Für ehrenamtlich Engagierte ist es eine Selbstverständlichkeit, sich in ihrer Freizeit in Vereinen, sozialen Einrichtungen und Hilfsorganisationen einzubringen. Sie helfen, wenn es nötig ist. Und sie machen das mit Freude. Die drei Markdorferinnen Brigitte Waldenmaier, Stephanie Sandkühler und Nicola Benz übernehmen gern Aufgaben und setzen sich für das Gemeinwohl ein.

Brigitte Waldenmaier ist die gute Seele der Stadtkapelle

Sie ist immer dabei: „Meine Kinder haben mich zur Blasmusik gebracht“, sagt Brigitte Waldenmaier. Seit 14 Jahren ist sie Vorsitzende der Markdorfer Stadtkapelle. Seit 14 Jahren besucht sie jede Probe des Blasorchesters. Seitdem ist sie die gute Seele des Vereins – jemand, die sich wirklich um alles kümmert. Um die Organisation von Konzerten ebenso wie darum, dass die Mülltonne am Vorabend des Abfuhrtermins vom Probenlokal hoch zur Straße gefahren wird. Es sei ein Schnupperkurs für Grundschüler gewesen, an dem ihr – heute längst erwachsener – Sohn teilgenommen habe. Als die Eltern der Grundschüler dann nach einigen Wochen zum ersten öffentlichen Auftritt eingeladen wurden, „war ich völlig überrascht, wie toll die nach so kurzer Zeit schon spielen konnten“, erinnert sich Waldenmaier.

Für sie, die selbst nur ein wenig Blockflötenunterricht in der Grundschulzeit genossen hat, war fortan klar: „Ein Instrument spielen zu lernen, ist für Kinder, überhaupt für junge Menschen eine sehr wertvolle Sache.“ Das hat sie bei ihrem Sohn beobachten können, aber auch bei ihren beiden Töchtern. Für alle drei sei das Musizieren ein wichtiger Ausgleich gewesen. Noch wichtiger aber war die Erfahrung, im Ensemble, im Jugendorchester, in der Stadtkapelle gemeinsam mit anderen zu spielen.

Für Brigitte Waldenmaier ist es selbstverständlich, ehrenamtlich tätig zu sein.
Für Brigitte Waldenmaier ist es selbstverständlich, ehrenamtlich tätig zu sein. | Bild: Jörg Büsche

Brigitte Waldenmaier betrachtete es als ganz selbstverständlich, die Elternabende der Stadtkapelle zu besuchen. Ebenso selbstverständlich sei es gewesen, sich als Helferin für die Feste zu melden. So gar nicht selbstverständlich war es jedoch für Brigitte Waldenmaier als Vorsitzende des Vereins zu kandidieren. Das hatte Jens Neumann, der damalige Vize, an sie herangetragen. Viele Argumente habe sie genannt, die alle dagegen sprachen, das Amt zu übernehmen. „Jens Neumann hat sie alle ausgeräumt. Irgendwann habe sie doch noch zugestimmt – „wohl im Moment eines biorhythmischen Hochs“, scherzt die 63-Jährige.

Die Jugendarbeit des Vereins und „dass die Stadtkapelle das musikalische Aushängeschild Markdorfs ist“, zählt für Brigitte Waldenmaier. Allein dafür lohnt sich ihr Engagement. Hinzu kommt noch der Musikgenuss. Heute ist sie begeisterter Blasmusik-Fan und genießt jedes Konzert und die Fortschritte bei der Probenarbeit.

Blick von der Hauptstraße aufs Markdorfer Untertor.
Blick von der Hauptstraße aufs Markdorfer Untertor. | Bild: Jörg Büsche

Stephanie Sandkühler möchte das Ankommen unterstützen

Sie will das Ankommen unterstützen: Bei Stephanie Sandkühler war es der Beruf, durch den sie sich gefordert sah. Gefordert, mehr zu tun für die Menschen, die seit August 2015 aus Syrien, aus dem Irak und aus Afghanistan nach Deutschland kamen. Stephanie Sandkühler ist Hebamme. Mit den in Markdorf ankommenden Geflüchteten kam sie schon deshalb Berührung, da sie im Mehrgenerationenhaus (MGH) als Familienhebamme arbeitet.

„Beim Gespräch mit den schwangeren Frauen aus Syrien, aus Afghanistan habe ich dann schnell Einblick gewonnen in deren Situation“, erinnert sich Stephanie Sandkühler. Mit Händen und Füßen geschah die Verständigung. Und dennoch sei rasch deutlich geworden, woran es in den Migrantenfamilien fehlte. Damals, in der von der damaligen Kanzlerin ausgerufenen „Wir-schaffen-das!-Phase“ habe es kaum staatliche Strukturen gegeben. Wenig war so klar geregelt wie heute, erklärt Stephanie Sandkühler. „Wir mussten sehr viel improvisieren.“ „Wir“, das waren die zahlreichen Freiwilligen aus der Stadtgesellschaft, die einfach nur helfen wollten. Das waren die beiden großen Kirchen, das im MGH vertretene Kreis-Jugendamt – in Person von Waltraud Zeller-Fleck, Mitarbeiter der Stadtverwaltung und vor allem der alsbald gegründete Freundeskreis Flucht und Asyl (FFA), in dem sich Stephanie Sandkühler engagierte.

