Er habe es beobachten können, berichtet Andreas Geiger, Rektor der Jakob-Gretser-Grundschule. Zwei der rund 30 Kinder aus der Notbetreuung hatten sich am ersten Tag nach den Weihnachtsferien für die Konferenz-Schaltung der Lernplattform Moodle im Internet angemeldet.

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„Die Tonübertragung war aber alles andere als gut“, erklärt der Schulleiter. Es seien störende Nebengeräusche aufgetreten, die das Gespräch zu einer recht beschwerlichen Angelegenheit gemacht hätten. Ganz anders der Bereich der virtuellen Lernplattform, auf der die Aufgaben für die Schüler abgelegt sind. „Da klappt alles wunderbar“, so Geiger. Seine Lehrerkollegen stellen ihre Arbeitsaufträge ein – und die Schüler holen sie ab, nachdem sie sich mit ihrem Passwort eingeloggt haben.

Grundschul-Rektor Andreas Geiger rät zur Gelassenheit im Lockdown.
Grundschul-Rektor Andreas Geiger rät zur Gelassenheit im Lockdown. | Bild: Jörg Büsche

Schüler-Lehrer-Kontakt ist wichtig

Im Übrigen arbeite die Grundschule anders als die weiterführenden Schulen. „Wir brauchen keine langen Konferenzschaltungen“, erläutert der Grundschulrektor. Gilt es die Grundlagen des Dividierens zu erklären, dreht der Lehrer ein Video und stellt es ein. Trotzdem wichtig sei der regelmäßige Kontakt.

Eltern machen sich Sorgen

Nicht nur für die Kinder, sondern durchaus auch für die Eltern. Denn die machten sich schon ihre Sorgen. Zu den Gedanken um Gesundheit und die Arbeit kämen vielfach noch die, ob die Kinder genügend lernen können, wenn sie daheim sind. An seinen Kollegen jedenfalls solle es nicht liegen. „Die sind fleißig wie die Brunnenputzer“, sagt Andreas Geiger. Nicht nur, dass sie emsig Material erstellten. Sie sorgten auch dafür, dass der Lernstoff jedes Kind erreicht – per Selbst-Abholung, per Post oder per Bringdienst. „Da haben wir im Frühjahrs-Lockdown viel gelernt“, erklärt Geiger.

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Wichtig ist ihm, dass es an der Schule weiterhin so gelassen zugeht wie bisher. Ebenso wichtig wäre ihm aber auch, dass das Kollegium vorausschauender planen könnte. Gehe das nur von Woche zu Woche – wie im Moment –, sei das doch mit erheblichem Mehraufwand verbunden: für die Stundengestaltung bis hin zum Mensaessen. Und was der Schulleiter noch hofft, dass, wenn der Präsenzunterricht wieder beginnt, hinreichend FFP2-Masken vorhanden sind. Was derzeit noch nicht der Fall sei.

Auch an den Schulen des Bildungszentrums in Markdorf hat es bei der Wiederaufnahme des Online-Unterrichts gehapert, nachdem die ...
Auch an den Schulen des Bildungszentrums in Markdorf hat es bei der Wiederaufnahme des Online-Unterrichts gehapert, nachdem die Bildungsplattform Moodle am Montagvormittag zeitweise zusammengebrochen war. | Bild: Jörg Büsche

Lern-, statt Kontroll-Instrument

Wegen des schwierigen Lernplattform-Zugangs hätten auch am Bildungszentrum (BZM) zahlreiche Eltern angerufen. Das berichten Diana Amann und Veronika Elflein, die Leiterinnen des Gymnasiums und des Schulverbunds. Auf die Frage der Vorhersehbarkeit lässt sich Diana Amann erst gar nicht ein. „Wir haben es jedenfalls nicht für ratsam gehalten, alle Schüler Punkt acht vor die Bildschirme zu zwingen.“ Die Schule wolle schließlich nicht testen, ob auch alle Kinder und Jugendlichen da seien. Man habe aus den Erfahrungen des Frühjahrs-Lockdowns mit seinem ersten Distanz-Unterricht gelernt. „Wer abtauchen will“, erläutert die Direktorin, „der findet auch während der laufenden Online-Konferenz Mittel und Wege.“ Die nicht inhaltlich gebotene Rhythmisierung des Lern-Tags der Schüler hält Diana Amann für eine „Schein-Struktur“.

