Den Gehauweg auf dem Rennrad hoch in 1:27 Minuten: Mit dieser Marke hat Radsportprofi Liane Lippert eine nahezu unschlagbare Zeit auf dem frisch eröffneten Abschnitt der „Mur du Bodensee“ vorgelegt. Die Weltklassefahrerin aus Friedrichshafen, die für das spanische Movistar Team Women startet, legte damit eine Zeit vor, an der sich andere Radrennfahrer auf der Strecke in Meersburg messen können.

Hinter dieser neuen Bezeichnung „Mur“ für den Abschnitt oder das Segment, wie die Fachleute die Strecken nennen, verbirgt sich der asphaltierte Weg durch den Gehautobel in Meersburg, von der Einmündung an der Unteruhldinger Straße bis hoch zum Kinderspielplatz in der Lichtenwiese. Die Strecke wird von den Einheimischen zu Fuß oder auf dem Rad auf dem täglichen Weg zur Arbeit oder zur Bushaltestelle viel frequentiert.

Nach der Profifahrerin nahmen die Mitglieder des Radsportvereins Seerose aus Friedrichshafen den Anstieg unter ihre Reifen.
Nach der Profifahrerin nahmen die Mitglieder des Radsportvereins Seerose aus Friedrichshafen den Anstieg unter ihre Reifen. | Bild: Lorna Komm

500 Meter mit teils 14 Prozent Steigung

Doch das 500 Meter lange Straßenstück durch den Wald ist mit seiner steten Steigung, die teilweise 14 Prozent erreicht, auch der steilste Teil des jährlichen internationalen Bodensee-Radmarathons. Dessen Präsident und Veranstalter Markus Gähwiler erläuterte bei der Eröffnung des Teilstücks dessen besondere Anforderungen an die Marathon-Teilnehmer.

Erst flach am See entlang, dann den Berg hoch

Von Unteruhldingen her kommend, geht es einige Kilometer flach am See entlang, bis die Strecke an der Einmündung des Gehauwegs gleich extrem ansteigt. „Von flach auf Vollgas hoch, das ist bitter“, sagt der Schweizer. Zuerst flach zu rollen und dann die Berge hochzufahren, sei eine enorme Umstellung für die Muskeln. Dabei sei der Grad der Steigung selbst nicht so entscheidend. „Irgendwann kommt es nicht mehr auf die Prozente an“, lachte der Radsportler. Bei der „Mur de Huy“, Teil des belgischen Radsportrennens Flèche Wallonne, erreiche die Steigung bis zu 26 Prozent. „Schlimmer ist es, wenn es konstant hochgeht“, erklärte Gähwiller, und man nicht einmal 100 Meter ebene Strecke habe, um sich zu erholen.

27-Jährige schiebt Termin zwischen Frühlingsrennen

Bürgermeister Robert Scherer (rechts) dankte Liane Lippert, die sich zwischen den Frühlingsrennen Zeit für den Abstecher nach Meersburg ...
Bürgermeister Robert Scherer (rechts) dankte Liane Lippert, die sich zwischen den Frühlingsrennen Zeit für den Abstecher nach Meersburg zur Eröffnung des neuen Abschnitts nahm. | Bild: Lorna Komm

Liane Lippert, Mitglied des spanischen Top-Teams Movistar und Siegerin einer Etappe der Tour de France der Frauen, hatte vor der offiziellen Zeitmessung der Eröffnungsfahrt kein Herzklopfen. Sie sei gerade erst vom Rennen aus Belgien zurückgekommen und fahre jetzt zu zwei Rennen in Spanien. „Ich bin voll im Training“, sagte die 27-Jährige. Obwohl die mehrfache deutsche Meisterin im Straßenrennen in Friedrichshafen aufgewachsen ist und durch ihren Vater, der lange im Vorstand des Radsportvereins Seerose war, schon früh zum Radsport kam, war sie den Weg durch den Gehautobel noch nie gefahren. Auch an dem internationalen Bodensee-Radmarathon habe sie noch nie teilgenommen. „Er passt nicht in meinen Trainingsplan“, erklärte sie.

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Lipperts Tipp: „Nicht zu schnell starten“

Ihr Tipp, wie man solche Steigungen angehen sollte: sich den Weg gut einteilen. „Nicht zu schnell starten“, riet sie, damit am Ende noch Reserven da seien, um zu beschleunigen. Bevor Liane Lippert auf dem Weg eine offizielle Richtzeit als sportliche Referenz für den Bodensee-Radmarathon und für die per GPS-trackende Fitness-App Strava setze, eröffnete sie mit Markus Gähwiler die neue Strecke „Mur du Bodensee“.

Die Mitglieder des Radsportvereins Seerose aus Friedrichshafen begleiten ihr bekanntestes Mitglied, Liane Lippert, bei der Eröffnung.
Die Mitglieder des Radsportvereins Seerose aus Friedrichshafen begleiten ihr bekanntestes Mitglied, Liane Lippert, bei der Eröffnung. | Bild: Lorna Komm

Bürgermeister Robert Scherer dankte der Profisportlerin, dass sie sich Zeit dafür genommen habe. Zahlreiche Radsportler des RSV Seerose waren ebenfalls gekommen, um Lippert zu unterstützen. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 23,3 Kilometern pro Stunde legte sie die 1:27 Minuten als bestätigte Zeit vor.

Bestzeit Gähwilers liegt bei drei bis vier Minuten

Markus Gähwiler, dessen Bestzeiten auf dieser Strecke bei drei bis vier Minuten liegen, erklärte, dass auf der Strava-App zwar schon weitere Zeiten unter zwei Minuten hinterlegt seien. Es sei aber nicht überprüfbar, ob da jemand auf dem E-Bike unterwegs gewesen sei. Liane Lippert zeigte sich sportlich fair: „Ich würde mich freuen, wenn jemand schneller hochfährt als ich.“ Sie freue sich über den schönen Anlass der Eröffnung und über jeden, der motiviert sei, aufs Rad zu steigen.