Die Wohnungstür ist noch gar nicht richtig auf – schon bricht im Halbdunkel furchteinflößendes Spektakel los. Von rechts brüllt ein mehr als zwei Meter großer Werwolf. Links an der Ecke lauert der Sensenmann, fordert zu einem Spielchen auf und streckt den knöchernen rechten Arm aus, um nach seinem nächsten Opfer zu greifen.
Mittendrin steht Anja Steinbichler, kostümiert mit desolatem Frack und Zylinder, bleich geschminkt, mit aufgerissenen Augen. Geisterbahn hat sie dieses Mal als Motto ausgewählt.

So oder ähnlich mag es Anja Steinbichler, verheiratete zweifache Mutter und dreifache Oma, zu Halloween am liebsten. Die Initialzündung, Halloween mit allem Drum und Dran daheim im kleinen Kreis zu feiern, fällt vor fast 20 Jahren. „Damals bin ich mit meinem Mann Achim und den Töchtern in den Europapark. Jennifer und Tamara haben im Oktober und im November Geburtstag. Ja, die Gruselshow hat mich schon sehr beeindruckt und fasziniert“, erzählt sie.
Doch es dauert noch einige Jährchen, ehe Anja Steinbichler Halloween in der Wohnung voll ausleben kann. „Als die Töchter aus dem Haus waren, habe ich das Kinderzimmer zu einem Lager für Dekoartikel umfunktioniert.“ Zwei Figuren – ein skelettiertes Brautpaar – bilden den Auftakt für ihre Sammelleidenschaft.

Hat Anja Steinbichler in irgendeiner Form beruflich mit Halloween zu tun? „Neee“, sagt sie lachend und klopft sich auf die Schenkel, „ich arbeite beim Malteser Hilfsdienst im Menüservice.“ Manche nennen solche Dienstleistungen auch einfach Essen auf Rädern. Das Dekorieren bereite ihr Riesenspaß, sei es in der Fasnet, zu Halloween oder zu Weihnachten. „Aber das Highlight ist immer Halloween. Da sind die Gestaltungsmöglichkeiten unbegrenzt. Und ich mag halt gruselige Sachen – Angst hab‘ ich vor gar nichts.“

Und was kostet der Gruselspaß?
Jedes Jahr aufs Neue werden Dekorationsartikel und Figuren hinzugekauft oder teils selbst gebastelt. Anja Steinbichler stöbert regelmäßig im Internet. Bei einem Fachhandel in München bestelle sie die meisten Waren. „Das ist schon ein kostspieliges Hobby, inzwischen habe ich bestimmt einen mittleren vierstelligen Betrag investiert“, erzählt sie.

Wenn der Ehemann einen Werwolf schenkt
Ganz stolz ist Anja Steinbichler auf den mehr als zwei Meter großen, brüllenden Werwolf mit leuchtenden grünen Augen. „Den habe ich von meinem Mann Achim bekommen, weil er weiß, wie sehr ich mein Hobby mag.“ Um die 430 Euro habe der Gatte sich diesen Spaß kosten lassen. Der Werwolf ist nun eine von „mindestens 50 Figuren, weit mehr als 100 Spinnen und keine Ahnung wie viele Totenköpfe und Kleinkruscht“.
Klar wird auch dieses Mal wieder Halloween gefeiert, in kleiner Runde mit drei bis vier Freunden. Mehr Gäste hätten auch Schwierigkeiten, sich in der Geisterbahn auf einem neutralen Plätzchen in Sicherheit zu bringen. Und dann schwingt da noch die Sorge mit, dass versehentlich eine der teuren durch Bewegungssensoren aktivierbaren Figuren beschädigt werden könnten. Halloween hin, Geisterbahn her – Anja Steinbichler geht pfleglich mit ihren „Krachmachern“ um, wie sie ihre gruseligen Gesellen gerne nennt.