Stephanie Sandkühler setzt sich für Flüchtlinge ein.
Stephanie Sandkühler setzt sich für Flüchtlinge ein. | Bild: Jörg Büsche

Möbel, Kleidung, Sprachkurse – sehr vieles galt es zu organisieren. Teils kümmerten sich sogenannte Paten darum, dass ihre Schützlinge aus Syrien, aus Pakistan den Weg zu bundesdeutschen Amtsstuben fanden – ohne vom ganz normalen Bürokratie-Wust völlig überfordert zu werden. „Ganz wichtiger Koordinator dabei war Reinhard Nedela“, sagt Sandkühler. Doch nicht nur Nedela habe sich ums Vermitteln von Wohnungen, Praktika und Arbeitsstellen.

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Die 62-jährige Hebamme macht keinen Hehl daraus, dass manche freiwillige Helferin, mancher um Hilfe Bemühte sich irgendwann überfordert fühlte. „Es ist wichtig, Grenzen zu ziehen – und noch wichtiger ist es, so zu helfen, dass die Leute sich möglichst bald selber helfen können.“ Unterstützt werden sie dabei nach wie vor von Stephanie Sandkühler, vom Freundeskreis Flucht und Asyl und von den Ansprechpartnern in den Kommunalverwaltungen.

Nicola Benz macht die freiwillige Arbeit Spaß

Sie sei Markdorferin durch und durch. Nicola Benz ist in Markdorf gewachsen. Den Menschen fühle sie sich verbunden, sagt die 59-Jährige. Nicola Benz gehört nicht zu denen, die Reißaus nehmen, wenn Arbeit verteilt wird. In der Historischen Narrenzunft übernimmt sie Aufgaben, „weil‘s einfach gemacht werden muss“. Das eine oder andere bürdet sie sich auch in der St.-Nikolaus-Pfarrei auf, „weil das für den Zusammenhalt in der Gemeinde guttut“.

Nicola Benz fühlt sich den Menschen verbunden.
Nicola Benz fühlt sich den Menschen verbunden. | Bild: Jörg Büsche

Neben dem reinen Spaß an der Narretei sei es auch die Tradition, die Bewahrung des besonderen Kulturguts Fasnet, was Nicola Benz am Herzen liegt. Und als Präsidiumsmitglied der Historischen Narrenzunft kann sie sich wirksam einbringen. Nicht jeder Einsatz bringt anhaltende Freude. „Nach acht Stunden Bierzapfen frage auch ich mich schon, warum ich das mache.“ Doch wenn sie in die Schulen geht, Kindern die Masken zeigt, die Hintergründe der Fasnet erläutert, dann sei sie sich sicher, einen Beitrag zur Traditionspflege zu leisten.

„Würde es mir keinen Spaß machen, würde ich‘s nicht machen“, sagt sie über ihre freiwillig geleistete Arbeit. Wichtig ist ihr auch die Begegnung. Das Miteinander in der Zunft, in der Kirchengemeinde oder im Musikverein. Sie genießt das Bewusstsein, gemeinsam mit anderen an einem Strang zu ziehen. Das, was in Markdorf den besonderen Kern der Fasnet ausmache – das: „leben und leben lassen, andere annehmen, auch wenn sie anders sind“, das lasse sich auch in den Alltag hinüberretten, wenn man wolle. Und Nicola Benz will.

Markdorf in Zahlen, Daten, Fakten

  • Einwohner: 14318
  • Einwohner pro km²: 350
  • Durchschnittsalter: 44,2
  • Miete pro qm in Euro: 8,5
  • Wohnung Kaufpreis pro qm in Euro: 3917,74
  • Haus Kaufpreis pro qm in Euro: 4343,87
  • Auspendler: 5588
  • Einpendler: 4635
  • Bildung: Grundschulen (2), Realschule (1), Gymnasium (1), Sonderschule (1)
  • Bautätigkeiten: In Markdorf werden derzeit von der Stadt keine Bauplätze angeboten.
Bild 5: So machen wir Markdorf besser
Bild: sommerserie markdorf Online
  • Fernverkehr: nein
  • Regionalbahn: ja
  • Schwimmbäder: nein
  • Hausärzte 8
  • Pflegeheime/Seniorenzentren: ja
  • Kitaplätze: 630 Plätze Ü3 / 112 Plätze U3 / flexible Betreuungszeiten – Betreuungsquote Ü3 100 Prozent, U3 ca. 50 Prozent