Nein, das sei kein Kinderbuch, erklärt Buchhändlerin Nicola Benz ihrer Kundin. Die hatte sich vom bunten Umschlag des Gartenratgebers im Schaufenster täuschen lassen. Die Gelegenheit zur Nachfrage bestand allerdings nur ausnahmsweise, weil die Buchhandlung Ravensbuch an diesem Tag einen Abholservice eingerichtet hatte. Direkt an der Ladentür stand ein Tisch – als den Durchgang verwehrende Barriere. Hier konnten Kundern abholen und bezahlen, was sie tags zuvor im Online-Shop des Geschäfts bestellt hatten. Hinter Plexiglas und mit Mundschutz bedienten sie die Buchhändlerinnen.
Das sei keine Generalprobe für den kommenden Montag, erklärte Kristina Deike, die Leiterin der Markdorfer Ravensbuch-Filiale. Ab dem 20. April dürfen bundesweit wieder alle Buchläden öffnen – so wie Auto- und Fahrradgeschäfte und überhaupt alle Läden mit einer Verkaufsfläche bis zu 800 Quadratmeter. „Diesen Abholservice durften wir schon länger anbieten“, erläuterte die Buchhändlerin. Ähnliche Angebote gebe es ja auch in anderen Markdorfer Geschäften, wo ebenfalls telefonisch oder per E-Mail Bestelltes ausgegeben wird, seitdem die Einschränkungen greifen. Ab nächster Woche sei die Situation aber anders. „Ab Montag aber dürfen unsere Kunden endlich wieder in den Laden“, freut sich Kristina Deike.
Kürzere Öffnungszeiten, Abstandsmarkierungen, Plexiglas
Ihr sei klar, dass es dann immer noch nicht so wie vor der Corona-Krise sei. Nicht nur, weil sich die äußeren Rahmenbedingungen verändert haben. „Wir arbeiten mit kürzeren Öffnungszeiten“, beginnt die Buchhändlerin ihre Aufzählung, „wir bringen Abstandsmarkierungen an, auch eine Plexiglasscheibe an der Kasse, wir setzen Masken auf und vor allem achten wir streng auf Einhaltung der Hygienevorschriften.“ Beratungsgespräche fänden weiterhin statt, sie sollten indes kurz sein.
„Natürlich werden wir auf Abstand achten – mindestens 1,50 Meter“
„Ohne Beratung geht es nicht“, erklärt Joachim Heilmaier vom Schuhhaus Heilmaier in der Ravensburger Straße. Seine Kunden, weit überwiegend handelt es sich um Stammkunden, legten großen Wert darauf. „Natürlich werden wir auf Abstand achten – mindestens 1,50 Meter“, fährt Heilmaier fort. Masken und Desinfektionsmittel seinen bereits bestellt. Doch auch wenn er seine Ladentür am kommenden Montag wieder aufschließen kann, hätten ihm Corona-Maßnahmen eine deutliche Umsatzeinbuße beschert. „Da geht es uns nicht anders als den meisten Geschäftsleuten hier in der Stadt.“ Was die Auswirkungen für Heilmaier jedoch noch ein bisschen schlimmer macht: „Wir stecken mitten in der Hochsaison.“ Der Frühjahrsverkauf sei zum großen Teil schon ins Wasser gefallen. Negativ auswirken werde sich auch, dass das Markdorfer Dixiefest in diesem Jahr ausfällt. Das habe stets viele Kunden gebracht. Und dennoch bedeute der kommende Montag einen ersten Lichtblick.
Einkaufszentrum oder Passage?
So sehen es viele Markdorfer Einzelhändler, erklärt Lucie Fieber, Geschäftsführerin Markdorf Marketing. Was als Ergebnis der Bund-Länder-Beratung vom Mittwoch bekannt wurde, habe viele hoffen lassen, wieder neuen Mut fassen lassen, so Fieber. Auch sie sei zuversichtlich für die Markdorfer Geschäftswelt. Richtig erleichtert sein werde sie aber erst am Freitagabend. Denn dann rechne sie mit den Detailregelungen für die Öffnungsregeln. Die Frage lautet: Zählt das das Proma mit seinen 4500 Quadratmetern Verkaufsfläche in die Kategorie Einkaufszentrum – oder wird es doch als Passage betrachtet mit vielen Einzelläden, die wieder öffnen dürfen?