Markdorf Es sieht recht elegant aus, wenn die Mitglieder der Fahnenschwinger-Gruppe der Historischen Narrenzunft Markdorf ihre bunten Fahnen durch die Luft schleudern. Fließende Bewegungen vor, neben und über dem Körper, nahtlos ineinander übergehend, scheinen die Schwerkraft aufzuheben. Denn es ist richtiger Sport, den die etwa zehn Mitglieder der Untergruppe der Markdorfer Zunft ausüben. Die vier Interessierten, die die Gelegenheit zum Reinschnuppern am Dienstag, 11. März, wahrgenommen haben, erfahren das gleich zu Beginn.
„Wir starten mit Aufwärmübungen“, leitete Tobias Riegger den Abend ein. „Es ist nicht gefährlich, was wir machen, auch wenn wir mit handfesten Stangen wirbeln, aber es sind am Anfang ungewohnte Belastungen“, erklärt er. Riegger leitet die Gruppe. Er ist seit vielen Jahren dabei und hat Erfahrung. Das Fahnenschwingen sei im Mittelalter eine übliche Geste gewesen, um Gäste in einer Stadt willkommen zu heißen. Die Ursprünge liegen im militärischen und im religiösen Bereich. Das Verleihen einer Fahne hatte große Bedeutung. Die oft prachtvollen historischen Gewänder und Uniformen sind gerne gesehen bei Festen oder Brauchtumsveranstaltungen, oft in Verbindung mit Musikvereinen. Überregional werden sogar Wettkämpfe im „Fahnenschwenken“ ausgetragen, es gibt Rekorde im Hochwerfen von bis zu 15 Metern, je nach Fahnengröße.
Das Aufwärmen übernimmt Christian Altstädter, der die Anwesenden Kopf und Arme kreisen lässt, denn dort finden die Bewegungen beim Fahnenschwingen statt. Danach entrollen die Schnupperer ihre farbenfrohen Fahnen mit dem Markdorfer Stadtwappen oder dem der Historischen Narrenzunft. Die erste Übung heißt „Harnisch“, die Fahne wird am Körper vorbeigeführt, dabei nach dreimal die Hand gewechselt. Die Kunst liegt darin, die Stange locker im Handgelenk zu drehen, man sieht schnell Fortschritte bei den Neulingen. Schwieriger wird es beim „Helmbusch“, bei dem man die Fahne noch in der Hand behält. Immer gilt es dabei, auf den Aktionsradius zu achten. Getoppt wird die Figur vom „Florentiner“, einem einfachen Wurf, bei dem schon ein Gefühl aufkommt, wie die Präsentation vor Publikum aussehen könnte.
„Es ist ein bisschen sportlich und ein bisschen gesellig“, lobt John Prashant seine ersten Erfahrungen. Fabian Vanderstraeten pflichtet ihm bei. Emelie Lemkamp ist über ihre Schwester zum Fahnenschwingen gekommen und hat Interesse, dabei zu bleiben. Sie hat ihre Freundin Jana Ruoff mitgebracht, der es ebenfalls Spaß macht. Beide sind gerne unter Leuten und mögen die Geselligkeit. Lara Riegger ist mit 15 Jahren die Jüngste in der Gruppe, doch gegenüber den Neulingen ist sie schon ein alter Hase. „Ich habe mir auch die Kaujohle des Vereins angeschaut“, berichtet sie. „Aber die sind halt auf die Fasnet beschränkt, während die Fahnenschwinger das ganze Jahr trainieren und in den schicken Uniformen auch auf Umzüge gehen“, erklärt sie ihre Motivation.
Seit Jahren dabei sind Mailin Heim und Sarah Utz. Nach ihrer schönsten Fahnenschwing-Erfahrung gefragt, fällt ihnen die Teilnahme bei den Heimattagen in der Landeshauptstadt Stuttgart ein. „Das hat Spaß gemacht“, strahlte Mailin. Sarah Utz ergänzte: „Das war ein echtes Erlebnis.“