Gymnasialdirektorin Diana Amann (links) und Realschulrektorin Veronika Elflein berichten unterdessen von inzwischen hinreichenden ...
Gymnasialdirektorin Diana Amann (links) und Realschulrektorin Veronika Elflein berichten unterdessen von inzwischen hinreichenden Server-Leistungen für den Fern-Unterricht. | Bild: Jörg Büsche

Das BZM-Gymnasium stellte seine Arbeitsaufträge bereits am Sonntagabend ins Netz. Darum wussten die Schüler, was zu tun war. Und nicht nur das: ebenfalls auf dem für jeden Schüler per Code zu erreichenden Zugang der Lernplattform fand sich ein Wochenplan mit der Fächerübersicht für jeden Tag. Sodass der Unterricht daheim beinahe wie in der Schule ablaufen kann. „Am Ende entscheidet dann aber jeder selbst, wie er sich seinen Arbeitstag organisiert“, erklärt Diana Amann.

Schüler entwickeln sich zu Fernunterricht-Fans

„Die älteren Schüler sind den Fernunterricht inzwischen ja gewohnt“, berichtet die Direktorin. Und vielen mache es inzwischen sogar Spaß, höre sie von Schülern. Sie spüre es auch, wenn sie in ihrer Rolle als Ethik-Lehrerin mit den Schülern online arbeite. Jüngstes Beispiel: eine Online-Video-Konferenz zum Thema Impfen.

Die Schule ist ausgestorben, der Unterricht findet zuhause statt: Leere Gänge im Bildungszentrum.
Die Schule ist ausgestorben, der Unterricht findet zuhause statt: Leere Gänge im Bildungszentrum. | Bild: Jörg Büsche

Die Schulleiterin räumt indes ein, dass es insbesondere in den niedrigeren Klassen nach hapere mit der Organisiertheit. Auch das bekomme sie von den Eltern gespiegelt – ebenso wie von den Kolleginnen. „Es fehlt in diesem Alter oftmals einfach noch an der nötigen Reife.“ Was das Fernlernen dann für die Eltern zum Problem werden lasse. „Die müssen sich kümmern, dass das Mathebuch aufgeschlagen daliegt und das Geo-Dreieck bei der Hand ist“, ergänzt Roger Brand, stellvertretender Schulleiter des BZM-Gymnasiums.

Die Leistungen werden benotet

Anders als im Frühjahrs-Lockdown werden die Distanz-Unterrichts-Leistungen nun benotet. „Das hilft jenen Schülern, bei denen es an innerer Motivation fehlt“, so Amman. Statt um Kontrolle gehe es um Dialog bei den Online-Video-Konferenzen. „Wir wollen den Lernfortschritt ermessen“, erklärt die Schulleiterin. Wann und wie das geschieht, das bestimmten die Lehrer selbst. Verbindlich aber sei eine Video-Konferenz in der Woche für jedes Hauptfach und für die Nebenfächer alle zwei Wochen eine Klassen-Zusammenkunft vor dem heimischen Monitor. „Im Durchschnitt hat jeder Schüler an jedem Tag mindestens eine Video-Konferenz“, erklärt Roger Brand.

Leere Flure im Markdorfer Bildungszentrum: Mit dem Wechselunterricht wird es sich hier wieder beleben.
Leere Flure im Markdorfer Bildungszentrum: Mit dem Wechselunterricht wird es sich hier wieder beleben. | Bild: Jörg Büsche

„Eines aber ist ganz falsch“, unterstreicht Gymnasial-Direktorin Amann. „Viele glauben ja, wir Lehrer hätten im Fernlern-Unterricht weniger Arbeit.“ Das Gegenteil sei richtig. Die Arbeitsaufträge wollen erarbeitet sein. Und die Ergebnisse wollen kontrolliert sein. Und eben da liege die Tücke. „Die meisten Kollegen haben bisher immer alles korrigiert“, berichtet Vize-Schulleiter Brand, mit dem Ergebnis, dass sie in einer Flut von Schüler-Antworten erstickten. „Stichproben reichen aus meiner Sicht vollkommen“, erklärt Brand.

BZM-Geschichtslehrer Roger Brand verwendet Video-Sequenzen für seinen Unterricht.
BZM-Geschichtslehrer Roger Brand verwendet Video-Sequenzen für seinen Unterricht. | Bild: Jörg Büsche

Als Geschichtslehrer sieht er auch die Chancen, die ihm der Distanzunterricht bietet. So binde er öfters Video-Sequenzen ein, die eine historische Situation anschaulich beleuchten. Wie eingehend im Unterricht diskutiert werden kann, das hänge vom Alter der Schüler ab, grundsätzlich müssten aber kaum Abstriche gemacht werden.