Ein Kuss, ein wahrlich inniges Miteinander ist da zu sehen. Und etwas tiefer deutet ein Herz an, was hier das Thema ist: die Liebe. Und das komme keineswegs von ungefähr, erklärt Bernhard Brutsch. Den Helm hat er noch auf. Und seine Hand stützt sich lässig auf die Säge, mit der er das Liebespaar und das symbolisierte Herz aus dem Holz geschnitten hat. Genauer: aus zwei der beim Möggenweiler Wasserhochbehälter emporragenden längeren Stümpfe eines gefällten Mammutbaums.

Ein besonderer Ort für viele Markdorfer
Die Idee, den Baumriesen nicht knapp über dem Boden abzusägen, habe von Anfang an festgestanden, erklärt Brutsch. „Für viele Markdorfer ist das hier ein ganz besonderer Ort.“ Nicht nur für Bernhard Brutsch, der in der Nachbarschaft aufgewachsen ist. „Nach der Schule und nach den Hausaufgaben ging es eigentlich immer hierher auf die Wiese.“

Dorthin hat auch der Markdorfer Männerchor zu seinen legendären Sommerfesten eingeladen. Und das Areal um den zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts errichteten Wasserhochbehälter und um das ganz im Stil der damaligen Zeit gehaltene Arrangement aus Kunstfelssteinen und Schilfgräsern war und ist auch heute noch gern besuchter Treffpunkt frisch Verliebter.
Die Mammutbäume beim Hochbehälter leiden
Schöne Erinnerung hin, Naturdenkmäler her. Der Mammutbaum, aus dessen Stümpfen nun ein Herz und ein Liebespaar wachsen, musste vor zwei Jahren gefällt werden. „Da haben sich erhebliche Trockenschäden gezeigt“, erklärt Stadtförster Jörn Burger. Wie auch bei zwei weiteren ebenfalls zu Beginn des 20. Jahrhunderts dort gepflanzten Mammutbäumen, galt es, der Sicherungspflicht nachzukommen. Und dies um so mehr, als die Wiese beim Hochbehälter aus der Gründerzeit ein beliebtes Ausflugsziel ist. Darüber hinaus wird sie häufig auch von den Kindern des Markdorfer Waldkindergartens genutzt. Stadtförster Jörn Burger ist zum Wasserhochbehälter gekommen, um sich das Kunstwerk seines Mitarbeiters zu betrachten.
„Unglaublich, wirklich ganz erstaunlich“, findet der Forstmann. Mit der Kettensäge umzugehen, das sei das eine, das zu erlernende Handwerk. Mit der Kettensäge aber auch ein Kunstwerk zu gestalten, die eigene Kreativität in das Handwerk fließen zu lassen, das, so Burger, sei etwas ganz anderes. „Ich könnte das nicht.“
Kettensägenschnitzen beim Weltmeister gelernt
Bernhard Brutsch hat sich seine Fertigkeiten im Umgang mit den kleineren für das Kettensägenschnitzen geeigneten Sägen übrigens beim Besuch von Kettensägenkunstkursen angeeignet. Angeboten hatten die ein Welt- und ein Europameister. „Leider komme ich viel zu selten dazu“, bedauert Brutsch: „Es gibt einfach zu viel im Wald zu tun.“ Dort aber dann mit den großen Motorsägen.
Nachzutragen bliebe noch, dass der vierte Mammutbaum beim Wasserhochbehälter, dessen Überleben vor zwei Jahren noch fraglich war, immer noch an seiner Stelle steht.