um die Nashörner tobe in KwaZulu-Natal mit „voller Wucht und offenem Ausgang“.

Und so zählt zu seinen vielfältigen Aufgaben die Hilfe bei der Entfernung der Hörner der Nashörner im Reservat. Er ist dabei, als die Tiere von einem Tierarzt mit Injektionspfeil vom Hubschrauber aus betäubt werden. Am Boden werden dann die Augen des Nashorns abgedeckt und die Ohren verschlossen. Das Nashorn muss in eine bequeme Position gebracht werden. Dann werden die Hörner mit einer Motorsäge abgesagt und so viel Hornsubstanz wie möglich abgeschliffen. Anschließend wird das Gegenmittel injiziert, um das Aufwachen einzuleiten. „Es war schon sehr spannend, alles so hautnah mitzuerleben und auch den Tieren so nah zu kommen“, sagt Baumgärtner.

Im Nashorn-Waisenhaus ist Reinhard Baumgärtner unter anderem für die Fütterung der Tiere zuständig.
Im Nashorn-Waisenhaus ist Reinhard Baumgärtner unter anderem für die Fütterung der Tiere zuständig. | Bild: Baumgärtner, Reinhard

Arbeit in der Aufzucht für verwaiste Nashörner

Außerdem arbeitet er in der Aufzucht für verwaiste Nashörner. Das bedeutet: Gehege reinigen, Futter zubereiten, füttern, beobachten und dokumentieren des Verhaltens. Hier leben sieben kleinere und fünf größere Nashörner, die in Reservaten KwaZulu-Natals aufgefunden worden sind und nun wieder aufs Auswildern vorbereitet werden. Berührungsängste hat Reinhard Baumgärtner keine. „Nashörner machen wir weniger aus, als ein Hund, der mich aggressiv anbellt.“

Außerdem dokumentiert er die Daten der Hornentfernung und hilft, Tiere zu finden. In dem Reservat leben nicht nur Nashörner, sondern auch andere bedrohte Tierarten wie Schuppentiere und Geparden. Er unterstützt ein Hundetraining, hilft bei Pirschfahrten für Schulkinder der umliegenden Dörfer und unternimmt eine Bestandsaufnahme der Vegetation und Charakterisierung des Bodens zur Untersuchung, auf welchem Weg die Verbuschung reduziert werden kann.

In dem Reservat leben nicht nur Nashörner, sondern auch andere bedrohte Tierarten wie Schuppentiere und Geparden.
In dem Reservat leben nicht nur Nashörner, sondern auch andere bedrohte Tierarten wie Schuppentiere und Geparden. | Bild: Baumgärtner, Reinhard
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Das nächste Ziel ist Costa Rica

Nachdem Reinhard Baumgärtner wieder zurück in Markdorf ist, steht nun erstmal ein gemeinsamer Urlaub mit Ehefrau Renate auf Korsika an. Doch der 66-Jährige plant schon die nächste Reise, bei der er sich ehrenamtlich engagieren möchte. Es soll zu den Lederschildkröten nach Costa Rica gehen. Aber auch den Nashörnern will er einen weiteren Besuch abstatten. „Das mache ich auf jeden Fall wieder“, lautet sein Fazit.