Vier Monate lang stand die Ruine der abgebrannten Scheune im Lilienweg noch als stummes Mahnmal gegenüber dem Wohnhaus der Familien Oßwald und Heigle, nun wird sie innerhalb von ein paar Tagen abgerissen und abgeräumt: Seit Anfang vergangener Woche ist ein Trupp der Salemer Firma Herter damit beschäftigt, die Brandstelle vom Schutt zu befreien. Ein riesiger Container steht auf dem Vorplatz vor dem Haus und füllt sich mit Schrott und Schutt, der aus dem Greifer des Baggers fällt.


Der schwere Diesel des Baggers dröhnt. Man hört Holz splittern und das Kreischen der Eisenteile, die der Greifer unter dem Schutt hervorzieht. Der Ausleger des Baggers schwingt empor, hoch über der Ruine hängt ein verkohlter Traktor am Greifer. Zwei Minuten später steht er auf dem Hof, neben einem weiteren ausgebrannten Traktor und einer landwirtschaftlichen Maschine, die ein großer Balkenmäher gewesen sein könnte. So genau sieht man das nicht mehr. Die gewaltige Hitze, die in der Brandnacht Ende Mai über Stunden hinweg von den Flammen ausstrahlte, ließ alles, was in der Scheune und den darunterliegenden Garagen war, zu unförmigen Klumpen schmelzen, die inzwischen von einer braunen Rostschicht überzogen sind.

Von den Überresten in der Ruine ist nichts mehr zu gebrauchen
„Acht Tonnen Schrott haben wir schon am ersten Tag weggebracht“, sagt Vorarbeiter Erwin Obermüller, während seine Kollegen kleinere Teile aus den Brandresten ziehen und dem Baggerfahrer die nächsten Stellen zeigen, an denen er mit seinem Greifer wieder ansetzen kann. Wie viele Tonnen Brandschutt es am Ende sein werden, lässt sich schwer sagen. In den vergangenen Tagen hat es viel geregnet, Asche und Holz haben sich mit Wasser vollgesogen, das Material ist schwerer geworden. „Alles Brandmüll und Brandholz“, sagt Obermüller, während er seine Brille trocknet: „Nichts Ganzes mehr, da ist nichts mehr zu gebrauchen.“

Obermüller und seine Kollegen fühlen mit der Familie Oßwald mit. „Ein Mordsschaden“, sagt der Vorarbeiter und blickt zu den verkohlten Traktoren und Geräten, die sich auf dem Hof sammeln. Vier lange Monate mussten die Oßwalds warten, bis es nun endlich an der Brandstelle weitergehen konnte. Monate, in denen sie ihre komplette Ernte an Kirschen und Äpfeln verloren haben, weil all ihre Gerätschaften ein Raub der Flammen geworden waren.

„Wir durften noch nicht einmal anfangen, selbst aufzuräumen“, berichtet Tochter Aline Widmann. Das Landratsamt hatte das Betreten der Brandstelle untersagt, aus Sicherheits- und Brandschutzgründen. Der Schutt wurde als Sondermüll eingestuft, Sachverständige und Gutachter mussten herangezogen werden, ehe die Firma Herter den Auftrag zum Abbruch bekommen konnte. Bis alles begutachtet, dokumentiert und klassifiziert war, zogen die Wochen ins Land.
Viel Bürokratie für die Brandschutt-Entsorgung
Die Entsorgung an sich sei nichts Ungewöhnliches, dass es bei Brandfällen inzwischen mehrere Wochen oder auch Monate dauere, leider auch nicht mehr, sagt Petra Herter, die gemeinsam mit ihrer Schwester Sonja den Salemer Familienbetrieb führt. „Wir machen wirklich viele Abbrüche, aber die Brandfälle werden vom Landratsamt inzwischen anders eingestuft als früher“, sagt sie. Das bedeute auch für die Entsorgungsbetriebe mittlerweile eine große Herausforderung. „Es ist deutlich mehr bürokratischer Aufwand als früher, für das Bürokratische brauchen wir inzwischen fast mehr Zeit als für das Abräumen einer Brandstelle“, sagt Herter. Andererseits seien die Vorgaben natürlich wichtig, vor allem, wenn es um den Brandschutz gehe.


Derweil steht Aline Widmann auf dem Hof und blickt auf die Überreste der Scheune. Die Hoffnung, dass sie die Wände der Garage eventuell für einen Wiederaufbau der Scheune nutzen könnten, hat sich zerschlagen. „Nichts zu machen“, sagt Obermüller, „die Wände haben Risse, die müssen weg“. Vielleicht eine Stahlhalle stattdessen oder etwas anderes in der Art, sagt Widmann. Man wird sehen. Inzwischen ist das Geld von der Spendenaktion des Mehrgenerationenhauses auf dem Konto ihres Vaters eingegangen. 45.215 Euro sind am Ende zusammengekommen. „Eine wirklich fantastische Summe, über die wir uns sehr freuen“, sagt Widmann: „Allen Spendern und dem MGH-Team danken wir von Herzen.“ Ein Lichtstrahl für die Oßwalds in diesem schweren Jahr.